Eutin (aj). Ein Sonntagvormittag im Seminarraum der Eutiner Volkshochschule. Im Garten vor den großen Fenstern ist der Frühling zu ahnen, auf einem Tisch liegen Fotos mit dazu passenden Motiven ausgebreitet: Blumen, Tiere, grüne Landschaften. Daneben farbiges Tonpapier, Bastelmaterial und eine Papierschneidemaschine, der Hebelschneider. An dem Tisch sind lauter kreative Köpfe über kleine Kunstwerke gebeugt.
Hier entstehen fröhliche Osterkarten, versehen nicht nur mit schönen Motiven, sondern mit handgeschriebenen Grüßen sollen sie einsamen Menschen in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und ähnlichen Institutionen mit Freude und Lebensmut den Alltag aufhellen. Dahinter steht die Aktion „Post mit Herz“. Susanne Quentmeier ist seit Jahren dabei, schreibt zu Weihnachten und zu Ostern persönliche Worte auf Grußkarten und wollte in diesem Jahr erstmals auch andere Menschen dafür begeistern: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele ‚Post mit Herz‘ noch nicht kennen und bei der Überlegung, wie man das Projekt bekannter machen kann, ergab sich die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule“, erzählt die Psychologin mit offenem Lachen. Im Studium hat sie an ähnlichen Aktionen teilgenommen, später stieß sie dann im Netzt auf „Post mit Herz“. Einsamkeit und was man dagegen tun kann, ist ein Thema, das sie von jeher beschäftigt. Und es ist auch die Motivation für die kleine Runde, die der Einladung in diese besondere „Kartenwerkstatt“ gefolgt sind. Die zehnjährige Lilly ist die jüngste Bastlerin: „Ich bastele sehr gern und ich bin lieb zu den Menschen“, sagt sie zufrieden und damit ist sie bestens qualifiziert. Ihr Bruder Kaj kann sich zwar gut vorstellen, später einmal allein zu wohnen: „Aber es soll jemand an mich denken“, merkt er an.
Genau das ist die Botschaft, die die Grüße zu den Empfänger*innen transportieren sollen – dass sie nicht vergessen sind. „Was steckt in Deinem Überraschungsei?“ ist eine Frage, die Eike Witzke aus Malente auf eine ihrer Karten geschrieben hat. Die pensionierte Ergotherapeutin will zum positiven Denken anregen, Anregung bieten: „Das Leben ist toll und diese Botschaft wirkt in jedem Alter“, davon ist sie überzeugt und dafür findet sie die passenden Motive wie eine Blüte, die sich in eine Sonne verwandelt. Vom Termin in der Vhs hat sie im reporter gelesen: „Ich fand die Idee bezaubernd und habe mich einfach gemeldet“, berichtet sie und merkt an: „Das gibt ein gutes Bachgefühl!“ Das hat auch Andrea Hofer. Sie weiß, dass in einigen Einrichtungen die Kartengrüße in großer Runde gemeinsam gelesen werden: „Das ist ein ganz wichtiger Impuls für Unterhaltung und Gemeinsamkeit!“ Gute Energie will sie mit ihren Karten schicken.
Energie, die Fritz Grüber in eine gute Portion Humor verpackt: „Was aus einem Ei alles werden kann“, lautet sein Kommentar zu einer Bande kleiner Ferkel. Der Wahl-Eutiner sitzt neben seiner Frau: „Ich schreibe sehr gern mit der Hand und ich gestalte gern“, sagt Elke Grüber. Dass diese Talente nun einem guten Zweck zugutekommen, freut beide.
Wie gut die Karten in den Einrichtungen aufgenommen werden, bezeugen Rückmeldungen. Wer auf eine persönliche Antwort hofft, kann seine Adresse auf der Karte vermerken, eine Garantie gibt es aber nicht. Das Versenden an „Post mit Herz“ übernimmt Susanne Quentmeier. Für das Porto steht eine kleine Spendendose bereit. Die Verteilung erfolgt dann über die Initiative. Quentmeier freut sich über die Resonanz, eine Freundin aus Lübeck ist extra für diesen Vormittag gekommen, die vielen Fotos stammen von ihr. Und wenn ein bisschen Inspiration gebraucht wird, liegen auch Textvorschläge bereit. Das geschäftige Werkeln ist in vollem Gange, als eine Frau kommt, um eine Karte abzugeben: „Ich schaffe es heute Vormittag leider nicht, aber ich wollte unbedingt einen Gruß beisteuern“, sagt sie und schiebt die Frage nach: „Wird das im nächsten Jahr auch stattfinden?“ Susanne Quentmeier nickt: „Das ist der Plan!“
Informationen zu „Post mit Herz“ gibt es im Internet auf
https://postmitherz.org