Reporter Eutin

„Jeder Garten hat seinen eigenen Stil“

Fissau (ed). Wie immer am dritten Juni-Wochenende öffnen auch in diesem Jahr am 19. und 20. Juni wieder Menschen mit Garten ihre Gartenpforten und laden zum Rundgang ein. Kleine Gärten und große Gärten, naturnahe Gärten und parkähnlich angelegte Gärten, Nutz- und Ziergärten, Rosen-, Kräuter-, sogar Stein- und ZEN-Gärten sind dabei – kleine Paradiese und Oasen, die ihren GärtnerInnen so schöne wie arbeitsreiche Stunden bescheren und vor allem in den vergangenen eineinhalb Jahren noch mehr ans Herz gewachsen sind. Auch in und um Eutin herum teilen viele der GärtnerInnen ihr Gartenglück an diesem Wochenende mit ihren BesucherInnen – dazu gehört natürlich auch unser wunderbarer Küchengarten, der sich in frühsommerlicher Pracht zeigt und dessen ehrenamtliche GärtnerInnen sich auf einen Schnack übern Gartenzaun freuen. Vor allem aber sind es Privatgärten, die besucht werden dürfen – und zu einem ganz besonderen Gartenrundgang laden am Baakerberg in Fissau gleich drei Gärten herzlich ein. Denn hinter den Häusern mit den Hausnummern 6, 7, 8 und 9 verbergen sich Gartenschätze, die man von der Straße aus nicht ahnt. Und dass der Baakerberg seinen Namen ganz zu Recht trägt, zeigt sich auch gleich, denn allesamt sind die Gärten am Hang angelegt – früher natürlich vor allem Gemüsegärten zur Selbstversorgung sind sie heute vorwiegend Ziergärten schönster Art mit Beerensträuchern und Obstbäumen hier und da, einem Gemüsegarten, einem Walderdbeerfeld, vor allem aber mit vielen Ecken, in denen man wunderbar sitzen und die Seele baumeln lassen darf. „Das ist am Wochenende erlaubt“, lacht Jutta Martens, „sogar erwünscht.“ Bei ihr am Baakerberg 6 ist der Eingang zum Gartenrundgang durch drei Gärten – empfangen werden die BesucherInnen hier von ihrer 13jährigen Enkelin Greta, die allen BesucherInnen nicht nur Omas köstliche Marmelade ans Herz legt sondern auch glaubhaft versichert: „Oma hat den tollsten Garten der Welt“. „Naturgarten rustikal würde ich meinen Garten nennen“, schmunzelt Jutta Martens. Liebevoll und kreativ angelegt ist es ein Garten, in dem man sich sofort wohlfühlt. Kleine Gartenzimmer, wie Jutta Martens die verschiedenen Nischen ihres Gartens nennt, strukturieren und machen gemütlich – wie gewachsen hat sie überall schönes Gefundenes integriert. So steht neben dem „Lieblingsplatz“ ein antiker Schrank, als gehöre er genau dort hin, an der Hauswand blüht ein „Bild“ und die Dahlie lebt in einem alten Topf. Mitten im Garten prägt ein Perückenstrauch mit seinem dunkelroten Laub das Bild – so lange, bis man den grünen Riesen sieht: „Das ist mein Star“, lacht Jutta Martens liebevoll, „ein Mammutbaum, den ich vor 20 Jahren gepflanzt habe.