Bürgermeisterin informierte über Hinterlandanbindung und 380KV-Leitung
Scharbeutz-Haffkrug. Bei dem Bau der Hinterlandanbindung und dem Bau der 380KV-Leitung sind gerade Haffkrug und auch Scharbeutz von den bevorstehenden Infrastrukturmaßnahmen betroffen. Beide Bauprojekte liegen sehr nah an der Wohnbebauung, zum Teil gerade mal zweihundert Meter. Die Ausläufer dieser Maßnahme betreffen jedoch über Gronenberg hinaus das gesamte Binnenland der Gemeinde Scharbeutz.
Beim Neujahrsempfang am vergangenen Samstag führte Bürgermeisterin Bettina Schäfer darüber ausführlich aus: „Mit jedem Wechsel in der Bundes- und Landesregierung landen wir als Gemeinde in neuen Herausforderungen. Nach dem jetzigen Stand startet das Planfeststellungsverfahren noch im ersten Quartal dieses Jahres. Wir brauchen die Hilfe und Unterstützung der Politik auf Landes- und Bundesebene.”
Eigentlich sollte der Bauabschnitt erst in der zweiten Jahreshälfte vorgestellt werden. Zu dem Zeitpunkt erscheint eine neue, gesetzlich verpflichtende streckenbezogene Verkehrsprognose mit höheren Zugzahlen und mit einem damit verbundenen höheren Lärmschutz für die betroffenen Kommunen. „Also tut die Deutsche Bahn nun alles dafür, das Verfahren vorzuziehen und diese Kosten zu sparen. Wir sprechen hier von etwa 30 Prozent mehr Zügen auf der Strecke und einer wesentlich höheren Nachtaktivität, vor allem durch Güterverkehr mit Zuglängen von über 800 Meter,“ so Schäfer.“
„Durch das zusätzlich fehlende dritte Gleis in Lübeck und die erhöhte Taktfrequenz durch den Ausbau Richtung Hamburg ist es überhaupt nicht mehr möglich, Zugzahlen am Tag zu bedienen. Dafür braucht es weder gehobene Mathematik noch Ingenieurswissen, sondern einfach gesunden Menschenverstand. Und schwups können Verfahren beschleunigt werden, um diesen Kosten und einem selbstgemachten Chaos augenscheinlich zu entgehen. Ein Schelm, der sich was Böses denkt …”
Die Deutsche Bahn baut im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und Bettina Schäfer ist dankbar, dass auch die Mitglieder des Bundes- sowie des Landtages als Gäste beim Neujahrsempfang vertreten sind. Sie sagt: „Bitte lassen Sie nicht zu, dass unsere schöne Gemeinde, unser schönes Haffkrug, durch diese Infrastrukturmaßnahme zerstört wird.”
Weiter sagte die Bürgermeisterin beim Neujahrsempfang vor knapp 400 Besuchern: „Es gibt eine eindeutige Beschlusslage in der Gemeinde mit ,2 plus 0’, das heißt das Aus der Bäderbahn, Verkehr nur auf der neunen Strecke. Ich weiß, dass das auch kritisch gesehen wird. Scharbeutz und Haffkrug bleiben auch über die neue Hinterlandanbindung sehr gut angebunden. Auch das möchte ich hier noch einmal deutlich aussprechen. Nach jetzigem Stand wird die Bäderbahn nicht in der Form weiterbetrieben. Mehrfach haben wir dennoch zum Wohle der Gemeinde Vorschläge für kostengünstigere und akzeptablere Lösungen gemacht, was zudem auch die Anbindung Timmendorfer Strands und eine gemeinsame touristische Anbindung gestärkt hätte. Man hätte diese Vorschläge wie zum Beispiel den Beibehalt des Scharbeutzer Bahnhofs und das Heranführen der Bestandsstrecke Bäderbahn auf einen neuen Bahnhof in Haffkrug hin wenigstens mal diskutieren müssen, was auch heißt, dass es für Haffkrug bei einem ,2 plus 0’ bleiben muss! Niemand in den entscheidenden Gremien hat jedoch den Mut, diese Vorschläge in einem weit vorangeschrittenen Verfahren zu berücksichtigen aus Angst, weitere Verzögerungen dadurch zu riskieren.”
