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Wiederentdecktes Seefernrohr in Travemünde endgültig aufgestellt

Travemünde. Lange währte die Suche nach einem würdigen und sicheren Standort für das historische (U-Boot-) Fernglas, das in den 50er Jahren auf der Travemünder Strandpromenade mit Hauptblickrichtung zum Priwall und zur seinerzeit etwas unheimlich anmutenden sogenannten „Sowjetisch besetzten Zone“ für jedermann zur entgeltlichen Nutzung stand - unter der Obhut eines älteren Herrn mit weißer Schirmmütze, wie vielen alten Travemündern und Touristen noch bekannt ist. Es war eine Attraktion, die auch Kindern mithilfe eines kleinen Hockers bereitstand. Selbst Lübecks Nobelpreisträger Thomas Mann zeigte sich sehr interessiert und erlaubte sich einen Durchblick. Darüber gibt es ein Foto, das auch den Einband des Buches „Eine Liebe fürs Leben“ von Volker Hage (S. Fischer-Verlag) ziert; ein Buch, das die Liebe Manns zu Travemünde, seinem Kindheitsparadies, vor nunmehr über 100 Jahren eingehend schildert.
 
Die Sommerurlaube in Travemünde als Kind haben Thomas Mann und sein literarisches Werk nachhaltig geprägt, wie sich an vielen Stellen, zum Beispiel in den „Buddenbrooks“, feststellen lässt. Zum Ende seines Lebens hin, 1953, kehrte Thomas Mann noch einmal in sein geliebtes Travemünde zurück. Dabei entstand das Foto mit dem Fernglas. Diese Zusammenhänge machen das Seefernglas zu einem kulturhistorischen Objekt. Dies hat den Verein für Kunst und Kultur zu Travemünde veranlasst, das ihm von dem Ehepaar Wolff-Werner aus Warendorf überlassene Fernglas, das dieses aus einem Abbruch eines Travemünder Hauses erworben hatte, wieder für jedermann sichtbar und zugänglich zu machen. Überlegungen zur Aufstellung an ursprünglicher Stelle mussten aus Sicherheitsgründen verworfen werden, auch eine Einhausung aus Glas zum Schutz dieser - auch optisch wertvollen - Reminiszenz gegen negative Witterungseinflüsse war letztlich nicht realisierbar. Während der langwierigen Suche nach einem anderen geeigneten und geschützten Aufstellort kam die Lösung durch ein Angebot des Maritim-Strandhotels und seinen Direktor Thomas Liedl. Das Travemünder Maritim, bereits seit langem ein großzügiger Förderer und Unterstützer von Kunst und Kultur im Seebad und insbesondere des Verein für Kunst und Kultur, wie Uwe Hildebrandt als dessen 1. Vorsitzender zu berichten weiß, bot einen Standort im Foyer des Hotels an der Richtung Priwall zeigenden Fensterseite an. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dieser historischen Preziose einen würdigen und für alle Besucher offenen Platz zu geben,“ so Thomas Liedl.
 
 Die Einweihung des Fernglases im Maritim erfolgte am 14. Dezember im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit den Beteiligten. Von nun an können alle Interessierten einen Blick durch das auf einem Stativ montierte originale Seefernglas werfen, wobei der Blick nicht mehr in einen dunklen Teil deutscher Geschichte sondern jetzt - dem historischen Wiedervereinigungsereignis vor 27 Jahren sei Dank - zu unserem benachbarten schönen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern schweift. Thomas Liedl hat es sich nicht nehmen lassen, das historische Fernrohr mit einer entsprechenden Erläuterungstafel sowie mit einem großformatigen Foto von Thomas Mann zu versehen. Damit wird die besondere, herzliche Beziehung des Nobelpreisträgers zu Travemünde, in dankbarer Erinnerung gehalten, freut sich Uwe Hildebrandt. Und wenn man Gerüchten im Seebad Glauben schenken kann, gibt es vielleicht in Travemünde bald eine weitere dauerhafte Reminiszenz an den großen Sohn der Hansestadt ….


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