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Kristina Kolbe

„Auf beiden Schiffen brach die Hölle aus“ - Gedenken und Kranzniederlegung an die Cap Arcona Katastrophe

Neustadt. 79 Jahre nach der Bombardierung der KZ-Häftlingsschiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945 durch britische Bomber, die deutsche Truppen oder Flüchtlinge an Bord vermuteten, wurde am vergangenen Freitag der über 7.000 Toten gedacht.

Am Cap-Arcona-Ehrenmal begann die Gedenkfeier mit der stillen Kranzniederlegung im Beisein der Angehörigen Jean-Luc Gadon, Kristof van Mierop, Bruno Neurath-Wilson und Magda Wajsen, bevor Dr. Martine Letterie, Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme, die Gäste begrüßte. Zuvor gab es das Kaddisch, eines der wichtigsten Gebete im Judentum, von Nathan Griberg, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Lübeck.

79 Jahre klingen nach einer lange zurückliegenden Zeit, doch die Geschehnisse wirken über Generationen hinweg. „Deshalb ist es wichtig, dass wir heute an die Katastrophe erinnern, als Würdigung der Opfer und als Mahnung für die Gegenwart“, erklärte Martine Letterie, die den Blick noch einmal auf den 3. Mai 1945 richtete, als die Häftlingsschiffe angegriffen wurden. „Auf beiden Schiffen brach die Hölle aus. 7.000 Menschen starben einen grauenhaften Tod“, erinnerte sie.

Daran gedachte auch Jean-Luc Gadon, der Neffe von Serge Léopold Camman, einem Überlebenden der „Athen“. Er erzählte die Geschichte seines Onkels, um den Opfern ein Gesicht zu geben. „Die Schläge, das Bangen und die Hinrichtungen einiger Kameraden machen die Haft zu einer grausamen Prüfung“, sagte Jean-Luc Gadon, der den Aufzeichnungen seines Onkels durch das Erzählen erneut eine Stimme gegeben hat.

Bürgervorsteher Heinrich Holtfester richtete den Blick auf die Gegenwart und betonte: „Angesichts der sehr bedenklichen rechtsnationalen Entwicklung in ganz Europa sind wir alle gefordert, Lehren aus der nationalsozialistischen Barbarei zu ziehen und dafür einzustehen, dass sich eine solche menschenverachtende Politik niemals wiederholt.“

Er betonte weiter, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht in unsere Gesellschaft gehören, und dankte Martine Letterie für die gemeinsame Gedenkveranstaltung.

Stellvertretender Landrat Sebastian Schmidt erklärte in seiner Rede, dass die Cap-Arcona-Katastrophe ein schmerzhafter und bestürzender Beleg für die Brutalität des Zweiten Weltkriegs sei.

„Wir tragen die Verantwortung dafür, dass sich ein solches Unrecht niemals wiederholt“, so Schmidt, der auch dem Kinder- und Jugend-Netzwerk für sein großes Engagement bezüglich des Erinnerns an die Cap-Arcona-Katastrophe dankte. An die anwesenden Schülerinnen und Schüler appellierte Sebastian Schmidt: „Bitte setzt euch ein für Demokratie, Toleranz, Respekt und Vielfalt.“

Darüber, dass so viele Jugendliche anwesend waren und unter anderem durch Musikbeiträge aktiv an der Veranstaltung teilnahmen, freute sich Martine Letterie besonders. Sie schloss mit den Worten: „Es ist viel wert, dass auch junge Menschen an dieser Gedenkfeier beteiligt sind.“

Acht Schülerinnen und Schüler des Küstengymnasiums präsentierten auf der Gedenkfeier ein Projekt, für das sie zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme, drei Schicksale der KZ-Häftlinge Heinrich Roth, André Mandrycxs und Aleksandr Choroschun erforscht haben. Diese sind demnächst auf den Instagram-Kanälen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und des Küstengymnasiums zu sehen. (ko)


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