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Polizei Scharbeutz: Weibliche Doppelspitze blickt auf das Jahr zurück

Wiebke Büchner (links) und Claudia Struck vor der Polizeistation in Scharbeutz.

Wiebke Büchner (links) und Claudia Struck vor der Polizeistation in Scharbeutz.

Bild: Thomas Gründemann

Scharbeutz. Weibliche Doppelspitzen sind in der Landespolizei nach wie vor noch eine Ausnahme: Seit einem Jahr bilden Wiebke Büchner als Leiterin der Polizeistation Scharbeutz und Claudia Struck als ihre Vertreterin ein solches Duo. Zusammen mit ihrem Team der Dienststelle im Kammerweg haben die beiden erfahrenen Polizistinnen die Verantwortung für die Sicherheit und Ordnung in der über 15.000 Einwohner zählenden Gemeinde und ostholsteinischen Tourismushochburg.

Nach zwölf Monaten in der gemeinsamen Führung der Scharbeutzer Polizeistation ziehen die beiden Beamtinnen eine positive Bilanz. „Die Chemie zwischen Claudia Struck und mir hat von Beginn an gestimmt. Zum Glück, das hat mir meine neue Aufgabe sehr erleichtert“, berichtet Wiebke Büchner, die im Januar vergangenen Jahres die Leitung in Scharbeutz übernommen hatte. Das sei auch sehr wichtig gewesen, weil gleichzeitig mit ihrer Stellvertreterin einen Monat später auch die ersten vier von insgesamt sechs Bäderdienstverstärkungen ihren Dienst aufgenommen hätten, so die 53-jährige Eutinerin. Die gebürtige Ratzeburgerin ist seit 1989 Polizistin, war nach erfolgter Fachhochschulreife zunächst im mittleren Dienst, um später in den gehobenen Polizeidienst aufzusteigen. Sechs Jahre unterrichtete Büchner als Fachlehrerin in der PD AFB. Davor und danach sammelte sie Erfahrungen im polizeilichen Einzeldienst in den Bereichen Plön und Eutin, leitete die Polizeistationen Hutzfeld (bis 2019) und Süsel (bis Ende 2023).

Als Leiterin eine Bäderdienststelle zu übernehmen, sei auch für sie eine ganz neue Erfahrung gewesen. „Die Zahlen der Touristen und der polizeilichen Einsätze steigen zwar ab Ostern erheblich, sind inzwischen aber übers Jahr durchgängig hoch“, berichtet Wiebke Büchner. Neben Haffkrug und Scharbeutz als Hotspots gehört auch das Hinterland mit Dörfern wie Wulfsdorf und Schürsdorf zum Einsatzgebiet der Polizeistation Scharbeutz. „Richtig brummt es dennoch mit Beginn der Sommersaison“, ergänzt Büchner. Nach Erkenntnissen des Reporters sind die Gästezahlen in der Gemeinde Scharbeutz im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen, die der Übernachtungsgäste etwa um zehn Prozent und bei den Tagesgästen sogar um 20 Prozent. In dieser Zeit verdoppeln sich auch für die Scharbeutzer Polizistinnen und Polizisten die Einsätze, wie Büchner berichtet. „Es ist schon irre, was dann hier los ist. Die Kolleginnen und Kollegen fahren von einem Einsatz zum nächsten und haben am Ende der Schicht teilweise noch nichts schreiben können, so dass Überstunden notwendig sind“, berichtet die erfahrene Beamtin. Insbesondere deshalb sei eine harmonische und vor allem vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihrer Stellvertreterin so wichtig.

Und auch Claudia Struck lächelt zufrieden: „Obwohl wir uns vorher nie begegnet sind, hat mir Wiebke Büchner von Anfang an Vertrauen entgegengebracht. Sie bezieht mich in ihre Entscheidungen ein. Das empfinde ich nicht als selbstverständlich. Vielleicht ist gerade das die Besonderheit einer weiblichen Doppelspitze, die man in der Polizeidirektion Lübeck noch immer viel zu selten findet“, so Claudia Struck. Die 43-Jährige wurde in Rostock geboren, ging dort auch zur Schule. Im Augst 2001 wurde sie nach dem Abitur im Alter von 19 Jahren Polizistin in Schleswig-Holstein. Wie Büchner zunächst im Mittleren Dienst. Nach dem Studium an der FHVD in Altenholz 2012 wechselte auch Struck in den gehobenen Dienst und versah in Lübeck unter anderem Dienst auf der Regionalleitstelle (bis 2015), beim 4. Polizeirevier (bis Januar 2019) sowie dem 3. Polizeirevier als stellvertretende Dienstgruppenleiterin. Bevor sie die Stellvertretende Leitung der Polizeistation Scharbeutz übernahm, war Claudia Struck knapp zweieinhalb Jahre Pressesprecherin der Polizeidirektion Lübeck. In den Jahren 2018 und 2019 habe sie selbst Bäderdienst geleistet, das jedoch in Timmendorfer Strand.

