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Bildende Kunst zu Gast in öffentlichen Fluren

Eutin (vg). Witzige Charakterköpfe in Öl, beeindruckende Makro-Fotografien, grafisch gestaltete Bilder oder elegante Skulpturen – auch die 32. Kreisausstellung des Fördervereins Bildende Kunst Ostholstein deckt wieder fast die ganze Bandbreite der Kunst ab. „Für alle Geschmäcker ist etwas dabei“, stellt die Vereinsvorsitzende Maria-Isabel Brandis fest. Eine Jury hat aus 183 Einsendungen 128 Exponate von über 50 Künstlern aus der Region ausgesucht, die noch bis zum 28. Oktober im Eutiner Kreishaus, Lübecker Straße 41, und in der Kreisbibliothek Eutin am Schlossplatz 2 zu sehen sind.


Eine Kunst für sich ist es auch, die so verschiedenartigen Bilder in der Gemeinschaftsausstellung zu hängen. „Man muss sehen, dass alles einigermaßen zusammenpasst und sich die Werke nicht beißen. Für jedes Exponat den richtigen Platz zu finden, ist eine Herausforderung“, meint Maria-Isabel Brandis. So steht das grafische Doppelbild mit Kreisen in Signalfarben von Künstler Siegfried Bausch allein, während in anderen Fluren des Kreishaus-Neubaus sich selbst gegenständliche und abstrakte Malerei gefällig aneinanderreihen – darunter auch das aus dicken Pinselstrichen bestehende Plakatmotiv „Farben der Welt“ von Karin Klindwort aus Bad Schwartau. Ein Motto gab es für die eingereichten Arbeiten in diesem Jahr nicht. Vorgabe war nur, dass die Kunstwerke nicht älter als drei Jahre sein dürfen. Viele wurden aber extra für die Kreisausstellung angefertigt.


Ein tierisches Seh-Vergnügen sind zum Beispiel die auf Jute-Leinwand gemalten Rinder, Schweine und Hühner von Miriam Lange aus Fehmarn. Allein der gewählte Untergrund lässt die Motive rustikal und bodenständig wirken. Hennen mit Persönlichkeit hat Heike Wünnenberg aus Neustadt kreiert. Ihre Porträts von Beatrix, Charlotte und Cleopatra spiegeln den Charakter der Tiere wider.


Fast fotorealistisch wirkt die Himmelsspiegelung im Bild „Seerosenteich“ der Neustädter Malerin Susanne Cromwell – während die Naturfotografien von Claus G. Oldörp aus Travemünde wie gemalt aussehen. Nachdenklich macht die Malerei von Holger Wittig-Koppe aus Bösdorf. Seine teils grotesken Ölbilder spiegeln Einsamkeit und Verlorenheit, aber auch die Suche nach zwischenmenschlicher Geborgenheit wider. Und Roland Willaert aus Großenbrode stellt mit Wachsstiften ideen- und farbenreich freudige und düstere Alltagsszenen gegenüber. Ein politisches Kunstwerk von Alexander Torday aus Kiel erinnert an das zerrissene Deutschland vor 100 Jahren zur Zeit der Weimarer Republik.


Vor Freude sprühen die Bilder von Brigyda Figwer-Bronk aus Klingberg. Die gebürtige Danzigerin ist Grafikdesignerin, und das sieht man ihren detailreichen Werken an. „Zu diesen Bildern hat mich das Lied ,Schaufensterpuppen‘ der Gruppe Kraftwerk inspiriert. Die Figuren spüren ihren Puls, brechen aus den Schaufenstern aus und beobachten das Leben Menschen und Tiere“, berichtet sie. Ganz anders ist die Arbeitsweise von Sonja Knoop aus Sierksdorf. Die experimentelle Malerin sagt: „Mich interessiert der Weg, nicht das fertige Bild. Ich arbeite extrem vielschichtig mit Materialien von Sand über Lack und Tusche bis hin zu Moorlauge. Die Basis ist Acrylfarbe.“ Im Entstehungsprozess verändert sich das Bild – wenn sich Farben mischen und Oberflächen reißen. Wer genau hinschaut, kann diese Prozesse auf den organisch wirkenden Kunstwerken erahnen.
Geöffnet ist die bis zum 28. Oktober laufende Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten des Kreishauses und der Kreisbibliothek. Weitere Infos finden sich auf der Website www.bildendekunst-oh.de.


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