Helferbörse ist fassungslos: Armenische Familie aus Timmendorfer Strand wurde abgeschoben
Timmendorfer Strand. Am 16. November um zirka 5 Uhr geschah das Unfassbare ..... Die armenische Familie aus Timmendorfer Strand („der reporter“ berichtete bereits darüber) wurde nach sechsjährigem Aufenthalt von der Polizei und einem Mitarbeiter der Ausländerbehörde lautstark aus dem Schlaf gerissen. Sie hatte nur wenig Zeit, um ein paar notwendige Sachen zusammenzusuchen und einzupacken – „und das alles, obwohl eine Mitarbeiterin der Behörde zwei Tage zuvor zugesagt hat, dass die Familie die Verlängerung der Ausweise erhält“.
Unvorstellbar das Leid der beiden Kinder (5 und 6 Jahre), für die Deutschland ihre Heimat ist, weil sie hier geboren wurden. Beide gingen in den Evangelischen Kindergarten in Timmendorfer Strand, und das ältere Mädchen hatte gerade die Vorgespräche zur Einschulung im kommenden Jahr. Außerdem hatte sie erst kürzlich im Kinderchor angefangen zu singen, wo bereits Weihnachtslieder eingeübt wurden.
„Wir hatten noch so einiges in Planung für die Kinder, und nun erleben sie das Trauma ihres Lebens,“ so Monika Schulte, die sich ehrenamtlich um die Familie gekümmert hatte.
„Die Mutter der Beiden hatte ihre notwendigen Prüfungen (Deutsch und Politik) mit einem hervorragenden Ergebnis abgeschlossen, Reisepässe waren (für viel Geld) ausgestellt worden und der Ehemann hatte einen Arbeitsvertrag ab 1. Dezember. Zwei aussichtsreiche Vorstellungsgespräche für die Frau mussten jetzt abgesagt werden. Eine Arbeitserlaubnis wurde beiden bisher verwehrt, obwohl die Ehefrau bereits im vergangenen Jahr einen Ausbildungsvertrag hatte. Beide wären sehr gerne einer festen Arbeit nachgegangen, damit sie sich selbst hätten versorgen können. Die Familie lebte sehr bescheiden und stellte kaum Ansprüche. Es war ihnen nie recht, vom Staat abhängig zu sein,“ berichtet Schulte. „Frau A. wurde vor drei Jahren eine Niere entfernt und eigentlich müsste sie hier regelmäßig zur Nachuntersuchung.“
Einige Frauen der Helferbörse Timmendorfer Strand hatten die Familie nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch Empfehlungsschreiben ausgestellt, weil sie der festen Überzeugung sind, dass diese Familie ein Gewinn für die Gemeinde wäre, zumal hier sehr viele Arbeitskräfte in allen Bereichen fehlen.
„Außerdem wurde noch vieles mehr unternommen, um der Familie zu einem Bleiberecht zu verhelfen, aber selbst der Härtefallantrag wurde abgelehnt. Die Anwältin der Familie ist zwar weiterhin bemüht, die Rechtslage zu prüfen, da noch ein Verfahren anhängig ist, aber es gibt wenig Hoffnung,“ so Schulte.
Trotzdem wird die Helferbörse alles in Bewegung setzen, um der Familie eine rasche Rückkehr zu ermöglichen, damit die Kinder in ihrer Heimat Deutschland aufwachsen können.
„Wenn jemand in einem ähnlichen Fall erfolgreich tätig war, würden sich die Frauen der Helferbörse sehr über Unterstützung freuen. Es ist unverständlich, dass integrierte Familien, die ihre Arbeitskraft anbieten, abgeschoben werden, wo wir sehr viele Mitarbeiter in allen Bereichen benötigen und sie zum Teil aus dem Ausland rekrutiert werden! Die Ausgewiesenen haben zwar die Möglichkeit, nach gewisser Zeit zurückzukommen, wenn bestimmte Auflagen erfüllt werden, aber was ist das für ein unsinniger Aufwand an Zeit und Kosten, abgesehen von dem Leid der Familie, insbesondere der Kinder. Diese Auflagen können alle in Deutschland erfüllt werden, was bei dieser Familie bereits der Fall war!“
Monika Schulte fragt: „Wann will die Politik endlich einmal tätig werden und die entsprechenden Gesetze ändern?“
Monika Schulte und die Helferbörse Timmendorfer Strand möchte der Familie auch weiterhin helfen und wären für finanzielle Unterstützung sehr dankbar. Über die Einrichtung eines Spendenkontos zur Unterstützung der Familie werden die Leserinnen und Leser noch informiert.
Zu dem aktuellen Fall sagte Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke im Rahmen des Dankeschön-Nachmittags für die Ehrenamtlichen der Helferbörse: „Wir haben da als Gemeinde leider keine Handhabe. Eine richterliche Anordnung sorgte dafür, dass die Ausländerbehörde des Kreises tätig werden musste. Das ist leider unschön und ein herber Rückschlag für die Helferbörse. Ich würde mich aber freuen, wenn Sie es schaffen, diese bereits integrierte Familie zurückzuholen.“
Insgesamt richtete er - gemeinsam mit Bürgervorsteherin Anja Evers – ein großes Dankeschön an alle Ehrenamtlichen der Helferbörse: „Ohne Sie und Ihre Arbeit hätten wir Vieles nicht so geschafft und wären wirklich abgesoffen.“ (rk)