Der Wechsel von der Stadt auf eine ländliche Dienststelle sei für sie eine Umstellung gewesen. Nicht nur ihr Aufgabenspektrum habe sich stark erweitert, sondern auch die Größe des Zuständigkeitsbereiches auf die Fläche betrachtet, erklärt Claudia Struck. „Die Fahrtwege zwischen den Einsatzorten sind deutlich länger und die Anzahl der zur Gemeinde Scharbeutz gehörigen Ortsteile groß. Da galt und gilt es möglichst schnell Orts- aber auch Personenkenntnis zu erlangen“, so die Hauptkommissarin. Trotz Einsatzspitzen und saisonal bedingt stressiger Zeiten habe sie sich immer auf ihre Kolleginnen und Kollegen verlassen können, die stets mit hohem Engagement die besonderen Einsatzlagen bewältigten. Die personelle Unterstützung durch die zusätzlichen Bäderdienstkräfte sei zudem eine Besonderheit und bleibe eine wichtige, unentbehrliche Unterstützung. Und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Scharbeutz, den Feuerwehren und dem Bauhof sei hervorragend, unterstreicht Claudia Struck. „Das habe ich aus meinem bisherigen Wirken in der Stadt so auch nicht gekannt“, zeigt sich die Lübeckerin beeindruckt.

Vielfältig ist das Tätigkeitsspektrum für die Polizistinnen und Polizisten in Scharbeutz. So seien es vor allem Verkehrsunfälle, Unfallfluchten, Streitigkeiten sowie Diebstähle, Beleidigungen und Betrugsdelikte, die die Beamtinnen und Beamten um Wiebke Büchner und Claudia Struck auf Trab halten. Insbesondere die häusliche Gewalt nehme gerade in der Hochsaison vehement zu. „Gerade diese Einsätze sind für die polizeilichen Einsatzkräfte sehr anspruchsvoll und zeitraubend, berichtet Büchner. „Hier ist eine hohe Sensibilität und Ruhe der Kolleginnen und Kollegen geboten. Nach der Fürsorge für die Opfer im Einsatz folgen in der Regel noch eine Vielzahl an Anschlussmaßnahmen“, erklärt Struck.

Trauriger Höhepunkt in ihrem gemeinsamen Jahr in der Leitung der Polizeistation sei die schwere Verletzung einer Beamtin der Stammbesetzung im Sommer gewesen. Die Scharbeutzer Polizistin hatte Ende Juli bei einem Einsatz auf einem Wohnmobilstellplatz von einer 33 Jahre alten Frau Tritte ins Gesicht versetzt erhalten. Bei einer ärztlichen Versorgung im Krankenhaus, wurde eine schwere Kieferverletzung diagnostiziert. Bis vor kurzem war die Beamtin als Folge der Verletzung nicht mehr dienstfähig. „Das war schon krass“, so Büchner und Struck.

Ihr Fazit nach einem Jahr in Scharbeutz: „Wir haben den Schritt nicht bereut, auch wenn die verantwortliche Leitung einer Bäderdienststelle mit einer erhöhten Anzahl an Kolleginnen und Kollegen eine besondere Verantwortung ist“, so die beiden Uniformträgerinnen übereinstimmend. Aber wie schnell ein Teamgeist zwischen Stamm- und Bäderdienstpersonal entstanden sei, das sei schon bemerkenswert gewesen, berichtet Claudia Struck. „Das ist gerade in der Hochphase der Saison mit tausenden Touristen und unzähligen Einsätzen immens wichtig“, erklärt Büchner.

Besorgt zeigt sich das Leitungsduo über die sich abzeichnende Reduzierung des Bäderdienstkontingents und der Verkürzung der Abordnungszeit für die Unterstützungskräfte. „Daran mögen wir gar nicht denken. Eigentlich brauchen wir in der hektischen Saison sogar mehr Beamtinnen und Beamte als bisher“, so Wiebke Büchner und Claudia Struck. (Text: Thomas Gründemann)

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