Marlies Henke

Seniorenbeirat setzt mit den Hitzepaten auf Nachbarschaftshilfe

Ältere Menschen sind besonders von den Gefahren extremer Hitze betroffen.

Ältere Menschen sind besonders von den Gefahren extremer Hitze betroffen.

Bild: Adobe Stock / Lightfield Studios

Neustadt in Holstein. Die Zeit drängt, denn die Herausforderungen des Klimawandels werden sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Heiße Sommer könnten bald zur ernsten Bedrohung für die Gesundheit werden. Das Ärztenetz Eutin/Malente veranstaltete darum im April ein Hitzesymposium. Unter der Leitung von Lida Winter vom Seniorenbeirat Neustadt wurde daraufhin das Projekt „Hitzepaten“ ins Leben gerufen.

Hitzepaten – ein Projekt des Seniorenbeirats Neustadt

Mit den Hitzepaten plant der Seniorenbeirat ein Hilfsnetzwerk. Unterstützt wird er dabei von der Stadt. Ziel ist es, gefährdete Personen zu erreichen und ihnen die nötige Unterstützung zukommen zu lassen oder diese zu vermitteln. Doch dafür braucht es die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger. Bisher ist die Resonanz jedoch „bescheiden“, so Lida Winter im Gespräch mit dem reporter. Sie ist besorgt: „Ich habe das Gefühl, dass die Neustädterinnen und Neustädter den Ernst der Situation noch nicht verstanden haben.“ Dabei trifft der Klimawandel mit seinen gesundheitlichen Folgen auch die Menschen im Norden Deutschlands.

Hitzeschutz wird zur Daueraufgabe

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) starben im Sommer 2023 etwa 3.200 Menschen in Deutschland durch extreme Hitze, die meisten davon über 75 Jahre alt. Auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach warnt eindringlich: „Der Klimawandel macht Hitzeschutz zu einem Dauerproblem. Deutschland muss sich darauf systematisch vorbereiten.“ Im Mai stellte Lauterbach die Hitzeschutzpläne seines Ministeriums vor. Damit sollen auch Verantwortliche auf kommunaler Ebene dafür sensibilisiert werden, eigene Hitzeschutzmaßnahmen zu entwickeln. Doch in vielen Regionen, auch in Ostholstein, gibt es noch keine Pläne für solche Maßnahmen. Neustadt geht also mit den „Hitzepaten“ im Kreis als Vorbild voran.

Senioren besonders gefährdet

Ältere Menschen sind besonders anfällig für Hitze. Ihr Körper kühlt langsamer ab, das Schwitzen beginnt später, und das Durstgefühl ist oft verringert. Vorerkrankungen und Medikamente können die Lage zusätzlich verschlimmern. Hitze kann bei ihnen Schwindel, Kopfschmerzen oder sogar einen lebensgefährlichen Hitzeschlag verursachen. Vor allem, wenn die Menschen alleine leben, kann dann jede Hilfe zu spät kommen.

Netzwerk für Nachbarschaftshilfe

Durch die Hitzepaten soll ab kommendem Sommer an heißen Tagen Nachbarschaftshilfe für hilfesuchende Menschen ab 70 Jahren organisiert werden. Um das gesamte Neustädter Stadtgebiet abzudecken, wird jeder Hitzepate einem bestimmten Bezirk zugewiesen. Hier besuchen die Ehrenamtlichen die Seniorinnen und Senioren während Hitzeperioden regelmäßig und unterstützen sie dabei, sich vor der Hitze zu schützen – sei es durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, das Kühlen der Räume oder das Erkennen von Hitzeschlag-Symptomen. „Das Konzept sieht allerdings auch vor, dass die Hitzepaten dann nicht selbst ‚Hand anlegen‘ sollen“, erläutert Winter. Ihre Hauptaufgabe sei es, den Kontakt zu den hilfsbedürftigen Personen herzustellen und aufrechtzuerhalten. Bei Bedarf informieren sie das Netzwerk, damit notwendige Maßnahmen ergriffen werden können. Der Seniorenbeirat legt dabei besonderen Wert auf den Schutz der persönlichen Daten aller Beteiligten – sowohl der Paten als auch der unterstützten Personen.

Informieren und mitmachen

Wer beim Aufbau des Netzwerks mithelfen, als Hitzepate aktiv werden oder selbst Hilfe bei Hitze benötigen sollte, kann sich bei Lida Winter melden – entweder unter Tel, 0173/3782073 oder per E-Mail an seniorenbeirat@stadt-neustadt.de oder lidawinter47@gmail.com. Zudem werden Info- und Anmeldebögen für Hitzepaten oder Hilfesuchende in Kürze an zentralen Orten in Neustadt und in Arztpraxen ausliegen.

Für Lida Winter steht fest: „Wenn wir durch unser Projekt auch nur ein Leben retten, hat sich der Aufwand schon gelohnt.“ (he)


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