Dann wird sie etwas deutlicher: „Es kann doch nicht wirklich ernst sein, durch einen kleinen Ort wie Haffkrug zwei Bahnlinien zu bauen, zwei Bahnhöfe in Sichtweite zu betreiben, mit den widersprüchlichsten Aussagen, es wird keine Strecke mehr zurückgebaut und im Planabschnitt Richtung Sierksdorf wird die Strecke ab Haffkrug dann doch zurückgebaut. Frei nach dem Motto, was stört mich mein Geschwätz von gestern. Liebe Vertreter dieses Projektes, wir reden hier von etwas, was uns bestimmt 100 Jahre begleiten wird und mit einem Finanzierungsvolumen von mehr als 5 Millionen Euro allein für die Gemeinde Scharbeutz auch viele Jahre unseren Haushalt einschränkt und wichtige Infrastrukturbauten wie Kindergärten und Feuerwehren verhindert und Sie lehnen konstruktive Gespräche über alternative Routenplanungen und Kosteneinsparungen ab?! Wir haben diese Musik nicht bestellt und doch belasten diese Maßnahme unseren ohnehin durch enorme Kostensteigerungen angeschlagenen Haushalt sehr. Die nächsten Jahre werden wir als Gemeinde jedes Projekt, ob im Gemeindehaushalt oder Wirtschaftsplan des Tourismus, genau anschauen und beraten müssen, was wir uns leisten können und was auch eben nicht.”
Auch ein weiteres Projekt, die 380 KV-Leitung, ist ein massiver Eingriff. Schäfer: „Das Verfahren insgesamt zur Festlegung der Trasse war eine Farce. Ein von der damaligen Landesregierung gefeierter Bürgerdialog, der schon nicht glücklich war, wurde in einer Hinterhofkneipe unter Ausschluss des Kreises gekippt und mit aller Konsequenz durchgezogen.”
Dann verweist sie auf das Cap Arcona-Ehrenmal. Der dort vorhandene Wald wird fast vollständig abgeholzt. „Die Tennet ist nicht bereit ihre Planungen zu überdenken und wird direkt in Verlängerung des Ehrenkreuzes einen 80 bis 90 Meter hohen Mast errichten, der wegen des Flughafens in Sierksdorf auch noch eine orange Husse erhält. Auch die Tennet baut im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und ich kann es nur noch einmal wiederholen: Bitte lassen Sie nicht zu, dass unsere schöne Gemeinde, unser schönes Haffkrug durch diese Infrastrukturmaßnahmen zerstört wird,” so Bettina Schäfer. „Die Menschen, die nach so viel Leid im Krieg an dieser Stelle endlich Ruhe gefunden haben, haben unsere Wertschätzung, unseren Respekt und endlich ihren Frieden verdient. Gemeinsam mit dem Verein 27. Januar kämpfen wir für einen würdevollen Ort, der die Erinnerung an diese Zeit für ein friedvolles Morgen wachhält.”
In Kürze beginnen die Auslegungsverfahren für die Hinterlandanbindung. Der Aufruf der Bürgermeisterin der Gemeinde Scharbeutz: „Bitte seien Sie an unserer Seite, kämpfen mit uns und beteiligen sich an den Öffentlichkeitsveranstaltungen, um unsere Forderungen für unsere Lebensqualität und die Chancen unserer Gemeinde Scharbeutz ganz deutlich zu machen. Ebenso wird unsere Haupteinnahmequelle, der Tourismus, unter diesen Maßnahmen leiden. Neben den direkten Bauten wird die ZVO rund 1000 Umleitungen auf den Weg bringen müssen, 75 Brückenbauwerke entstehen und viele Bundes- wie Landesstraßen werden ausgebaut wie auch die Autobahn A1.”
Bettina Schäfer ist der TALB mit ihrem Geschäftsführer André Rosinski sehr dankbar, dass er sich schon jetzt Gedanken über Dinge wie einem ÖPNV zu Wasser und viele andere Dinge macht. „Wir bleiben optimistisch und gehen mit Innovationen in die Zukunft,” so die Bürgermeisterin. (rk)