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„ETC“: Stimmen aus der Politik und Fakten zur Investorensuche

Das Eissport- und Tenniscentrum in Timmendorfer Strand erhitzt derzeit die Gemüter.

Das Eissport- und Tenniscentrum in Timmendorfer Strand erhitzt derzeit die Gemüter.

Bild: René Kleinschmidt

Timmendorfer Strand. Das ETC ist momentan das Gesprächsthema Nummer Eins in Timmendorfer Strand. Nach Bekanntwerden des Inhalts eines Interessenbekundungsverfahren, in dem unter anderem steht, dass „ein Fortbestand des ETCs nicht mehr zwingend“ sei, war die Empörung bei den Vereinen und Eissport- und Tennisfans groß und es folgten viele Meinungen und Kommentare, zum Teil mit Fehlinformationen. „der reporter“ hat in der letzten Ausgabe bereits über alle wichtigen Infos und Fakten berichtet.


Zum Interessenbekundungsverfahren für das Eissport- und Tenniscentrum, in dem ein Beratungsbüro im Auftrag der Gemeinde Timmendorfer Strand Investoren für das ETC-Areal suchen, hat die Redaktion auch Pressemitteilungen von einigen Fraktionen der Gemeindevertretung erhalten. Mit einigem Erstaunen hat die Politik nämlich die aktuellen Meinungsäußerungen in den sozialen Medien und die Berichte einer Tageszeitung zur Kenntnis genommen.


BBNP: Fakten zur Quartiersentwicklung ETC/Kurmittelhaus

In der Pressemitteilung des BBNP (BürgerBündnis Neue Perspektive), größte Fraktion in Timmendorfer Strand, heißt es zu den Fakten:

„1. Das Verfahren zur Quartiersentwicklung ETC/Kurmittelhaus befindet sich aktuell lediglich im sogenannten Interessenbekundungsverfahren, um die Investorenbedarfe zu ermitteln. Es hat bislang weder eine Ausschreibung noch eine Entscheidung gegeben.
2. Der bereits einige Zeit zurückliegende Beschluss für dieses Verfahren wurde im Tourismusausschuss einstimmig (Februar 2024) und im Hauptausschuss (Oktober 2024) mehrheitlich fraktionsübergreifend so getroffen.
3. Die zwischenzeitliche Anpassung der Formulierung (ohne Eissport und Tennis) in der Veröffentlichung des Interessenbekundungsverfahren ist nur deshalb erfolgt, weil die von der Verwaltung eingebundene Beratungsagentur dies explizit so empfohlen hat, um ein ausreichendes Interessentenaufkommen zu sichern.
4. Sollte sich ein Konzept ohne Eissport und Tennis durchsetzen, so ist angedacht, die Eissport- und Tennishalle gleichwohl zu erhalten und die Erlöse aus der Vergabe der Sanierung zugute kommen zu lassen.
5. Die BBNP befürwortet einen Neubau mit Eissport und Tennis.

Alle von diesen Fakten abweichenden Aussagen, die derzeit öffentlich kursieren, sind schlicht falsch. Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren.“


FDP zur aktuellen Berichterstattung in der Presse und im Netz

Die FDP Timmendorfer Strand schreibt dazu: „Initiiert wurde das Verfahren durch den Workshop im Februar 2024, bei dem in großer Ausschussrunde zusammen mit den Gemeindevertretern, wählbaren Bürgern und der Verwaltung über die Möglichkeiten und die Zukunft des ETC diskutiert wurde.

Nachdem man diese Gespräche nun mehr das Xte-mal geführt hatte, war bei der Mehrzahl der Teilnehmer eine gewisse Ratlosigkeit vorhanden. Die Kosten für einen Neubau der ganzen Sportstätte liefen uns davon, aus 10 Millionen Euro waren inzwischen weit über 20 Millionen geworden. Die letzte Idee in den Ausschüssen war die REWE-Gruppe, die gerne einen Markt dort platzieren wollte, sich aber um das ETC nicht kümmern wollte, was zuerst ganz anders gesagt und auch gezeigt wurde. (...)


Auch um Zeit zu gewinnen, wurde dann beschlossen, dass dieses Verfahren noch einmal sehr umfangreich erneut probiert wird. Es sollte einfach gelingen, den einen Investor zu finden, der aus dem ETC und den Tennisanlagen ein Thema strickt, vielleicht ein Sporthotel, was allen gerecht werden könnte. Gleichzeitig wurde beschlossen, alle nötigen Mittel bereitzustellen, um den laufenden Betrieb sowohl im ETC und auch für die Tennisverein zu gewährleisten. Dazu waren auch einige Investitionen nötig (zum Beispiel neue Böden im Tennis und eine neue Lichtanlage).


Nach einigen Monaten wurden wir dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir den Kreis der Möglichkeiten zu klein halten, wenn wir uns nur auf Investoren konzentrieren, die auch die Sportlösung anbieten können. Bereits beim Suchauftrag würden wir dann herausfallen. Insofern wurde uns dringend empfohlen, alles möglich zu machen, wenn auch mit einer klaren Bevorzugung für alle Anbieter, die uns zum ETC und Tennis eine Lösung anbieten könnten. Wir würden uns ja in jedem Fall die Entscheidungshoheit erhalten, mit welchem Investor wir sprechen wollen. Selbst wenn es nur Investoren gibt, die Ferienwohnungen bauen möchten, brauchen wir mit keinem in eine zweite Runde zu gehen. Das Verfahren wäre dann gescheitert.“ (...)


