Premiere wie aus dem Bilderbuch
Hasselburg. Donnernder Applaus, stehende Ovationen, das Publikum der Premiere von „Mona Lisa“ auf Hasselburg, in der kathedralartigen mit Reet gedeckten Scheune des Gutshofes war endlos begeistert. Gerade sind sie Zuschauer eines einzigartigen Musicals gewesen. Die seit 500 Jahren andauernde Suche nach dem „Leonardo-Code“, welchen da Vinci in seinem weltberühmten Gemälde der Mona Lisa verborgen haben soll, scheint ein Ende zu haben.
Doch auf dem Weg hin zur Lösung erwarten dem Musical-Zuschauer überaus kurzweilige mit Wahrheiten und Visionen bespickte Theater-Minuten. Mit künstlerischer Leichtigkeit vermittelt das achtköpfige Ensemble den Zuschauern die Ideen des Genies aus dem beginnenden 16. Jahrhundert. Dabei hat es Ulrike Stern mit ihrem Libretto den Schauspielern nicht leicht gemacht. Breit spannt sie den Bogen aus der Zeit vom Ende des Mittelalters in die Gegenwart. Mit philosophischen Gedanken, die zurückreichen in die Antike und heute noch voll Weisheiten stecken, nähert sie sich der möglichen Wahrheit, die im Leonardo-Code versteckt ist. Geschickt versteht sie es grundsätzliche Problemkreise der gesamten Menschheitszeit aufzunehmen und dabei Lösungsansätze für das Gegenwärtige zu vermitteln. Dieses in leicht verständlichen Texten, ohne die Tiefe dabei zu verlieren. Weil auch die Liebe eine zentrale Rolle spielt, erlebt der faszinierte Betrachter ein Musical mit verschiedenen Ebenen. Es ist den jungen Künstlern zu verdanken, die unter der Inszenierung von Sandra Keck diese Breite und Tiefe herüberbringen. Spannung und Erholung wechseln sich ab. Freude und Leid, Schwarz und Weiß; alles, was das Leben in seinen unzähligen Facetten dem Lebendigem bietet, wird gekonnt beschrieben und dargestellt. So kann jeder sich nach dem Finale in seine eigene Gedankenwelt zurückziehen und geht erfüllt und freudig in die wartende profane Welt zurück. Mit dem schönen Gefühl, bei etwas Besonderem dabei gewesen sein zu dürfen. Ein Dank an die Schauspieler, Oliver Hoß als Leonardo da Vinci, Noraleen Aurelie Amhausen als Mona Lisa, Janina Keppel als Kylie Miller, Valentino Karl als Simon Dubois und Francesco del Giocondo, Melanie Kastaun als Maturina, Marco Spina als Salai, Bastian Kohn als Melzi und Johanna Trube als Touristin.
Hochklassig ist auch die unterhaltsame Musik von Constantin Stahlberg, die einem Disney-Musical in nichts nachsteht. Ob als Solo oder im Ensemble gesungen, sie ist melodisch und den Ohren schmeichelnd. Fast möchte man mitsingen, so schön sind die Lyrics und sich zum Tanz auf die Bühne bewegen, nur der Anstand rät einem davon ab. Kombiniert mit dem reizenden Bühnenbild von Wolfgang Mey, welches die Zuschauer abwechselnd von Paris nach Florenz und über einen Zeitraum von 500 Jahren reisen lässt, bekommt man einen beeindruckenden Musical-Abend geboten. Die bezaubernden Kostüme von Marion Lippe verwöhnen das Auge. Bliebe noch zu sagen, dass das Kreativ-Team ergänzt wird durch Johanna Trube Regieassistenz, Stephan Grün Choreografie, Arrangement Stefan Hiller, Ton Nils Janke und Licht Marco Schwark.
Da gehen einem die Erinnerungen fast verloren, an die Eindrücke vor der Aufführung, die der Besucher von Hasselburg bekommen hat. Begrüßt wird man durch die da-Vinci-Brücke. Sie ist für sich schon ein Besuch wert. Der neu gestaltete Kuhstall, in dessen Zentrum ein außergewöhnlicher Veranstaltungsraum aus hellgelbem Backstein erschaffen wurde und der nun mit einer da-Vinci-Ausstellung lockt. Oder das gepflegte Guts-Ensemble, welches zum Entspannen und Besinnen vor der Veranstaltung einlädt.
Wohlan lieber Leser, lass Dir diese Chancen nicht entgehen. Noch bis zum 11. August kann man dieses Schöne genießen. (um)