Gemeinde Ratekau: Niedrigster Schuldenstand seit 30 Jahren möglich
Ratekau. In ihrer letzten Sitzung des Jahres hat die Gemeindevertretung Ratekau den von der Verwaltung vorgelegten Haushaltsentwurf einstimmig abgesegnet. Vor den Festtagen haben Bürgermeister Thomas Keller und Dennis Jaacks, Leiter der Finanzverwaltung, das Zahlenwerk im Rathaus vorgestellt: „Insgesamt kann man feststellen, dass die Lage schwieriger wird. Das ist auf allen Ebenen so“, schickte der Verwaltungschef voraus. „Etwa im Bereich Klimaschutz mit der Nahwärmeplanung. Das ist schon eine Herausforderung vor dem Hintergrund, dass wir immer mehr Aufgaben zugewiesen bekommen, Insgesamt steigen die Ausgaben, aber die Einnahmen sinken.“
In den letzten Jahren ist es Ratekau immer gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Vorteil der Großgemeinde: Die schlanke Verwaltung; sprich ein relativ niedriger Personalstand und damit verbunden im Vergleich mit anderen relativ geringe Personalkosten. „43 Mitarbeiter sind bei uns im Rathaus beschäftigt. Das ist für eine große Gemeinde wie Ratekau eigentlich sehr wenig“, unterstreicht Keller. „Außerdem versuchen wir viele Zuschüsse einzuwerben und mit dem Geld auszukommen, dass wir haben. Aber auch das wird immer schwieriger.“
Und so ist in den kommenden Haushalt zunächst einmal ein Fehlbetrag von knapp 300.000 Euro eingeplant. „Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Betrag im Laufe des Jahres erwirtschaften können“, zeigt sich Ratekaus Bürgermeister hier jedoch optimistisch.
„Viele Zahlen im Haushalt lassen sich allerdings nur schwer kalkulieren“, betont Dennis Jaacks und nennt als Beispiel die Kosten für die Aufnahme von Flüchtlingen. Denn die hingen letztlich davon ab, wieviele Flüchtlinge zugewiesen werden und tatsächlich kommen. Auch wie sich die Kitareform auswirke, die jetzt inkraft gerteten ist, lasse sich schwer sagen.
Keller: „Aber unterm Strich ist es ein solider Haushalt, weil wir in den letzten Jahren auch vorgesorgt haben. Wir haben eine Ausgleichsrücklage, die sich um die 20 Millionen bewegt. Wir haben festgelegt, davon 12 Millionen zum Ausgleich des Haushaltes verwenden zu können.“ Als Puffer ist zudem eine Kreditaufnahme von 1,8 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. „Aber wir gehen davon aus, dass wir die nicht brauchen werden“, so Keller.
Die Abschreibungen im Haushalt 2025 liegen bei 2.675 Millionen Euro, die Zuschüsse bei 860.000 Euro. Damit liegt der Anteil des mit Zuschüssen finanzierten Gesamtvermögens der Gemeinde Ratekau bei 32,1 Prozent. „Das ist ein Superwert“, freut sich der Verwaltungschef. Aber: „Das zeigt auch, wie sehr wir auf Zuschüsse angewiesen sind. Wir sind nach wie vor eine finanzschwache Gemeinde. Auch, wenn sich das in den Zahlen so nicht widerspiegelt.“
Stichwort Zahlen: Die sind im Berich des Stellenplans im Vergleich zu 2024 von 142,05 auf 144,26 um 2,21 Prozent leicht gestiegen, was vor allem auf die Kitas und Schulen, durch die Übernahme der Mensa an der Cesar-Klein-Schule, zurückzuführen ist. Insgesamt belaufen sich die Personalkosten auf rund 10.4 Millionen Euro.
Bei den Einnahmen gibt es im Bereich der Gewerbesteuer im Vergleich zum letzten Jahr ein Plus von 480.000 Euro auf 5,2 Millionen Euro. Das liegt daran, dass der neue Haushalt nach zehn Jahren eine Gewerbesteuererhöhung vorsieht. Der Hebesatz lag bisher bei 350 Prozent und wird auf 380 Prozent erhöht. „Zur Konsolidierung mussten wir das tun. Das halten wir als finanzschwache Gemeinde sonst nicht durch. Trotz der Erhöhung liegen wir aber noch immer im unteren Bereich“, so der Verwaltungschef.
Ebenso gibt es bei der Hundesteuer eine Anhebung. „Auch hier lagen wir bisher im unteren Bereich. Wir passen uns nun an den vorgeschlagen Satz des Landes an“, so Dennis Jaacks. Für den ersten Hund lag die Steuer bislang bei 84 Euro, jetzt sind es 120 Euro. In Bezug auf Investitionen spricht Thomas Keller bei den Ausgaben von rund 927.000 Euro für den allgemeinen Brandschutz von einem „normalen Jahr“.
Dagegen schlagen die im jetzigen Haushalt veranschlagten Kosten vor allem bei den Hochbaumaßnahmen gehörig zu Buche. 600.000 Euro fließen in die ersten Bauabschnitte für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses Sereetz und 550.000 Euro in die Sanierung der Sporthalle Pansdorf. Der zweite Bauabschnitt zur Erweiterung der Ev. Kindertagesstätte „Sonnenstrahl“ wird mit 450.000 Euro beziffert. Insgesamt 500.000 Euro könnten zudem in den Beginn von Umbaumaßnahmen der Offenen Ganztagsschulen in Ratekau, Pansdorf und Sereetz fließen – was allerdings bei derzeit noch ausstehenden Zusagen von Fördermitteln noch nicht feststeht. Ein weiterer großer Posten ist die Planung des Bahnhofneubaus, der im Haushalt mit 440.000 Euro veranschlagt ist.
Die wichtigsten Tiefbaumaßnahmen sind der Abschluss der Ausbauarbeiten der Schulstraße in Pansdorf bis zum Frühjahr (200.000 Euro), die Aufnahme des Ausbaus der Schulkoppel in Pansdorf (300.000 Euro), der innerörtliche Ausbau der Dorfstraße in Techau (220.000 Euro) und der Ausbau der Alten Travemünder Landstraße und Tiefende (440.000 Euro).
Zudem ist die Erschließung (50.000 Euro) eines neuen interkommunalen Gewerbegebietes geplant, das hinter der Autobahnauffahrt zwischen Luschendorf und Scharbeutz enstehen soll. Beteiligt daran ist neben Ratekau und Scharbeutz auch die Gemeinde Ahrensbök.
Hinzu kommen Ausgaben für eine Reihe von Anschaffungen im Bereich des sogenannten „Beweglichen Vermögens“, die eher „geringere“ Beträge umfassen, wie etwa Geschwindigkeitstafeln (15.000 Euro) oder Aufsitzrasenmäher (6.000 Euro). Alles in allem liegt das Investitionsvolumen im Haushalt 2025 der Gemeinde Ratekau bei 5,2 Millionen Euro.
Sollte die eingeplante Kreditaufnahme tatsächlich nicht nowendig sein, liegen die Schulden der Gemeinde Ratekau bei rund 1 Million Euro. Das sind 65 Euro Schulden pro Einwohner. „Das sieht ziemlich gut aus“, freut sich Thomas Keller. Mehr noch: Es wäre der niedrigste Schuldenstand seit 30 Jahren. (SE)