Land zeichnet innovative Konzepte für zukünftigen ÖPNV in der Lübecker Bucht aus
Timmendorfer Strand. Wie sieht nach Fertigstellung des Fehmarnbelttunnels in einigen Jahren ein moderner und innovativer Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPNV) in der Lübecker Bucht aus? Zu dieser Fragestellung hatte im letzten Jahr Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz gemeinsam mit dem Verkehrsverbund NAH.SH einen Ideenwettbewerb ausgelobt.
Nachdem am vergangenen Mittwoch und Donnerstag im Maritim Seehotel in Timmendorfer Strand insgesamt sieben Bewerbergruppen ihre Konzepte einer großen Fach-Jury präsentierten, stehen seit dem 10. Juni die besten Ideen und damit die Preisträger fest: Die ersten beiden Preise in Höhe von je 7.000 Euro teilen sich das Planungsbüro TRICON Design (Baden-Württemberg) mit der Idee einer komfortablen Busbahn ohne Trasse („TIMM“) sowie das Lübecker Planungsbüro BCS Stadt Region mit einem sowohl als Straßenbahn wie auch auf Bahnstrecken einsetzbaren „TramTrain“ („Lübecker-Bucht-Bahn“).
Den dritten Rang – 4.000 Euro – sicherte sich das Hamburger Planungsbüro Regiomaris – unter anderem mit der Konzeption eines Zwei-System-Fahrzeugs. Das heißt: Eisenbahn und Straßenbahn in einem.
Den vierten Preis – 3.000 Euro – erhielt die Hamburger Bewerbergruppe „Ioki“ für einen „Ideenzug“ zwischen Hamburg und Ratekau sowie ein elektrisch betriebenes Lufttaxi, ein sogenannter Volocopter. Zudem schlagen sie für die Strecke zwischen Ratekau und dem Bahnhof Timmendorfer Strand einen autonomen Linienbus vor.
Den fünften Platz – 2.000 Euro – erhielt aus den Händen von Verkehrsminister Buchholz das Berliner „team red“ für den Vorschlag, die bisherige Bädertrasse mit neuen Fahrzeugen wiederzubeleben.
Sämtliche Konzepte sind im Internet unter www.timmendorf-innovativ.de nachzulesen.
„Ich bin begeistert über die Resonanz – und von den Konzepten, die aus meiner Sicht zeigen, wie sehr sich die immer wieder aufgerufene Diskussion über eine reine Wiederbelebung der alten Bäderbahn überholt hat“, sagte Buchholz. Die zahlreichen Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger beim digitalen Beteiligungsprozess hätten zudem gezeigt, dass eine kluge Anbindung – insbesondere für die Menschen in der Region – eine Herzensangelegenheit sei. Gleichzeitig belegten die Konzepte nach den Worten des Ministers, dass die Lübecker Bucht im Nahverkehr zum Vorbild für andere Regionen in Deutschland werden könne.
„Kreativität und Innovation sind wichtig, gerade hier in dieser Region und in dieser Zeit,“ sagte Minister Buchholz.
Und der designierte Bürgermeister der Gemeinde Timmendorfer Strand, Sven Partheil-Böhnke, sagte bei der Siegerehrung: „Die Jury hat mit Herz und Verstand entschieden und daher den 1. Platz an zwei Büros vergeben und sich somit für eine Mischung aus Kreativität, Design und Machbarkeit entschieden.“
An dem Wettbewerb nahmen fünf Planungsbüros aus dem gesamten Bundesgebiet und auch zwei Studierendengruppen der Dualen Hochschule Schleswig-Holstein teil. Die Studierendengruppen erhielten zusammen 5.000 Euro Preisgeld.
Sowohl Buchholz als auch NAH.SH-Geschäftsführer Dr. Arne Beck hoben hervor, dass alle Konzepte Anregungen für den weiteren Planungsprozess lieferten. Insbesondere die „außergewöhnlichen“ Ansätze in den Vorschlägen der beiden Studierendengruppen der Dualen Hochschule Schleswig-Holstein würden den Planungsprozess ungemein bereichern. „Schleswig-Holstern zeigt damit einmal mehr, dass unsere Nahverkehrslösungen zu den Besten in ganz Deutschland gehören und wir uns ständig um Innovation und Verbesserungen bemühen“, sagte Beck.
Auch die Konzepte der Studierenden der Dualen Hochschule Schleswig-Holstein fanden große Beachtung und viel Beifall: Die eine Gruppe hatte vorgeschlagen, den Nahverkehr über eine Kombination aus kleinen und großen Katamaranen mit Wasserstoff-Antrieb sowie einer innovativen Schwebebahn in der Lübecker Bucht zu organisieren. Die andere Gruppe entwarf ein modulares Konzept für einen so genannten „Hover-, Cable und Street-Coaster“. Dabei wird ein Fahrzeug sowohl für Straße als auch für eine Seilbahn und einen Zug genutzt. Sämtliche Konzepte setzen auf umweltschonende Antriebe und für die Nutzer komfortable Buchungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Handy-Apps.
An beiden Tagen des öffentlichen Wettbewerbs hatten Bürgerinnen und Bürger nicht nur die Möglichkeit Fragen zu stellen, sondern auch Anmerkungen und Vorschläge für die vorgestellten Verkehrskonzepte einzubringen. Die Planungsbüros und die beiden Studierendengruppen haben die Anregungen aufgegriffen und teilweise in ihre Konzeptionen übernommen.