reporter Neustadt

Kompetenz trifft stille Emotion

Stemweder Berg. Zu Beginn diesen Jahres hätte keiner der Familie um den Grömitzer Julius Simon für einen derartigen Ausgang der Saison 2023 unterschrieben. Am letzten September Wochenende stand der Student für Tourismus Management auf der großen Bühne im Rallye Zentrum der Rallye Stemweder Berg. Dort nahm er zusammen mit seinem Teamkollegen Oliver Bliss die Siegertrophäe in der German Rallye Trophy Div2 2023 entgegen. Die Stemweder Berg war der Abschluss der diesjährigen Deutschen Rallye Meisterschaft. Da kann man sich schon mal in den Arm kneifen.

Rückblick: Oliver Bliss, Inhaber von Bliss Autosport & Service, war kurz vor dem Saisonstart im Erzgebirge sein Copilot abgesprungen. Ein Schock für den Kippenheimer Rallye Piloten. Alles war in trockenen Tüchern. Der Skoda Fabia R5 präpariert. Man war praktisch schon auf dem Weg zur Rallye Erzgebirge. Was tun in dieser Situation. Gedanklich alle noch zur Verfügung stehenden Beifahrer durchgehen ist leicht gesagt. Die Saison ist bei allen geplant und nicht jeder hat die Eignung für ein Lesetempo in einem Fahrzeug dieser Kategorie. Da fiel Oliver Bliss der junge, aufstrebende Bursche aus Norddeutschland ein. Man hatte den Skoda in 2022 für die Ostsee Rallye an das Team Ahrens Racing in Grömitz vermietet und Oliver Bliss war mit vor Ort. Damals pilotierte der Hamburger Timo Broda den Skoda Fabia und Julius saß als Copilot an dessen Seite. Dass die beiden damals den Gesamtsieg nach Hause fuhren, zeigte das auch in Julius durchaus Potenzial für den Job als Copilot in einem der schnellsten Boliden in Deutschland steckte. Ein Telefonat mit Julius Vater Michael Ahrens und man einigte sich auf einen gemeinsamen Versuch beim ersten Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft im Erzgebirge. Oliver Bliss hat genug Erfahrung auf dem Buckel und merkte sofort welchen Rohdiamanten er da neben sich hatte. Mit Anfang 20 schon sehr abgeklärt und mit nahezu allem ausgestattet was einen guten Rallye Beifahrer ausmacht. Julius hat inzwischen „nebenher“ noch eine Ausbildung zum Leiter der Streckensicherung absolviert und ist absolut sicher im Umgang mit dem Rallye Reglement. Dies ist oder kann im Laufe einer Saison sehr hilfreich sein, denn auch von Seiten der Veranstalter läuft nicht immer alles glatt. Da macht es Sinn mit dem Rallye-Leiter oder einem Sportkommissar auf Augenhöhe zu diskutieren. All diese Voraussetzungen gepaart mit einer schon provozierenden Ruhe gaben den Ausschlag für den Baden-Württemberger Bliss den Youngster für die komplette Saison in sein Team zu holen. Die fehlerfreie Darbietung als Co im Erzgebirge war da sicherlich nicht von Nachteil. Julius etablierte sich sofort von Anfang an in dem Team. Die Mechaniker schätzen seine Art und auch seine Vorbereitungen im Vorfeld einer Rallye. Er ist inzwischen eine feste Größe unter den deutlich erfahreneren Kollegen, die ihn inzwischen schätzen gelernt haben.

Die Saison verlief nahezu reibungslos. Lediglich bei der Rallye Sulinger Land gab es nach einem Kontakt mit der oberflächlichen Wasserversorgung auf dem IVG Gelände Probleme. Ein Re-Start mit Strafzeit am nächsten Morgen waren die Folge. Über Nacht hatte sich zudem die Farbgestaltung des Skoda Fabia R5 aufgrund eines Ersatzstoßfängers etwas verändert. Danach lief es bei den folgenden Veranstaltungen problemlos. Mittelrhein, Saarpfalz und Stemweder Berg wurden mit maximaler Punktezahl beendet. Mit 141 Punkten siegte das Team Oliver Bliss / Julius Simon auf dem Skoda Fabia R5 in der Division 2 der Deutschen Rallye Trophy. Julius ist im Laufe der Saison noch abgeklärter geworden und seine ruhige Art brachte ihm den Spitznamen „Emotionskanone“ ein. Wenn andere vor Freude rumspringen wie ein Eichhörnchen auf Speed, kommt von Julius meist lediglich ein „lief ganz gut“. Der Chef persönlich zog kürzlich Bilanz der Saison in der er sagte: „nach der kurzfristigen Absage meines eigentlichen Copiloten kurz vor Beginn der Saison, war „Jules“ das Beste was mir passieren konnte“. Da könnte man schon mal leicht ausflippen vor Freude, dieses Wort führt der Grömitzer Julius Simon allerdings nicht in seinem Wortschatz. (red)


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