Stockelsdorf. Zunehmend mehr Gewalt – das beklagen Erzieherinnen und Lehrer an Kindertagesstätten und Grundschulen im Land. In der Gemeinde Stockelsdorf geht man das Thema offensiv an und hat sich für Gewaltpräventionskurse schon ab dem Kindergarten entschieden. „Wir wollen die Kinder dabei unterstützen, dass sie nicht gewalttätig werden. Und so kam die Idee auf, dass wir entsprechende Kurse anbieten, die ihre Stärken stärken und so Gewalt im Vorfeld vermieden wird. Das geben wir ihnen als Handwerk mit“, erklärt Angelika Bötel. Die Leiterin der Kindertagesstätte „Haus der Gartenzwerge“ ist Vorsitzende eines Gesprächskreises, der sich aus den Leiterinnen der Stockelsdorfer Grundschulen und der Kindergärten zusammensetzt und sich regelmäßig trifft, um sich über Kindergarten- und Grundschulangelegenheiten austauschen. Hintergrund der Treffen ist eigentlich, den Kindern einen möglichst sanften Übergang aus den Stockelsdorfer Kitas in die Grundschulen zu bieten. Die Anregung zu den Gewaltpräventionskursen stammt dabei von den Schulanfängern selbst.

Die Kurse finden aktuell an allen Grundschulen und Kindertagesstätten der Gemeinde statt. Geleitet werden sie von Tomas Angermann, Heilpraktiker für Psychotherapie und Sozialtrainer aus Lübeck, der seit über 20 Jahren Kurse in Gewaltprävention in Einrichtungen in Lübeck, Ostholstein und Umgebung gibt.

Bei einem ihrer letzten Treffen verdeutlichte Heidi Gunkel, Leiterin der Grundschule Ravensbusch, „dass die Kurse nicht deshalb gebucht werden, weil die Kinder so gewalttätigt sind, sondern weil die Kinder heute oftmals nicht mehr wissen, wie sie Konflikte friedlich lösen können.“

Kirsten Behrens, Schulsozialarbeiterin der Erich-Kästner-Grundschule, ergänzt dazu: „Für uns haben die Kurse, den besonderen Charme, dass es ein Projekt ist, dass den Kindern schon aus der Kita bekannt ist und in der Grundschule fortgesetzt wird. Davon versprechen wir uns Synergieeffekte, und der Übergang aus der Kita in die Schule wird noch einmal vereinfacht.“

An den Schulen fällt das bisherige Fazit überwiegend positiv aus: „Wir sind da sehr angetan, weil die Kinder doch merklich ins Denken und Fühlen kommen“, so der allgemeine Tenor.

Angelika Bombosch, Leiterin des Kindergarten „Unterm Sternenzelt“, ergänzt: „Und alle Kinder sind mit Eifer dabei. In allen Gruppen, bis in die Krippe hinein“.

Seit 18 Jahren führt Thomas Angermann Kurse nun schon an den Stockelsdorfer Einrichtungen durch. Die jetzigen Angebote sind auf drei Jahre ausgerichtet und werden durch eine ganz besondere Aktion finanziert. Die Idee dazu hatte Angelika Bötel: Ein Sponsorenlauf, an dem sich nahezu alle Schulen und Kindergärten im Herrengarten oder auf dem eigenen Gelände mit Unterstützung der Eltern beteiligt haben. „Mit Würstchenstand und großer Begeisterung“, berichtet die Initiatorin.

Zusammengekommen sind stolze 50.000 Euro, wobei sich auch die Stockelsdorfer Stiftungen und der Kriminalpräventive Rat großzügig einbringen.

Bis zu den Sommerferien dauert das diesjährige Engagement von Tomas Angermann. Die ersten Klassen und die Kindergärten bekommen bis zu den Sommerferien einen achtwöchigen Kursus mit jeweils einer Unterrichtsstunde pro Woche, bei allen zweiten, dritten und vierten Klassen ist Tomas Angermann jeweils einen Vormittag in der Woche vor Ort.

„Wir wollen das Projekt so lange wie möglich am Laufen halten. Ob wir dazu wieder einen Sponsorenlauf oder etwas ganz anderes veranstalten, steht noch nicht fest“, so Angelika Bötel. (SE)