Plöner Kunstverein beschreitet ungewöhnliche Pfade
Plön (los). 35 Jahre Plöner Kunstverein: Das wollen die Mitglieder mit ihrer Winterausstellung „Retrospektiv“ feiern. In der „Alten Schwimmhalle“, dem Kulturforum im Schlossgebiet 1a, werden aktuell sämtliche Plakate gezeigt, die für die vielfältigen Ausstellungen der vergangenen Jahrzehnte warben – und noch ein bisschen mehr. Denn für die Finissage am Sonntag, 15. Dezember soll eine Versteigerung künstlerischer Arbeiten das „retrospektive“ Finale toppen. Einzelheiten dazu verrieten die Vorsitzende Karin Romming sowie die Kuratoren Valentin Rothmaler und Dieter Pape in einem Rückblick auf die Vereinsgeschichte. Und die ist im Kleinen mit dem Plöner Schloss und im Großen mit dem Ende der deutsch-deutschen Teilung als Zäsur im historischen Kontext eng verbunden. Entsprechenden Einfluss übte das Zeitgeschehen auf die stets auf Strömungen reagierenden Künstler aus, machten sie dabei deutlich. So bildet den Einflüssen folgend auch das Printmedium Plakat eben diese Strömungen mittelbar ab. Grund genug, es als Genre seiner Art „retrospektiv“ zu würdigen – das kulturelle, ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder eingeschlossen.
Denn ein kulurelles Angebot zu schaffen, ist nicht nur aufwändig, sondern kostet, machten die drei Organisatoren deutlich. Und es wird nicht einfacher für die Kunstfreunde und -experten: „Erst im Sommer erhielten wir vom Land kurzfristig die Nachricht, dass wir keine Zuschüsse mehr erhalten“, berichtete Valentin Rothmaler. Die Nachricht erreichte den Verein just in einer Zeit, als die Sommerausstellung 2024 sich gerade in der Vorbereitung befand. Eine Hiobsbotschaft: Das Gesamtpaket der Kosten sei mit den Beiträgen der aktuell rund 130 Mitglieder kaum zu bewältigen, Zuschüsse daher wichtig, machte Rothmaler deutlich. Prompt ploppte die Idee zur Plakatausstellung auf. Nicht ohne Grund, denn als Printprodukt lenken diese plakativen Kunstwerke den Blick nicht nur auf vergangene Ausstellungen einschließlich der Bandbreite der gezeigten Kunst, sondern mittelbar auf den Status Quo der nun geschrumpften Finanzierungsmöglichkeiten.
Die Kosten-Posten des Kunstvereins sind vielfältig. Versicherungen, Reinigung, Drucksachen, vor allem jedoch die Transporte trieben die Ausgaben in die Höhe, erklärte Dieter Pape. Außerdem müsse für manche Skulptur oder Plastik ein passender Sockel in der Tischlerei in Auftrag gegeben werden. Erstmals kann der Kunstverein nun Audioguides zur Ausstellung anbieten, auch das eine Neuanschaffung in Anpassung an neue gesellschaftliche Gepflogenheiten und Erwartungshaltungen. Man geht mit der Zeit.
Zudem zahle der Verein seinen Aufsichten Aufwandsentschädigungen, die mit vergleichsweise höheren Summen zu Buche schlagen würden. Nicht zuletzt seien es extra beauftragte Firmen, die die Stellwände zur Aufhängung von Bildern professionell errichteten, fügte Karin Romming hinzu. Diese Auftragsvergabe sei schon aus Versicherungsgründen von Bedeutung.
Die Ausstellung leitet somit auch auf das künftige Geschehen im Kulturforum über, wirbt um Mitglieder und will Spendenbereitschaft wecken – der Eintritt ist frei. Auch zahlreiche Kunstkarten und -kataloge zu vergangenen Ausstellungen werden derzeit gegen Spende angeboten, ebenso Kaffee und Kekse an den Wochenenden, die den Ausstellungsbesuch mit einer Prise vorweihnachtlicher Gemütlichkeit bereichern. Geöffnet ist donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags von 11.30 bis 18 Uhr.
Insbesondere an die Kunst-Versteigerung, die am 15. Dezember um 15 Uhr ihr Debüt hat, knüpfen sich die Erwartungen der Organisatoren. Der Erlös soll dem Kunstverein zugute kommen. Dabei kommen durchaus Werke namhafter Künstler unter den Hammer wie beispielsweise Bilderspenden von Hanne und Peter Nagel, René Goffin und Harald Naegeli, dem „Sprayer von Zürich“, der wegen seiner eigentümlichen Kunst sogar den „Knast“ kennenlernen musste, so Pape. Peu à peu sollen diese Arbeiten in den kommenden Tagen in der „Alten Schwimmhalle“ Einzug halten und in den Seitenflügeln präsentiert werden, verriet Karin Romming. „Spätestens bis 7. Dezember hängt alles, was versteigert werden soll.“ Mit dieser Finanzspritze, so die Idee, könnte der Boden für künftige Projekte bereitet und die nächste Sommerausstellung gesichert werden.