Marlies Henke

125 Jahre Feuerwehr Harmsdorf: „Ein prägendes Element der Gemeinschaft“

Harmsdorf. „Ein bisschen wie ins kalte Wasser geworfen“, so hätten sich die letzten Monate voller Vorbereitungen angefühlt. Etwas Lampenfieber war bei der Wehrführung darum schon zu spüren, als am vergangenen Samstag der Festkommers zum 125. Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Harmsdorf startete. Schließlich waren Gemeindewehrführer Tobias Kutrieb und sein Stellvertreter Daniel Schöning erst Ende Januar in ihre neuen Positionen gewechselt.

 

Doch für Aufregung bestand eigentlich gar kein Grund, denn von allen Seiten kam viel Anerkennung. Zum Beispiel durch den stellvertretenden Landrat Timo Gaarz. Er betonte, dass die Feuerwehr Harmsdorf in den vergangenen 125 Jahren oft ihre Opferbereitschaft und Hingabe im Dienst für die Allgemeinheit bewiesen habe. Den ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleuten versicherte er: „Sie können stolz darauf sein, so ein lebendiges und prägendes Element zu sein. Sie prägen auch das kommunale Gemeinschaftsleben hier vor Ort.“

 

Gaarz überreichte eine Ehrenurkunde des Kreises sowie im Namen von Ministerpräsident Daniel Günther die Silberne Feuerglocke des Landes Schleswig-Holstein als Anerkennung für das langjährige Wirken im Brandschutz.

 

„Die Feuerwehr und Harmsdorf gehören ganz eng zusammen“, stellte Bürgermeister Reinhard Schöning mit Blick auf die vielen blauen Uniformen im Festsaal heraus. „Fast die Hälfte der Gemeindevertreter sind Mitglieder der Feuerwehr.“ Die gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Gemeinde hätte sich auch bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugkonzepts gezeigt. Zudem hob er die bedeutende Rolle der Feuerwehr bei der Gestaltung kultureller Veranstaltungen und dem Zusammenhalt der Gemeinde hervor.

 

Auch Lensahns Amtsvorsteher und Bürgermeister Michael Robien würdigte die Frauen und Männer, die sich selbstlos dem Feuerwehrdienst widmen und betonte die Bedeutung des Zusammenhalts und der gebündelten Kräfte in Notzeiten. „Sie ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was Verantwortungsbereitschaft für das Gemeinwesen bedeutet und was sie bewirkt“, sagte Robien. Weitere Grußworte sprachen der stellvertretende Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Heiko Kaack, Amtswehrführer Michael Bendt sowie Kreiswehrführer Michael Hasselmann. Und auch aus der großen Gästeschar meldeten sich noch zahlreiche Stimmen, die den Harmsdorfer Feuerwehrleuten ihren Respekt zollten. Gerhard Bedei ließ anschließend die Geschichte der Wehr Revue passieren, bevor der Tag mit einem Mittagessen und Musik vom Spielmannszug der Gemeindefeuerwehr der Gemeinde Süsel ausklang. Ehrungen und Beförderungen: In Anerkennung der Verdienste in und um die Jugendarbeit in der Feuerwehr Harmsdorf erhielt Hartmut Nissen die Florian-Medaille der Schleswig-Holsteinischen Jugendfeuerwehr. Tobias Kutrieb wurde zudem zum Hauptlöschmeister befördert. (he)

 

 

125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Harmsdorf – Wie alles begann

Der Ursprung der beeindruckenden Geschichte der Feuerwehr von Harmsdorf geht auf das Jahr 1898 zurück. Damals entschied sich die Gemeinschaft, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen und sich von der Pflichtfeuerwehr des Güldensteiner Gutsbezirks zu trennen. Unterstützt durch den Oberinspektor in Lensahn und die Güteradministration in Eutin, wurde die Gründung von Großherzog Peter genehmigt, dazu gab es einen Zuschuss von 200 Mark für die Ausrüstung. 27 tapfere Männer starteten dann am 31. Mai 1898 unter der Führung von Hauptmann Wilhelm Flohr ihren Einsatz für den Schutz der Gemeinde. Bereits im ersten Jahr wurden vier Einsätze bewältigt, sowohl vor Ort als auch in Ehlersdorf. In den folgenden Jahren rückten sie immer wieder in benachbarte Gemeinden, um Hilfe zu leisten.

 

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Harmsdorf war geprägt von bedeutsamen Meilensteinen wie der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Güldenstein (1926), der Entstehung der Gemeinde Harmsdorf (1928), der Unterstellung der Feuerwehren unter die Polizei (1935) und dem ersten Wintervergnügen nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1947, wenn auch „leider ohne Bier und Kümmel“, wie es im Protokoll heißt. Im Laufe der Zeit folgten viele weitere bedeutende Ereignisse wie die Installation von Sirenen zur Alarmierung (anstatt per Horn) im Jahr 1963 oder die Anerkennung durch den Gewinn der Bronze- und Silberplakette oder die wiederholt in Harmsdorf ausgerichteten Kreis- und Amtsfeuerwehrtage. Neue engagierte Köpfe übernahmen das Ruder, neue Fahrzeuge wurden angeschafft und schließlich im Jahr 1993 ein neues Feuerwehrhaus errichtet.

 

Die letzten 25 Jahre

Von Bränden bis zu Hochwasserlagen, von Unfällen bis zur Deichverteidigung – auch in den letzten 25 Jahren hat die Freiwillige Feuerwehr Harmsdorf buchstäblich viel Einsatz gezeigt und vielfach Hilfe geleistet. Zusätzlich erhielt sie die anerkannte Leistungsbewertung des Landesfeuerwehrverbandes „Roter Hahn“ (Stufe 1 bis 4). Und auch die Gemeinschaft wurde gepflegt, auf Ausflügen und und zahlreichen Veranstaltungen.

 

Im Jahr 2000 dann ein weiterer großer Meilenstein: die Gründung der Jugendfeuerwehr. „Es ist toll zu sehen, wie die Jugendfeuerwehr wächst und wie viele Mitglieder in die aktive Wehr übergetreten sind“, freute sich Gemeindewehrführer Tobias Kutrieb. Er betonte auch die Bedeutung der Jugendfeuerwehr für seine eigene Entwicklung und die seines Stellvertreters Daniel Schöning. Vor mehr als 20 Jahren begann ihre Begeisterung für die Feuerwehr mit Eintritt in die Jugendfeuerwehr, deren Führungsduo sie bis Januar 2023 für mehrere Jahre bildeten. Heute zählen 15 Jungen und Mädchen zur Jugendfeuerwehr. Weitere Meilensteine, die Tobias Kutrieb hervorhob, waren die Auflösung der Feuerwehr Güldenstein und ihre Zusammenlegung mit der Harmsdorfer Wehr im Jahr 2016 sowie die Beschaffung des neuen LF 10 im Jahr 2020.

 

Zur Feier des 100. Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Harmsdorf im Jahr 1998 wurde eine Chronik veröffentlicht, die nun durch ein Jubiläumsheft ergänzt wurde. Es dokumentiert die Ereignisse der letzten 25 Jahre von 1998 bis 2023. (he)


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