Kiel/Ratekau. Umweltminister Tobias Goldschmidt hat am vergangenen Donnerstag in Ratekau im Kreis Ostholstein die abgeschlossenen Renaturierungsarbeiten an der Schwartau besichtigt und eine neue Informationstafel für Bürger enthüllt. Durch umfangreiche Baumaßnahmen zwischen Hobbersdorf und Groß Parin wurden Teile der Schwartau wieder in einen natürlicheren Zustand versetzt. So kann sich die ursprüngliche Auenlandschaft wieder eigendynamisch entwickeln.
Umweltminister Goldschmidt zeigte sich begeistert von der positiven Veränderung: „Die positiven Auswirkungen des Auenprojekts könnten nicht vielfältiger sein. Der Gewässer- und Hochwasserschutz, Biodiversität, Natur und Klima: Sie alle sind Gewinner des Projekts. Durch die Maßnahme wird nicht nur Wasser in der Landschaft gehalten, sondern es werden auch wertvolle Lebensräume für Tiere und Wasserpflanzen geschaffen. Beispielsweise finden Meerforellen und Elritzen wieder Laichplätze und können so langfristig eine natürliche Fischpopulation aufbauen. Ein Auwald darf aufwachsen und speichert nachhaltig Kohlenstoff. Von solchen Projekten wünsche ich mir viele weitere im Land. Denn hier kriegt Natur den Raum, sich selbst zu renaturieren“, so Goldschmidt. Ein weiterer Vorteil des Auenprogramms: Die Maßnahmen im Rahmen des Programms können auch zu einer Reduzierung der Nährstoffeinträge in Nord- und Ostsee führen.
„Mein Dank gilt den Akteurinnen und Akteuren vor Ort. Insbesondere Robert Muus und Hanna Kirschnick-Schmidt vom Wasser- und Bodenverband (WBV) Schwartau. Sie waren die Motoren dieses Projekts. Gemeinsam mit einem Projektteam haben sie Ausdauer bewiesen – vielen Dank für diesen großartigen Einsatz“, würdigte Goldschmidt das Engagement vor Ort.
Verbandvorsteher Robert Muus: „Der Wasser- und Bodenverband Schwartau hatte bereits vor vielen Jahren damit begonnen, die Struktur der Schwartau zu verbessern. Dazu gehören die Wiedervernässung des Dodauer Sees im Quellgebiet sowie die Schaffung des Umgehungsgerinnes an der Hobbersdorfer Mühle.“ Auch aus seiner Sicht sei „die gute Zusammenarbeit der an Planung und Bau Beteiligten vorbildlich gewesen. Sie haben einen angemessenen Ausgleich der Belange aus Wasserwirtschaft, Natur- und Artenschutz, Bodenschutz und Forst gefunden.“
Lutz-Henning Müller, stellvertretender Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, war ebenfalls erfreut: „Die Schleswig-Holsteinische Landesforsten AöR konnte im Rahmen dieser beispielhaften und effektiven Kooperation die benötigten Flächen zur Verfügung stellen und das Projekt zur Verbesserung von Biotop-, Arten- und Klimaschutz unterstützen“.
Die Maßnahme hat von der ersten Idee bis zur Fertigstellung rund zehn Jahre gedauert. Dieser lange Vorlauf hat sich gelohnt, die Schwartau kann zukünftig wieder häufiger und länger ausufern und ist ein Leuchtturmprojekt für das ganze Land.
Auf einer Länge von rund vier Kilometern wurde die Schwartau wieder aus ihrem begradigten Bachbett befreit. Das Profil wurde verbreitert und Altarme angeschlossen. Die Gewässersohle wurde angehoben, damit das Wasser wieder frei fließen und regelmäßig in den Talraum ausufern kann. So kann sich wieder ein natürliches Gewässer entwickeln. Mit der Maßnahme werden gleichzeitig Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, der Fauna-Flora Habitat-Richtlinie, aber auch des Hochwasser-Rückhalts und des Klimaschutzes verfolgt.
Hintergrund: Das Auenprojekt Schwartau wurde im Rahmen des Auenprogramms des Umweltministeriums umgesetzt. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage
www.schleswig-holstein.de/Auenprogramm.
Die Schwartau, ein fast 40 Kilometer langes Gewässer im Osten von Schleswig-Holstein, wurde, wie viele andere Gewässer in Schleswig-Holstein, in den 1930er Jahren ausgebaut und begradigt. Erst später wurde erkannt, dass dadurch auch wichtige Lebensräume und der natürliche Wasserhaushalt zerstört wurden. Ausführliche Informationen über das Auenprojekt Schwartau hat der Wasser- und Bodenverband Ostholstein auf seiner Homepage schwartau.wbv-oh.de bereitgestellt. (SE)