

Bad Schwartau. „Auch die Lebensdauer von Bäumen ist begrenzt. Bei 250 Jahren ist dann irgendwann einmal die Grenze erreicht“, sagt Andreas Rabuske und zeigt am Weg zum alten Forsthof auf die mächtigen Eichen und Buchen im Bad Schwartauer Stadtwald. Der Forstwirt von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten hat sich hier mit Revierförster Karsten Tybussek, Bad Schwartaus Bürgermeister Uwe Brinkmann und Caroline Welchert, Amt für Grünplanung, eingefunden, um zwei neue Informationsschilder aufzustellen.
In knappen Sätzen ist darauf zu lesen, warum es so wichtig ist, Totholz nicht aus dem Wald zu entfernen, sondern es dort zu belassen. Hintergrund sind Bedenken von Einwohnern der Stadt über Tybusseks Vorgehen in Bad Schwartaus Wäldern im vergangenen Jahr. Zwar haben sich die Wogen wegen der von vielen als seinerzeit zu übertrieben empfundenen Baumfällmaßnahmen ein wenig geglättet, aber Beschwerden über die zahlreichen stehengelassenen toten Stümpfe ohne Krone, gibt es nach wie vor. Dem Vernehmen nach hatte der Vorsitzende des Gemeinnützigen Bürgervereins Bad Schwartau, Klaus Nentwig, zuletzt diesbezüglich harrsche Kritik geübt. Vor allem zwei Stämme in der Bahnhofstraße am Waldeingang gegenüber der ehemaligen Försterei hatten seinen Zorn erregt. Tybussek verteidigt die Maßnahme insgesamt: „Die Totholzbäume haben enorme Bedeutung für die Artenvielfalt. Insbesondere vor dem Hintergrund des großen Insektensterbens.
Über 1.340 Käferarten leben im Totholz.“ Zahlreiche Vogel- und Fledermausarten siedelten sich dadurch im Bereich der verrottenden Bäumen an. Die Bäume stehen zu lassen, werde immer wichtiger. Bad Schwartaus Bürgermeister Uwe Brinkmann sieht in den Informationsschildern zwar ein gutes Mittel, Aufklärungsarbeit zu leisten, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er befürchtet, dass es den einen oder anderen in der Stadt geben dürfte, den ob der bizarren Optik der Stämme auch die erklärenden Sätze nicht umstimmen werden. Warum die Kronen überhaupt abgenommen werden?
„Wir leben in einer Zeit zunehmender und immer heftigerer Stürme“, so Forstwirt Rabuske. „Gerade von den Ästen in den Kronen der alten und kranken Bäume geht große Gefahr aus“, erklärt Tybussek, der sich, was die Totholz-Diskussion angeht, seinerseits beklagt: „Jeder will Naturschutz, aber keiner bei sich vor der Tür. Wir leben nun mal nicht allein auf dieser Welt. Eigentlich müssten noch viel mehr Totholzbäume stehen bleiben. Sie sind quasi das ,Gold des Waldes’.“ Die neuen Schilder sind eine Gemeinschaftsaktion der Landesforsten und der Stadt Bad Schwartau, die die Hinweistafeln mit 500 Euro bezuschusst hat. Das eine Schild steht in der Bahnhofstraße an der Zufahrt zum alten Forsthof, das zweite im Waldgebiet an der Schillerstraße.