

Neustadt in Holstein. Dass Platt nicht platt ist und viel mehr kann als Schenkelklopfer und Zoten, hat sich allmählich herumgesprochen. Es gibt in der plattdeutschen Literatur auch die zarten, poetischen oder gar unheilvollen Töne. Wenn diese dann noch von einer begnadeten Sprecherin vorgetragen werden, dann wird daraus ein wahrer Kunstgenuss.
Rund 150 Gäste waren am vergangenen Sonntag zur Neustädter Kulturmatinee in den Theatersaal gekommen, um die Schauspielerin, Sprecherin und Sängerin Sabine Kaack live zu erleben. Auf dem Programm standen plattdeutsche Geschichten und Gedichte aus ihrem Buch „Dor bün ik tohuus“, einer Anthologie mit Texten von ganz unterschiedlichen Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Regionen.
„Mir geht es darum zu zeigen, dass das Plattdeutsche lebt“, sagte Sabine Kaack im Gespräch mit dem reporter. „Wir haben großartige Verteller und Lyriker, die ich immer wieder neu entdecke. Die Sprache, die Diktion, die Kultur und alles was das Niederdeutsche beinhaltet, das zeigt sich in dieser Sammlung.“
Die gebürtige Nortorferin zog ihr Publikum anderthalb Stunden lang in den Bann und gab am Sonntag nicht nur Klassiker wie „Matten Has“ von Klaus Groth oder „Över de stillen Straten“ von Theodor Storm zum Besten. Ebenso sorgten melancholische Naturbetrachtungen („Den Knick henlang“ von Herrmann Claudius) und der Monolog eines eifersüchtigen Psychopathen („Nümsland“ von Elke Wriedt) für Gänsehautfeeling. Und gelacht werden durfte natürlich auch, wie bei der Beschreibung einer rasanten Orchesterdarbietung („Sinfunikunzert“ von Boy Lornsen) oder der Geschichte eines Ehepaares, das sich neu kennenlernt, als der Fernseher plötzlich streikt („Wackelkontakt“ von Konrad Hansen). Dabei hauchte Sabine Kaack der plattdeutschen Sprache und den Figuren fein nuanciert und virtuos Leben ein.
Begleitet wurde sie von Ben Heuer, der die Lesung mit selbstkomponierten, teils sphärischen Sounds und alten Weisen auf der Snutenorgel bereicherte.
Warum Sabine Kaack so gut plattdeutsch spricht und was das Metal-Mekka Wacken mit all dem zu tun hat, verrät sie im Interview. Dort gibt es auch zwei kleine Kostproben von der Lesung. Das Buch „Dor bün ik tohuus“, ISBN 978-3-87651-456-7 ist erschienen im Quickborn-Verlag (he)