Vom Bauern- und Fischerdorf zum modernen Familienbadeort
Scharbeutz. Im vergangenen Jahr haben die Dorfschaften Scharbeutz und Schürsdorf ihr 750-jähriges Jubiläum begangen.
Wann auf den Tag genau die beiden Orte entstanden sind, weiß man nicht. Aber für beide Orte gibt es eine urkundliche Erwähnung am 20. September 1271.
Und so hat Bettina Schäfer, Bürgermeisterin der Gemeinde Scharbeutz, am Montag, dem 20. September 2021, erst zum Gedenkstein nach Schürsdorf und im Anschluss zu einer kleinen Feierstunde ins Kurparkhaus Scharbeutz eingeladen. Bei beiden Zusammenkünften haben die jeweiligen Dorfvorstände ihre Urkunden erhalten.
Bürgermeisterin Bettina Schäfer freute sich auch darüber, dass Kreispräsident Harald Werner, der ehemalige Bürgervorsteher Peter Nelle und der ehemalige Kreispräsident und Alt-Bürgermeister Ulrich Rüder zu den Feierstunden erschienen sind.
750 Jahre Scharbeutz
„In unserer Chronik heißt es: Das Dorf (Scharbeutz) liegt auf einem Endmoränenhügel, der nach Osten zur Lübecker Bucht abfällt und nach Westen in eine Talsenke mit dem Wennsee. Zwischen den moorigen Haffwiesen im Norden und dem Kammer-Hochwald im Süden haben die ersten Siedler ihre ersten Felder durch Rodung abgerungen.
Verglichen mit dem Nachbardorf Schürsdorf hatten es die Siedler in Scharbeutz durch die schweren Böden wesentlich schwerer. Dafür bietet ihnen die Küstennähe eher Vorteile, wie zum Beispiel den Seehandel. Der Speckenweg war früher ein Knüppelgang und so gelangen sie in die Haffwiesen, um das Vieh weiden zu lassen.“
Ein Knüppelgang ist ein durch Rundholz oder Bohlen befestigter Weg, der durch ein Moor, ein sumpfiges oder aus anderen Gründen schwer befahrbares beziehungsweise begehbares Gebiet mit wenig tragfähigem Grund führt. Bis heute sind diese Flächen moorig und feucht.
„Und so ist es wohl kein Wunder, dass sich diese Art des Wegebaus auch bei der Entwicklung aus dem Mittelalter ins 21. Jahrhundert zu einem aktiven, kreativen und wunderschönen Seebad auch in unserem Scharbeutz bis heute als Markenzeichen der Küstenorte wiederfindet.“
Bürgermeisterin Bettina Schäfer sagte weiter: „Scharbeutz ist gewachsen, seine Bürgerinnen und Bürger haben das Potenzial und die Perspektiven, die dieser Ort bot, von Landwirtschaft, Seehandel und Tourismus, und erkannt, und stetig begonnen, aus dem Bestehenden noch mehr Gutes für sich und weitere Menschen, die es hierherzog und –zieht, zu schaffen.“
Scharbeutz ist so vielseitig von der Küste bis zum Wald. „Der Waldbesitz von Scharbeutz reichte über mehrere Jahrhunderte bis zum großen Pönitzer See. 1974 wurde die neue Großgemeinde Scharbeutz geschaffen, die Gemeinde Gleschendorf wird eingemeindet. Während die Entwicklung Schürsdorfs landwirtschaftlich geprägt war, musste Scharbeutz auch auf dem Weg zum Seebad durch schwere Zeiten.“
1872 zerstörte eine Sturmflut viele Häuser und Fischerkaten entlang der Küste. Scharbeutz kam durch seine Höhenlage dennoch vergleichsweise gut dabei weg. Haffkrug war damals allerdings mehr von Sommergästen gefragt als Scharbeutz, eben genau wegen dieser Höhenlage.
1883 waren es in Haffkrug 1.100, in Scharbeutz 900 Sommergäste. Für die damalige Zeit bereits eine stattliche Anzahl auf dem Weg ins 21. Jahrhundert.
„Scharbeutz hatte einmal großartige Bauten wie das Augustusbad, das Wilhelminenbad oder Warnings Strandhotel, wunderschöne Relikte der Kaiserzeit, die wir leider nicht geschafft haben, für unsere Zukunft als Andenken unserer Vergangenheit zu bewahren,“ so Bettina Schäfer. „Wir können und müssen dafür Sorge tragen, dass die folgenden Generationen die bestmöglichen Gegebenheiten hier in unserem Ort vorfinden.“
Weiter sagte sie: „Wir sollten uns diesem Bestreben, ja, dieser Tradition unserer Vorgänger verpflichtet fühlen und die Verantwortung, die sie – teilweise in deutlich schlechteren Zeiten als wir sie heute vorfinden – , übernehmen für ein lebenswertes Zuhause aller Bürgerinnen und Bürger und Gäste in den kommenden Generationen.
Dies kann nur gelingen durch die Anstrengungen Vieler, gemeinsam, denn es ist unser Ort, den wir zu etwas machen können, auf das wir mit Recht bereits heute stolz sein können und hoffentlich unsere Kinder und Kindeskinder ebenso.
Seit den 90ern kommt Fahrt ins gehobene Familienbad Scharbeutz und heute sind wir Dank der Umsetzung vieler mutiger Visionen der Ort, die Gemeinde schlechthin in der Lübecker Bucht.
Und trotz der heutigen Größe, trotz des Zuzuges und einer rasanten Entwicklung vor allem in den letzten Jahrzehnten herrscht auch in Scharbeutz ein einmaliger gemeinsamer Wohlfühlgedanke, was wohl die letzten Monate mehr als deutlich gezeigt haben.
Wir sind stolz auf das Erreichte. Doch der Rückblick auf 750 Jahre erfüllt uns auch mit Demut und Ehrfurcht vor den Menschen, den zumeist unbekannten einfachen Menschen, die hier siedelten, hier blieben, hier arbeiteten, hier lebten über die Jahrhunderte und damit den Grundstein für unser heutiges Scharbeutz legten. Sie machten Scharbeutz zu ihrer Heimat, zu unserer Heimat und zum Heimathafen vieler Menschen.“
Dann überreichte sie den Abdruck der Urkunde mit der ersten namentlichen Nennung von Scharbeutz an Dorfvorsteher Fred-Michael Pätau.
„Scharbeutz ist ein schöner Ort geworden,“ so Pätau. „Wir hatten eine riesige Planung, um das Jubiläum zu feiern, aber erst einmal verworfen, aber Scharbeutz feiert den 750. Geburtstag nach.“ Und am kommenden Wochenende ist es nun endlich soweit und „750 Jahre Scharbeutz“ wird vier Tage lang groß gefeiert. (red)