Neujahrsempfang in Stockelsdorf: Kritik an Bund und Land
Stockelsdorf. Am vergangenen Freitagabend, 17. Januar, fand der diesjährige Neujahrsempfang der Gemeinde Stockelsdorf statt. Rund 450 Stockelsdorfer waren der Einladung ihrer Gemeinde ins Feuerwehrhaus am Bohnrader Weg gefolgt. Und wie schon in der Vorwoche in Bad Schwartau hatten sich auch bei der „After Work Party“ zahlreiche namhafte Gäste eingefunden. So konnte Bürgervorsteher Manfred Beckmann die beiden Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn (SPD) und Ingo Gädechens (CDU), aus dem Landtag Bad Schwartaus Stadtpräsidentin Wiebke Zweig (CDU) und als Vertreter des Kreises Ostholstein Landrat Timo Gaarz und die Kreistagspräsidentin Petra Kirner begrüßen. Ebenfalls anwesend waren die Verwaltungschefs Dr. Katrin Engeln aus Bad Schwartau, Thomas Keller aus Ratekau, Bettina Schäfer aus Scharbeutz, Sven Partheil-Böhnke aus Timmendorfer Srtrand, die ehemalige Bürgermeisterin Brigitte Rahlf-Behrmann (Stockelsdorf) und der ostholsteinische DRK-Vorsitzende Gerd Schubert sowie der ehemalige Kreispräsident und Stockelsdorfer Bürgervorsteher Harald Werner sowie Stockelsdorfs Ehrenbürger Jens Clauss.
Einen besonderen Dank richtete Manfred Beckmann nach der Begrüßung der Gäste an alle Menschen, die sich in der Gemeinde ehrenamtlich engagieren. Also an die, „die in Stockelsdorf unsere Gesellschaft mit ihrer Arbeit lebens- und liebenswert machen. Ich möchte meinen Dank aussprechen, dass sie über den Tellerrand hinausschauen und sich für Jung und Alt in unserer Gesellschaft engagieren.“ Das sei ohnehin nicht mit Geld zu bezahlen.
Zu Beginn ihrer Neujahrsrede versprach Stockelsdorfs Bürgermeisterin Julia Samtleben anschließend, dass sie sich deutlich kürzer fassen werde, als im Vorjahr – was sie auch einhielt.
Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl wünschte sie sich von der Bundespolitik zum einen, dass diese sich von Stockelsdorf „eine Scheibe abschneide“. Sie glaube, das kaum anderswo in Deutschland die Politik so sachorientiert sei, wie in Stockelsdorf. „Jede Fraktion ist immer wieder bereit, das große Ganze zu sehen. Das ist das Wohl unserer Bürger – und dass Stockelsdorf vorankommt. Es gibt kein Streiten um des Streiten willen, fast alle Beschlüsse sind einstimmig.“ Alle hätten erkannt, das man die Probleme dieser Zeit selbst anpacken müsse. Sei es der soziale Wohnungsbau, der Schulbau, die öffentliche Sicherheit, Windkraft oder die Entwässerung.
Deutliche Kritik übte sie an der Bundespolitik: „Ich verstehe nicht warum die im Bundestag vetretenen, demokratischen Parteien sich nicht das Wohl unserer Städte und Gemeinden auf die Fahnen geschrieben haben. Der deutsche Städte- und Gemeindetag hat vor Kurzem eine Pressemitteilung herausgegeben und auf die verherrende Situationen der Kommunen hingewiesen und einen Forderungskatalog für die neue Bundestagsregierung aufgestellt.“. Das betreffe vor allem die Infrastruktur in nahezu allen Städten. So sei beispielsweise die Abwasserentsorgung in Stockelsdorf so alt, dass es seit 25 Jahren keine Ersatzteile mehr dafür gebe.
Ohnehin seien Kommunen wie Stockelsdorf dringend auf Fördermittel angewiesen, um Maßnahmen überhaupt umsetzen zu können. Auch in Richtung Kiel sparte sie nicht an Kritik. So habe die Landesregierung, in einem Fall – stark nachgefragte – Fördermittel im Sommer in einem sogenannten „Windhundverfahren“ vergeben. Eine Mitarbeiterin des Rathauses sei nach Kiel gefahren, um einen entsprechenden Förderantrag dort persönlich pünktlich um Mitternacht abzugeben – vorher wäre eine Abgabe abgelehnt worden, und nachher eben zu spät. „Eine digitale Antragstellung wäre da doch deutlich sinvoller gewesen. Und bis heute haben wir übrigens noch keine Rückmeldung bekommen“.
In ihrer knapp neunminütigen Neujahrsansprache dankte sie abschließend ihren Mitarbeitern für „das tolle letzte Jahr, in dem Ihr mir immer den Rücken frei gehalten habt, wenn ich nicht da war. Und ebenso gilt mein Dank an die Gemeindevertretung für die gute Zusammenarbeit und an die ehrenamtlich in unserer Gemeinde Tätigen. Ihr seid die Stützen unserer Gesellschaft. Alle, die noch kein Ehrenamt haben, lege ich das Ehrenamt wärmstens ans Herz“, sagte sie und wünschte den Anwesenden vor dem Singen des Schleswig-Holstein-Liedes ein „besonders glückliches Jahr 2025.“ Es solle ein Jahr voller Hoffnung und Zuversicht werden –- auch in schwierigen Zeiten. (SE)