Abschließend schreibt der Fraktionsvorsitzende der FDP, Andreas Czayka: „Die Position der FDP war immer eindeutig: Wir stehen zum ETC und möchten es auch sehr gerne für den Ort und für die Gemeinde erhalten. Dennoch gibt es auch eine Stimme der Vernunft. Auch wenn es im Moment viele nicht hören möchten: Was lässt der Haushalt in den kommenden Jahren tatsächlich noch zu? ETC? Schulen? Kitas? Sportstätten? Wir werden darüber reden müssen, dann aber unter Einbeziehung aller Fakten und natürlich auch den mehrheitlichen Wünschen der Bürgerinnen und Bürgern von Timmendorfer Strand.“


CDU-Antrag in der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung

Angesichts der jüngsten Schlagzeilen um das Timmendorfer Eissport und Tenniszentrum (ETC) bei der Investorensuche, unterstreicht die CDU Timmendorfer Strand ihre eindeutige Positionierung: „Der Erhalt dieser Sporthalle mit Eisbahn und Tennisplätzen ist für uns nicht verhandelbar“, sagt CDU-Fraktionschef Dieter Boeden. Es sei für die Christdemokraten immer klar gewesen, dass sich ein Investor auch zum ETC bekennen müsse.


Da der finale Ausschreibungstext der Selbstverwaltung für das Interessenbekundungsverfahren nicht abgestimmt war und von der CDU als nicht eindeutig genug bewertet wird, beantragt die Fraktion zur nächsten Sitzung der Gemeindevertretung am 18. Februar, dass die Verwaltung als Ergebnis des Interessenbekundungsverfahrens nur die Interessenten zu berücksichtigen hat, die den Fortbestand des Eissport- und Tennisangebots gewährleisten. Interessenten, bei denen dies nicht der Fall ist, sollen bei der Entwicklung eines Konzeptes zur künftigen Nutzung des Areals nicht zum Zuge kommen.
Die CDU begründet ihren Antrag damit, dass es der mehrheitliche Wunsch der Politik sei, am Eissport- und Tennisangebot in der Gemeinde festzuhalten.


Dies sei in den Sitzungen des Tourismus- und Hauptausschusses deutlich geworden. Mit diesem Antrag soll die Notwendigkeit des Eissport- und Tennisangebots als Bestandteil eines neuen Konzeptes verdeutlicht werden.


Die Grünen: „Eishockey und Tennis müssen bleiben“

Die Timmendorfer Grünen haben sich schon immer für den Erhalt und die Sanierung des Eissport- und Tenniscentrums eingesetzt, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen Timmendorfer Strand.


„Das ETC als Sportstätte für alle Generationen und als ein beliebter Treffpunkt hat eine hohe Bedeutung für unsere Gemeinde. Dreimal haben die Bürgerinnen und Bürger über die Sanierung des ETC abgestimmt. Leider wurden die Bürger­entscheide nicht umgesetzt. Seit 2015 wurden immer neue Prüfaufträge an die Verwaltung herangetragen, so dass die Sanierung von Jahr zu Jahr verschleppt wurde. Nach dem letzten Bürgerentscheid im Jahr 2019 wurden zwar Planungsaufträge vergeben und zwei Millionen Euro Fördergeld eingeworben, aber außer einer Fehlplanung und diversen Kostenschätzungen ist fast nichts vorangegangen. Es hat noch nicht mal eine Untersuchung des Daches stattgefunden,“ heißt es in der Pressemitteilung.


Und weiter schreibt Grünen-Sprecherin Susanne Dittmann: „Von 2021 bis 2023 herrschte Stillstand. Im Februar 2024 wurde im Tourismusausschuss entschieden, dass statt der Sanierung ein Interessenbekundungsverfahren für das ETC mit Eissport- und Tennis­angebot durchgeführt werden soll. Im Hauptausschuss im September wurde die Formulierung geändert. Das laut Veröffentlichung ,die Beibehaltung eines Sportangebotes‘ nur ,wünschenswert‘ ist, dem stimmen wir nicht zu.“


Der Verkauf eines 6 Hektar großen Areals mit großen Kurparkflächen, Parkplatz, Kurmittelhaus und Freilichtbühne für ein Hotel oder Ferienwohnungen kommt für die Grünen nicht in Frage: „Der Kurpark ist die grüne Lunge der Gemeinde und der historische Baumbestand ist unbedingt zu erhalten. Öffentliche Parkanlagen gehören allen Bürgerinnen und Bürgern. Für das Kurmittelhaus sollte eine sozial-kulturelle Nutzung gefunden werden.“


„Was die Kosten für den Betrieb des ETC anbetrifft, liegt der aktuelle Jahresverlust bei zirka 230.000 Euro,“ so die Grünen. „Neue Gebäudetechnik würde den Betrag wahrscheinlich reduzieren. Im Jahr 2023 gab es eine Kostenschätzung vom beauftragten Planer, nach der die Erneuerung der technischen Anlagen netto 6,5 Millionen Euro kosten würde. Bei Abzug der Fördermittel in Höhe von 2 Millionen Euro würden sich Kosten von 4,5 Millionen Euro ergeben.“ (...)


Dass ein Investor eine neue Eishalle baut, ist aus der Sicht der Grünen eine Illusion. „Fast alle Eishallen (Adendorf, Harsefeld, Braunlage, Salzgitter, Rostock, Hamburg), in denen der CET spielt, sind in öffentlicher Hand. Es ist ja auch im Interesse der Vereine, wenn eine Sportstätte in öffentlicher Hand bleibt. Nur so ist gewährleistet, dass die Vereine die Trainingszeiten bekommen, die sie brauchen,“ heißt es abschließend. (rk)

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