

Timmendorfer Strand. Das Projekt „Eltern-Probezeit“ ist eine Kooperation zwischen der Jugendhilfe des Kreises Ostholsteins, den Familienzentren und Schulen. Im Rahmen der „Frühen Hilfen“ des Familienzentrums Neustadt vom Deutschen Kinderschutzbund Kreisverband Ostholstein e.V. führte die „Eltern-Probezeit“-Trainerin Kerstin Anders vom 23. bis 26. Januar das Projekt an der GGS-Strand Europaschule Timmendorfer Strand durch.
Während der vier Tage (insgesamt 16 Unterrichtsstunden) hat sich die Gruppe von elf Schülern und zwei Schülerinnen der Klasse 8b vormittags mit der Kursleitung ohne Lehrkräfte getroffen und über die eigenen Erfahrungen, den Umgang mit einem Säugling und weiteren präventiven Themen wie Verhütung, Umgang mit der eigenen Sexualität, Schwangerschaft, Babypflege und -versorgung, Ernährung und Erziehung gesprochen.
Die Besonderheit des Kurses: Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, ein Real-Care-Baby (Babysimulator) über vier Tage und drei Nächte zu betreuen und so Elternschaft praktisch zu erleben und zu üben. Die Babypuppen reagieren wie echte Babys, zum Beispiel auf Hunger oder Schlafmangel, und der Umgang mit ihnen wird mit Hilfe eines Computers genau aufgezeichnet. Die Kursleitung ist im Notfall 24 Stunden für die Teilnehmer erreichbar. Am Ende des Kurses werden die Ergebnisse ausgewertet und die Erfahrungen im Umgang mit den Babysimulatoren ausgetauscht.
Bei einigen Jungs, die sich eine der sechs Babysimulatoren geteilt haben, ist das Real-Care-Baby vier- bis fünfmal in der Nacht wach geworden. „Dann musste das Baby gefüttert und geschaukelt werden und etwas später die Windel gewechselt werden,“ berichten die Achtklässler.
Schüler Sam wollte sich besonders gut auf die bevorstehende Nacht mit dem Baby-Simulator vorbereiten. Er berichtet dem „reporter“: „Ich habe extra zwei Tassen Kaffee getrunken, dann war ich bis 2 Uhr wach und mein ,Baby‘ hat in dieser Nacht durchgeschlafen.“
„Es war schon anstrengend, nervig und stressig,“ berichtet eine Schülerin. „Aber es war trotzdem eine schöne Sache, wenn man die Zeit durchhält. Und man hat schon früh Erfahrungen gesammelt.“ Die Jungs fanden auch das Umziehen ihrer ‚Babys‘ ziemlich anstrengend und kompliziert.
In erster Linie ist das Ziel des Kurses, ein verantwortungsvoller Umgang mit sich selbst und anderen, vor allen Dingen mit bedürftigen Lebewesen. Im Bereich der Sexualität wird aufgeklärt über sexuell übertragbare Krankheiten, Verhütung, Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen. Auch hier geht es darum, verantwortungsvoll mit sich, dem eigenen Körper und dem Partner umzugehen. Und in der Praxis erleben die Jugendlichen, welche Aufgaben Eltern haben, wie viel Verantwortung und Zeit Babys und Kinder benötigen, und wie wichtig der liebevolle Umgang mit dem Nachwuchs ist. „Wie ernähre ich mich und was braucht mein Baby an Nahrung und Vorbild, um gesund aufzuwachsen?“ ist ein weiteres Thema in diesem Kurs.
Die berufliche Perspektive der Jugendlichen und die Vorstellung des zukünftigen Werdeganges und der Rollenverteilung bei zukünftiger Elternschaft wird diskutiert und überdacht. Im Zusammenhang mit verschiedensten Helfersystemen stellt sich das Familienzentrum Neustadt exemplarisch vor. (rk)