Feuerwehr Kellenhusen jetzt auch Ölwehr
Kellenhusen. Diverse Schulungen und Übungsabende liegen bereits hinter den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kellenhusen. Nun ist es auch offiziell: Um den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) bei Schadstoffunfällen zu unterstützen, ist die Feuerwehr Kellenhusen ab sofort eine von 33 Ölwehren im Bundesland und schließt damit eine Lücke, die nach dem Ausscheiden der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenhafen an der Ostsee entstanden ist. Am vergangenen Freitag wurde das 35-köpfige Team um Gemeindwehrführer Hans-Werner Landschoof im Beisein des Bürgermeisters Stefan Schwardt, Teilen der Gemeindevertretung, des Tourismus-Service und des LKN.SH im Gerätehaus des Ostseebades mit dieser Aufgabe betraut.
„Ich freue mich sehr darüber, dass unsere Wehr diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen wird“, sagte Stefan Schwardt, „und sehe darin auch viel Potenzial, um so weiteres Material und Personal gewinnen zu können.“ Er hoffe darauf, dass sich angesichts einer nun steigenden Anzahl von Einsätzen auch die bislang so überaus positive Unterstützung der umliegenden Betriebe für die Freiwillige Feuerwehr fortsetzen werde.
„Für uns ist das eine neue, spannende Herausforderung“, sagte Wehrführer Hans-Werner Landschoof. „Als ich meiner Mannschaft diesen Vorschlag gemacht habe, gab es sofort eine breite Zustimmung. Wir werden diese Aufgabe mit Leben füllen.“ Ein Schwerpunkt könnte der Fährhafen in Puttgarden sein.
Bundesweit ist diese Kooperation zur Bekämpfung von Schadstoffunfällen einmalig. Nach der Havarie des Frachters „Pallas“, der 1998 vor der Westküste in Brand geriet, wochenlang auf der Nordsee trieb und eine große Ölpest auslöste, entschied sich das Land Schleswig-Holstein, diesen Weg einzuschlagen. Eine Erfolgsgeschichte, wie Heiko Tessenow findet. „Die Ölwehren sind vor Ort und bei Bedarf schnell und schlagkräftig im Einsatz“, sagte der für den Bereich Gefahrenabwehr zuständige Geschäftsbereichsleiter. „Das können wir in dieser Form nicht leisten.“ Die Rolle des LKN.SH sei es vielmehr, die Logistik bei einem Schadstoffunfall zu übernehmen, die Ölwehren zu schulen und sie entsprechend auszurüsten.
Für Hans-Werner Landschoof ein weiterer Grund, seine Wehr für diese Aufgabe anzubieten. „Wir bekommen jetzt unter anderem ein Boot, das wir auch für andere Einsätze nutzen dürfen.“ Landschoof erinnert sich gut an einen Tag vor zwei Jahren, als fünf Wehren alarmiert wurden, weil auf der Ostsee zwei Kinder auf Luftmatratzen abtrieben – und keine hatte ein Boot. „Wir wollen anderen Organisationen keine Aufgaben wegnehmen, aber helfen können, wenn wir alarmiert werden.“ Auf solche Situationen seien sie nun, als Ölwehr, viel besser vorbereitet.
Landschoof, dessen Wehr im Jahr 1910 gegründet wurde, erinnert sich auch daran, als vor einigen Wochen bei Brückenbauarbeiten in Scharbeutz ein Hydraulikschlauch riss und Öl auslief. „Da hätten wir schon eine große Hilfe sein können.“
Bei der Auswahl der Standorte für die landeseigenen Ölwehren ist es dem LKN.SH wichtig, auf eine zielgerechte und regionale Verteilung zu achten. Fläche bedeutet in diesem Kontext allerdings nicht automatisch ein Plus an Arbeit. Besonders in Hafenstädten oder auf dem Nord-Ostsee-Kanal ist das Risiko für einen Schadstoffunfall deutlich höher. Im vergangenen Jahr wurden knapp 100 Gewässerverunreinigungen gemeldet, knapp die Hälfte musste durch die jeweiligen Ölwehren bekämpft werden.
„Schleswig-Holstein hat sich als einziges der fünf Küstenländer in Deutschland für diesen Weg entschieden“, sagte Tobias Zisenis, der stellvertretende Fachbereichsleiter Gefahrenabwehr im LKN.SH. Zisenis, der die Ölwehren an der Ostseeküste koordiniert, organisierte vor einigen Wochen eine große Ölwehrübung bei Nobiskrug Yachts in Rendsburg, an der die Wehr aus Kellenhusen schon in der Beobachterrolle teilnahm. „Und die guten Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass dieser Weg funktioniert.“ So seien beim Ölunfall auf dem Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel im Dezember 2022 gleich mehrere Ölwehren schnell vor Ort gewesen, um sofort zu helfen und dann den Staffelstab an Ölwehreinheiten des Technischen Hilfswerks (THW) weiterzureichen. Das THW ist für die langfristige Bekämpfung einer solchen Lage zuständig und kann dafür auch bundesweit auf entsprechende Ressourcen zurückgreifen. „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Wehr aus Kellenhusen mit an Bord kommt“, sagte Heiko Tessenow. „Damit sind wir wieder vollzählig.“ (red/mg)