Reporter Timmendorf

Leuchtturmprojekt: Wie entwickelt sich die renaturierte Schwartau?

Ostholstein. Nach dem Abschluss der Renaturierung der Schwartau auf etwa 4,7 Kilometern ist ein langfristig angelegtes Monitoring-Projekt gestartet. Dabei wird der renaturierte Abschnitt zwischen Hobbersdorf und Groß Parin (Kreis Ostholstein) für mindestens 15 Jahre beobachtet. Wie verbessern sich die Land- und Wasserlebensräume? Wie entwickelt sich der Gewässerverlauf? Um solche Fragen geht es bei der Erfolgskontrolle.

Das sogenannte Schwartau-Auenprojekt, in dessen Rahmen die Renaturierung stattfand, ist in dieser Form eines der größten in Schleswig-Holstein und damit ein Leuchtturm-Projekt mit landesweiter Bedeutung. Es wurde durch den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) begleitet und durch EU-, Bundes- und Landesmittel finanziert sowie fachlich beraten durch die Wasserwirtschaft und den Naturschutz des Landesamtes für Umwelt (LfU).

Zur Renaturierung: Unter Federführung des Wasser- und Bodenverbands Schwartau erfolgten von 2021 bis 2023 unterschiedliche Baumaßnahmen: Es wurden sechs Altarme wieder angeschlossen und neue Mäander entwickelt. Abschnittsweise wurde die Gewässersohle angehoben, an anderen Stellen wurden die Ufer abgeflacht. Insgesamt wurden dafür circa 36.000 Kubikmeter Boden abgefahren und circa 18.000 Kubikmeter Boden wieder eingebaut. Zudem wurden in die Schwartau selbst Totholz und Geröll sowie mehr als 5.000 Tonnen Kies eingebracht.

Ergebnis: Im Ergebnis ist der Verlauf der Schwartau nun um etwa 600 Meter verlängert worden und sie tritt schneller und öfter über die Ufer. Schnell und langsam fließende Abschnitte, flache und tiefe Bereiche sowie steinige, kiesige und sandige Substrate wechseln sich ab. So entstanden vielfältige Lebensräume im Wasser und an Land, von denen Pflanzen und Tiere profitieren.

Die an die Schwartau grenzenden Flächen im Projektgebiet sind sichtbar nasser geworden. Sie können so Sedimente und Nährstoffe besser zurückhalten. Außerdem begünstigen sie die Speicherung von CO2 im Boden, womit das Auenprojekt auch zum Klimaschutz beiträgt. Ein weiterer positiver Effekt der Anbindung des Gewässers an die Aue ist die Vernetzung von Lebensräumen, der sogenannte Biotopverbund.

Zum Monitoring: Neben der Aufwertung des Gewässers und der Herstellung einer natürlichen Überflutungsdynamik war und ist das Ziel des Schwartau-Auenprojektes die Verbesserung der Land- und Wasserlebensräume nach Kriterien der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) und der Biodiversitätsstrategie.

Ob diese Ziele erreicht werden, will das Landesamt für Umwelt nun untersuchen. Der renaturierte Abschnitt soll mindestens für 15 Jahre besonders beobachtet werden. Im Rahmen der 2023 begonnenen Erfolgskontrolle werden die Gewässerstruktur und vorhandene Habitate untersucht. Dazu sollen örtliche Sedimentbewegungen vermessungstechnisch erfasst werden. Wasserstände werden anhand von Pegeln dokumentiert.

Es werden zudem wiederholt land- und wasserseitig verschiedene Tiergruppen und Pflanzen erfasst: Für die Artengruppe der Fische läuft ein bestehendes Monitoringprogramm. Geplant ist ebenfalls, den Bestand der Elritze durch Besatzmaßnahmen zu verbessern. Auch das Makrozoobenthos wird untersucht: wirbellose Kleintiere, die auf der Gewässersohle leben, wie zum Beispiel Muscheln, Schnecken, Krebse, Eintagsfliegen- und Libellenlarven.

An Land werden Amphibien und Laufkäfer sowie Gefäßpflanzen kartiert. Das Monitoring dieser drei letztgenannten Artengruppen stellt zugleich auch einen Beitrag zu einem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz dar. Die Daten, die an der Schwartau erhoben werden, fließen in den Praxistest zur Entwicklung eines Verfahrens zur Bewertung von Auen mit ein. (Weitergehende Informationen zum F E-Projekt finden Sie auf der Internetseite des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, https://www.ufz.de/ - dort bitte im Suchfeld „biozönotische Auenzustandsbewertung“ eingeben und das erste Suchergebnis anklicken.)

Um die Entwicklung des Gewässerverlaufs bildlich darstellen zu können, werden regelmäßig Luftbilder durch eine Drohne aufgenommen. Parallel erfolgen Untersuchungen zum Teil auch in einem Kontrollgebiet, einem oberhalb gelegenen vergleichbaren Abschnitt der Schwartau, der nicht renaturiert wurde.

Die Wissenschaftler: „Wir sind gespannt, wie sich der renaturierte Abschnitt der Schwartau und die angrenzende Aue entwickeln werden und ob die gewünschten Ziele erreicht werden können Mit Sicherheit werden Renaturierungsmaßnahmen an anderen Gewässern im Land von den Ergebnissen dieses Monitorings profitieren.“ (PM/SE)

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