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Frauenberatung und Notruf: Steigende Beratungszahlen und Präventionsbedarfe

Neustadt in Holstein. Die frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Catharina Nies, hat ihren Antrittsbesuch beim Landesverband Frauenberatung Schleswig-Holstein (LFSH) gemacht. In diesem Rahmen besuchte sie auch die „Frauenberatung und Notruf Ostholstein“ am Standort Neustadt und informierte sich über die aktuellen Herausforderungen der Frauenberatungsstellen.

 

Im Gespräch mit Lena Mußlick vom LFSH und Maeve Reichel von der Neustädter Frauenfacheinrichtung wurden steigenden Beratungszahlen und Präventionsbedarfe sowie die Personalsituation thematisiert, genauso wie besondere Herausforderungen für bedrohte Frauen mit Kindern oder in kleineren Orten.

 

Die Anlaufstelle für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren ist Beratungsstelle und Notruf zugleich. Sie deckt Intervention, Anti-Gewaltberatung, psychosoziale Begleitung und Prävention hinsichtlich Gewalt an Frauen sowie Schwangeren(konflikt)beratung für werdende Eltern ab. Hinzu kommen noch Beratungen in Außenstellen, zum Beispiel in Burg auf Fehmarn, Heiligenhafen, Oldenburg und Ratekau. „Gewalt gegen Frauen oder geschlechtsspezifische Gewalt ist keine Privatsache“, machte Nies im Gespräch deutlich. „Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass uns alle betrifft, ein Problem, das durch tradierte Strukturen unterstützt wird und das wir nur gemeinsam konsequent abbauen können. Die Umsetzung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt wird deshalb Priorität haben. Für mich ist hierfür besonders wichtig der Aufbau eines landesweiten Kompetenzzentrums für geschlechtsspezifische Gewalt und der Ausbau des Hochrisikomanagements in Schleswig-Holstein.“

 

Auch die Finanzierung der Frauenfacheinrichtung war Thema. Auf Landesebene hat sich die Abgeordnete dafür eingesetzt, dass die steigenden Energiekosten der Einrichtungen über das Landesentlastungspaket kompensiert werden.

Maeve Reichel betonte: „Besonders im ländlichen Raum sind Aufklärungsarbeit und gute Erreichbarkeit besonders wichtig. Um das Angebot für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen bekannt zu machen, müssen wir dafür mehr Präventions- und Informationsveranstaltungen anbieten, Außensprechstunden an weiteren Orten ermöglichen und auch im digitalen Raum präsenter werden. Aber für all das fehlen uns momentan Mittel und personelle Ressourcen.“

 

Auch Lena Mußlick forderte: „Die auskömmliche Finanzierung von Frauenberatungsstellen ist seit der Istanbul-Konvention keine freiwillige Leistung mehr. Kommunen sind hier genauso in der Pflicht wie das Land. Bedarfsgerecht ist ein Angebot nur, wenn es allen gewaltbetroffenen Frauen zugänglich ist – unabhängig von ihrem Wohnort, der Anzahl ihrer Kinder oder einer Behinderung.“

„Im ländlichen Raum sind die langen Wege für vulnerable Frauen eh schon schwierig. Umso wichtiger, dass wir so ein kompetentes Beratungsangebot für gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen haben. Das müssen wir ausbauen.“, stellte Catharina Nies fest. „Die seit 2020 zunehmenden Akutfälle von häuslicher Gewalt und Stalking sollte uns zu denken geben. Das zeigt sich auch daran, dass die Polizei mehr Datenübermittlungen und Täter-Wegweisungen vornimmt. 2022 bleibt dies auch gleich hohem Niveau wie 2021. Binnen 24 Stunden muss hier dann professionelle Beratung und Unterstützung erfolgen. Dass dann zu wenig Zeit für die Präventionsarbeit da ist, ist klar. Diese ist aber auch sehr wichtig“, so Nies weiter. (red/he)


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