
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Filme, Lieder, Bücher - wohin man schaut durch die Jahrzehnte, die Jahrhunderte, sogar die Jahrtausende - es gibt Themen, die sich durchziehen: Gut und Böse, Liebe und Hass … und: Ankunft und Abschied.
Es wird wohl nicht viele Menschen geben, die Abschied mit positiven Gefühlen verbinden, ganz gleich, ob der Abschied vorübergehend oder für immer oder sogar für ewig ist. Abschied, das heißt: Bedauern - „ich wollte doch noch …“; Ahnungslosigkeit - „wie geht es nun weiter …?“; Angst - „sehen wir uns wirklich wieder …?“; Liebeskummer - „ohne dich will ich nicht sein …“.
Vor 2000 Jahren hatten die Freunde von Jesus am Himmelfahrtstag vermutlich ähnliche Gedanken und Gefühle. Ihr Meister, ihr Hoffnungsgeber, ihr Trost in all den Sorgen des Lebens verabschiedet sich. Gefühlschaos, schon wieder; wenige Tage ist es erst her, dass Jesus Karfreitag stirbt und dann in niedagewesener Weise aufersteht - grausamer Abschied, glückliche Ankunft.
Geht das denn nun schon wieder los? - fragen sich die Freunde. Die Antwort muss wohl ein entschiedenes JEIN sein. Jesus entschwebt vor den Augen der Jünger in den Himmel und wird so wie in den letzten Tagen nicht mehr Dauergast mit Leib und Seele in ihrer Mitte sein. Ein wirklicher Abschied.
Und doch bleibt es bei diesem JEIN. Jesus hatte seine Freunde mit vielen Worten auf diesen Himmelfahrtstag vorbereitet. Jesus sagte: „Ich gehe und ich komme wieder zu euch“ (Joh 14,28). Jesus hat mit seiner Auferstehung unsere vermeintlichen Wahrheiten neubestimmt - Tod und Leben sind seit Ostern nicht mehr, was sie einmal waren. Doch damit ist die Neubestimmung unserer Wahrheiten nicht zu Ende. Auch Abschied und Ankunft gibt Jesus eine neue Bedeutung. Der Abschied Jesu am Himmelfahrtstag, das Hinauffliegen in die Wolken, ist kein Abschied im alten Sinne, es ist eine Ankunft im neuen Sinne. Gerade weil sich Jesus räumlich entfernt, kommt er wieder, kommt er allen Menschen nahe.
Wer die Himmelfahrtsszene (Lk 24,50-53) einmal vor seinen Augen ablaufen lässt, kann das erahnen. Jesus erhebt die Arme zu Segen, wie der Pastor am Ende des Gottesdienstes. Die unmittelbar Umstehenden sehen diese Geste und werden vom Segen getroffen. Je höher Jesus steigt, umso mehr Menschen sehen diese Segensgeste und werden vom Segen berührt. Als Jesus in den Wolken entschwindet, trifft sein Segen nicht nur Israel oder den Mittelmeerraum, sondern die ganze Welt. Jesu Abschied ist Jesu Ankunft. Wo sich sein sichtbarer Leib verabschiedet, kommt sein Segen und am Pfingsttag sein heiliger Geist.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Bild fest in ihr Herz schließen - Jesus ist im Himmel über dieser Welt und breitet seine segnenden Hände über Sie aus. Pastor Heiko Herrmann, Neustadt