“ Drunter eine Bank, unter der sie an warmen Sommertagen gern sitze – an der nicht eingeladenen, aber herzlich willkommen geheißenen Akeleiblättrigen Wiesenraute und der Rosarium Uetersen vorbei, am Feigenbaum, der im vergangenen Jahr 15 Kilo Feigen brachte, und dem Hochbeet mit Salat und Kohlrabi, zwischen einem eine üppige Ernte versprechenden Pfirsichbaum und einem Walderbeerfeld kommt man direkt in den Garten von Helga und Thomas Mannig. Die Mannigs sind schon seit vielen, vielen Jahren beim Tag des Offenen Gartens dabei – „und wir haben unsere Nachbarn angesteckt“, lacht Helga Mannig. Sie haben unterhalb des Hauses mit der Nummer 7 einen Nutzgarten angelegt, der eine Gemüsevielfalt beherbergt, aber auch herrliche Dahlien, blühende Sträucher, Stauden und eine blaue Bank zum Ausruhen. An einem Bild aus Sempervivum vorbei gelangt man in den terrassenartig angelegten Garten der Mannigs, einen zauberhaften Ort – eine herrliche Moosrose verströmt ihren Duft, wo gemütlich Tisch und Stühle mitten in einer kleinen Wildblumenwiese stehen, gleich nebenan der Seerosenteich. Eine ganze Ecke gehört den Beerensträuchern, eine andere dem Steingarten. Und dann die Orchideenwiese, auf der Jahr für Jahr mehr Knabenkraut zuhause ist in bester Nachbarschaft zum Frauenschuh. Zauberhafte Nischen finden sich auch hier, liebevoll mit der Natur gestaltet – die unterschiedlichsten Sichtachsen gewähren einen immer anderen Blick durch diesen schönen Garten.
Durch einen Rosenbogen und an den Glyzinien vorbei fragt die BesucherIn sich kurz, ob sie in einem englischen Garten gelandet ist – denn nach diesem Vorbild hat die Familie Reimers ihr Grundstück gestaltet. Eine freie Rasenfläche mit wohlgesetzten Akzenten in Form von Büschen und Bäumen, Rhododendren und Rosen, ein buchsbaumgesäumte Staudenbeet wartet in den schönsten Farben auf. Überall finden sich auch hier Nischen und Ecken, in denen man sitzen und den Blick durch diesen wunderbaren Garten genießen kann. Einst komplett verwildert haben die Reimers aus ihrem Garten ein echtes Schmuckstück gemacht.
Drei Gärten, und „jeder hat seinen eigenen Stil“, wie Jutta Martens sagt – und jeder ist auf seine Weise wunderschön.
Bei Jutta Martens ebenso wie bei ihren Nachbarn hat die Natur viel Platz – Akelei, Skabiosen, Stockrosen und Co lassen sich ohnehin nicht vorschreiben, wo sie aufgehen wollen, Schnittlauch, Katzenminze und Borretsch blühen. Mit den vielen offenen Blüten, den Kräutern, Obst und Gemüse sind die drei Gärten auch für Insekten, Bienen und Vögel ein Paradies – und in den Teichen der Mannigs lebt neben weißen Seerosen, Fischen und Molchen (natürlich getrennt voneinander) ein einsamer Froschherr, der auch in diesem Jahr wieder leer ausgegangen ist.
Schnack übern Gartenzaun gibt es hier schon lang nicht mehr, aber einfach, weil es keine Gartenzäune, Hecken oder Pforten zwischen den Grundstücken mehr gibt. Stattdessen trifft man sich mal hier und mal da und tauscht, auf die Hacke gestützt, Tipps, Tricks, Pflanzen und Ideen. „Und das ist ja auch das Schöne am Tag des Offenen Gartens“, strahlt Helga Mannig, „die Leute kommen und freuen sich, nehmen aber auch Ideen und Inspiration für ihre eigenen Gärten mit, das ist doch toll.“
Leider sind alle drei Gärten aufgrund ihrer Hanglage nicht barrierefrei – „und darf auch dieses Jahr noch keinen Kaffee und Kuchen geben“, bedauert Helga Mannig. Dafür gibt es den einen oder anderen Schnack, so manche Jungpflanze und eine Menge Ideen für den eigenen Garten. Die Gärten sind am 19. und 20. Juni geöffnet von 10 bis 18 Uhr – alle teilnehmenden Gärten finden sich unter www.offener-garten.de.


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