“Da gibt es nichts zu meckern”
Heikendorf (mm). Auch der dritten Zertifizierung des Künstlermuseums Heikendorf steht wohl nichts im Wege. “Wir haben den Brief jetzt in der Tasche”, frohlockt Museumsleiterin Sabine Behrens. “Ihr arbeitet auf einem hohen fachlichen Niveau und bringt das Museum stetig voran”, heißt es in dem Schreiben des Museumsverbands Schleswig-Holstein und Hamburg. Deutlicher könnte ein Lob kaum sein. Zumal der Brief so weitergeht: “Für die Zertifizierung 2024 legen wir euch keine Monita auf”. Will heißen: Der Museumsverband hat nichts zu meckern. Das ist alles andere als selbstverständlich. Denn jedes Museum, das das begehrte Siegel erhalten möchte, muss sich durch endlose Vorgaben kämpfen. Sie müssen lückenlos erfüllt werden, etwa fachgerechte Lagerung und Präsentation der Kunstwerke, enge Vernetzung mit öffentlichen Gruppen, solide Einbruch- und Feuersicherheit, geordnete Finanzen, und und und. “15 Seiten mit viel Kleingedrucktem”, verrät Museumsleiterin Sabine Behrens, während sie in einem säuberlich geführten Büroordner blättert. “Das ist schon ein geballtes Paket, was abgefragt wird”, fasst sie zusammen. “Im Frühjahr waren zwei Damen vom Verband hier im Museum und haben alles genauestens unter die Lupe genommen” sagt Behrens. “Das fühlte sich an, als ob man mit dem Auto zum TÜV fährt”. Doch trotz ausgiebiger Suche in Ritzen und Winkeln hätten die Prüferinnen keine Mängel gefunden. Auch das sei keineswegs selbstverständlich, erläutert Behrens und erinnert an die erste Zertifizierung vor zehn Jahren. Damals hatte der Museumsverband noch etliches zu beanstanden, etwa dass die “pädagogische Gestaltung” nicht optimal gewesen sei. Und der Lithografie-Werkstatt habe es an “räumlicher Wirkung” gefehlt. Hinzu kamen weitere Forderungen, bei denen das Museum nachbessern musste, bevor es das erste Siegel an den Museumseingang schrauben durfte. “Doch die Geschicke am stärksten geprägt hat eine kleine Auflage mit großer Wirkung” wirft Sigrid Paulsen-McCord ein: “Seit 2014 beschränkt sich das Museum darauf, nur noch Werke von Künstlern aufnehmen, die Teil der ehemaligen Künstlerkolonie Heikendorf waren”. Auch wenn diese Auflage zunächst wie eine Einschränkung wirke, betont die Pressesprecherin, sei die Entscheidung “sehr sinnvoll”. Denn die Begrenzung schärfe langfristig und wirkungsvoll “das Profil des Museums”. Einigen Nachbesserungen zum Trotz sei die erste Zertifizierung mit “vergleichsweise geringem Aufwand” zu schaffen gewesen. Denn: “Als recht junges Museum sind wir in der glücklichen Lage, dass wir schon seit Gründung des Museums von Anfang an alles digitalisiert haben”, erläutert die Museumsleiterin. “Wir hatten nie das Problem, irgendwelche Altlasten mitzuschleppen”, unterstreicht sie. Vor zehn Jahren sei das Künstlermuseum eines von nur insgesamt sieben Museen in Schleswig-Holstein gewesen, das das begehrte Siegel erhalten hatte. Anlässlich
der ersten “Rezertifizierung” 2019 hatte der Museumsverband kaum noch was zu meckern. Lediglich der Windfang im Eingangsbereich sollte ein wenig “repräsentativer” gestaltet werden. “Und eine Zimmerpflanze mussten wir wegnehmen”, ergänzt Behrens. Welch hohen Wert auch die zweite Rezertifizierung für das Museum darstellt, erläutert Ulrich Steffen so: “Die geforderten Qualitätsstandards sind vergleichbar mit denen, wie sie auch in der Industrie gelten”, sagt der Geschäftsführer der Heinrich-Blunck-Stiftung, in dessen Trägerschaft sich das Künstlermuseum befindet. “Das Zertifikat spiegelt die Bereitschaft, sich umfassend prüfen zu lassen und strenge Vorgaben einzuhalten”. Zudem ermögliche eine Zertifizierung stets den korrigierenden Blick “von außen”. “Der hilft, dass man nicht betriebsblind wird”, hebt Steffen hervor. Neu hinzugekommen seien Maßgaben in Sachen Nachhaltigkeit. Doch als Museum mit äußerst geringem Budget seien manche dieser Vorgaben leicht zu erfüllen gewesen. „Dass wir Verpackungsmaterial für Bilder mehrfach verwenden, ist seit Gründung des Museums sowieso selbstverständlich”, ergänzt Behrens. Auch die Umstellung auf energiesparende LED-Beleuchtung sei Dank finanzieller Unterstützung des Kreises Plön längst abgehakt. Doch das Museum will mehr als nur Vorgaben des Verbands erfüllen. “Von Frühjahr nächsten Jahres an wird es in Kooperation mit den Gemeindewerken eine Ladestationen mit mindestens zwei Steckdosen für Elektrofahrräder geben”, verrät Ulrich Steffen. Diese dürften Gäste kostenfrei nutzen, während sie das Museum besuchen. Auch über eine Photovoltaik-Anlage oder Wärmepumpe habe man bereits nachgedacht, berichtet der Geschäftsführer. “Doch wegen des relativ geringen Energiebedarfs müsste man mit 30 Jahren kalkulieren, bis sich die Investitionen amortisiert hätten. Das wäre betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll”, sagt er. Dank kunsthistorischer, ökonomischer und pädagogischer Expertise darf das Künstlermuseum auch der nächsten Zertifizierung gelassen entgegensehen.