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„Anja Thauer“ – Eine Gedenkausstellung für die große Cellistin

Jürgen Dechsling, 2. Vorsitzender Heimatverein Travemünde (links), Günter Zschacke, Autor der Dokumentation „Die Cellistin Anja Thauer“ (Mitte), und Harald Coellen, Gestalter der Ausstellung, bei der Eröffnung im Seebadmuseum.

Jürgen Dechsling, 2. Vorsitzender Heimatverein Travemünde (links), Günter Zschacke, Autor der Dokumentation „Die Cellistin Anja Thauer“ (Mitte), und Harald Coellen, Gestalter der Ausstellung, bei der Eröffnung im Seebadmuseum.

Bild: Karl Erhard Vögele

Travemünde. Die Cellistin Anja Thauer (1945-1973): Experten zählen ihre Einspielung des Cellokonzerts von Antonin Dvorak zu den vier, fünf besten und schönsten Aufnahmen überhaupt. In Europa wurde die Künstlerin über ein Jahrzehnt gefeiert – und dann vergessen. Erst vor wenigen Jahren wurde ihr Oeuvre auf drei CDs herausgebracht und die Musikwelt dadurch wieder auf sie aufmerksam gemacht: Eine längst fällige Rehabilitation. Nun wird an die früh gestorbene Künstlerin an ihrem Geburtstort erinnert – mit dieser Ausstellung, zu der eine umfangreiche Dokumentation erschienen ist (die erste überhaupt).

Anja Thauer, geboren am 3. Juli 1945 in Travemünde und gestorben am 18. Oktober in Wiesbaden, war ein außergewöhnliches musikalisches Talent. Bereits mit 16 Jahren gewann sie als Jüngste von über 20 Wettbewerbern in Paris den Grand Prix. Sie konzertierte in ganz Europa, im Nahen und Fernen Osten und war so bekannt wie die gleichaltrige (und ebenfalls früh gestorbene) Jacqueline du Pré. Als sie sich wegen einer vergeblichen Liebe das Leben nahm, erlosch ihr Stern. Sie fand die letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Travemünde.

Die Gedenkausstellung gibt Einblicke in ein kurzes, aufregendes Leben mit Textblöcken, Fotos, Dokumenten und persönlichen Schriftstücken sowie historischen Konzertplakaten. Da ist die Mutter, als arrivierte Violinistin stetes Vorbild und permanente Förderin von Anja. Da ist der Blick auf die Konzerte und Tourneen, auf die Schallplatten – und die Stimmen der Musikkritik. Der Mensch und die Musikerin werden zudem erlebbar gemacht mit einer Medienstation und Ausschnitten aus ihrem Repertoire: Denn zum Glück gibt es nicht nur die Tonträger mit Cellokonzerten von Dvorak, d‘Albert, Saent-Saens und Kammermusik u.a. von Schubert, Strauss und Schostakowitsch, sondern sind auch zwei TV-Berichte über sie erhalten geblieben. In einem bekennt sie: „Ohne Musik bin ich ein halber Mensch.“

So entsteht auf fünf großen Tafeln sowie in Wort und Ton ein Porträt der Künstlerin, wie es der Kritiker Harald Eggebrecht 2013 zeichnete: „Wer Anja Thauer in den 60er und frühen 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts erlebt hat, erzählt von einer schönen jungen Frau, die hingebungsvoll Violoncello spielte mit einem gewissermaßen rauschhaft erregten Ton und impulsiver Gestaltungslust.“

Die Ausstellung im Seebadmuseum Travemünde, Torstraße 1, läuft noch bis zum 31. Dezember und ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr.

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