100 Jahre: „Reiter sein, heißt treu sein“
Lensahn. Im Jahr 1923 wurde der Reit- und Fahrverein Lensahn e. V. gegründet - die erste Satzung wurde Ende 1925 veröffentlicht. Der Verein diente dem Aufbau der Pferdezucht und förderte Pferd und Mensch im Fahren und Reiten. Der Reiterbund Ostholstein war der übergeordnete Verband. Der Verein umfasste damals 89 aktive Mitglieder und sechs passive Mitglieder. 14 Jahre übernahm seine Königliche Hoheit, Erbgroßherzog Nikolaus von Oldenburg, die Aufgabe des 1. Vorsitzenden. 1925 wurde die Standarte mit dem Leitspruch „Reiter sein, heißt treu sein“ geschaffen, gestiftet von 11 Lensahner Bürgern.
1928 fand das erste Reit- und Fahrturnier statt. 1930 wurde das Ostholsteinische Bundesturnier ausgerichtet. Ein feierlicher Akt war die Weihung der Standarte durch die Kirche. Der Schwur des Standartenträgers Timmermann und der Lensahner Reiter „die Treue dem Volk und der Heimat“ zu halten. 1939 wurde ein Reitturnier auf dem Lensahner Sportplatz mit Eignungsprüfungen, Materialprüfungen mit 65 Pferden, Geländeritte, Dressur- und Springwettbewerbe der Klasse A und L veranstaltet.
Nach dem 2. Weltkrieg fand 1948 eine Gründungsveranstaltung mit der Ausarbeitung einer neuen Satzung statt. Der Verein umfasste jetzt 133 männliche und acht weibliche Mitglieder. Der monatliche Mitgliedsbeitrag betrug eine Reichsmark. Das Reitturnier wurde auf der Bauernkoppel westlich des Petersdorfer Weges ausgetragen. Ab 1949 wurden regelmäßig Reitjagden durch den Güldensteiner Park angeboten. Unter dem 1. Vorsitzenden Peter Herzog von Oldenburg fand 1955 eine Bundes-Pferde Leistungsschau im Lensahner Jahnstadion statt.
1959 übernahm seine Königliche Hoheit Anton Günther Herzog von Oldenburg den 1. Vorsitz für 30 Jahre. Er förderte die regelmäßigen Jagdveranstaltungen durch den Park rund um das Güldensteiner Schloss. Das Hauptfeld umfasste 14 Kilometer querfeldein. Es waren etwa 30 Hindernisse zu bewältigen: Gräben, Baumstämme, Steilhänge, Gatter. Am Ende der etwa zweistündigen Jagd stand das Fuchsschwanzgreifen. Rund 500 Zuschauer wurden auf landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu den Hindernissen gefahren.
1960 wurde der Lensahner RuFV in das Vereinsregister eingetragen. 1961 fand das erste Vielseitigkeitsturnier in Güldenstein statt. Nachdem es immer wieder Probleme mit dem Ort der Austragung der Reitturniere gab, wurde 1964 erstmalig in Güldenstein geritten. 1966 wuchs der Verein auf 209 Mitglieder an. 1969 wurden jeweils ein Pony- und Fahrturnier und ein Turnier für Großpferde mit Dressur- und Springprüfungen der Klasse M in Güldenstein ausgetragen.
Als Trainingsmöglichkeit für seine Mitglieder pachtete der Verein ein Grundstück an der Lütgenburger Straße in Lensahn. 1971 wurde in Lensahnerhof eine Reithalle, 20 mal 40 Meter, in Kooperation mit dem Herzog von Oldenburg gebaut. Nachdem die Pacht des Reitplatzes abgelaufen war, erwarb der RuFV unter dem 1. Vorsitzenden Ernst Junge 1998 ein Grundstück an der Bredenfeldstraße. Mit aktiven Mitgliedern und Helfern wurden mit der 1. Vorsitzenden Amelie von Fallois (2002 bis 2007) ein Dressurviereck 20 mal 40 Meter und ein Sandspringplatz angelegt.
2017 wurde unter der 1. Vorsitzenden Anja Lamp (2007 bis heute) investiert und der Platz mit einem weißen Zaum eingefasst. Ein professioneller Springplatz wurde durch Vereinsmitglieder auf Gras gebaut, der die Ausrichtungen von Springprüfungen bis Klasse S erlaubt. Nach einer Show des Ponyclubs Warendorf zur Einweihung wurde 2017 das 1. Springturnier der höchsten Klasse organisiert und jährlich wiederholt. 2019 wurde das Dressurviereck komplett erneuert und auf die Maße 20 mal 60 Meter erweitert, um auch Dressurprüfungen der höchsten Klasse ausrichten zu dürfen.
Der Reit-und Fahrverein richtet aktuell drei Turniere jährlich aus. Das Jahr beginnt mit dem Traditionsturnier in Güldenstein. Eine Vielseitigkeitsstrecke bis zur Klasse A** ist die Attraktion. Daneben werden Dressur- und Springprüfungen bis Klasse L vor der Kulisse des Schlosses ausgerichtet. Einen Dank an den pferdefreundlichen Herzog Christian von Oldenburg und seine Gattin Caroline, die ihre Anlage dem Verein jährlich zur Verfügung stellen.
Mittlerweise sind 317 Mitglieder bei RuFV Lensahn gemeldet. Aktuell erfolgreichste Reiterin ist die deutsche Amateurmeisterin Dressur 2020 Zara Adina von Zitzewitz. Im Springen dominiert Katharina Adam bis Klasse S. Bekannt ist Ausbilderin Hilke Schattner, die immer wieder die Kreismeisterschaft Vielseitigkeit gewinnt und in der Dressur bis Klasse S erfolgreich reitet. Bei den Jugendlichen überzeugt Greta Wroblewski im Springen auch überregional. Bekannte Namen im lokalen Springsport sind Theresa und Sophia Lamp, Nena Hopp, Dietrich Burmeister und Leon Hiller. Auch mit einer Olympiateilnehmerin darf sich der RuFV Lensahn schmücken: Bettina Eistel. Nachdem sie 2002 Vize-Europameisterin in Portugal wurde, holte sie sich bei den Paralympics in Athen zwei Silbermedaillen und eine BronzemedailIe. Vier Jahre später setzte sie ihren Erfolg in Hongkong mit einer Silber- und einer Bronzemedaille fort. Neben den bekannten Reitern lebt der RuFV Lensahn den Breitensport. Eine Voltigiergruppe bietet das Turnen auf dem galoppierenden Pferd an, Freizeitaktivitäten wie Ringreiten oder Kurzausflüge mit Pferd in die Heide gehören zum Programm der Jugendarbeit.
Das 100-jährige Jubiläum wird mit einem Reiterball am Samstag, dem 1. April im „Schützenhof“ in Oldenburg gefeiert. (red/mg)