Marlies Henke

Diese Themen beschäftigten Kellenhusen beim Neujahrsempfang

Kellenhusen. Ein Blick auf das Weltgeschehen und seine Auswirkungen auf ein kleines Dorf, geselliges Beisammensein mit Musik und gesellschaftlicher Zusammenhalt in einer Extremlage, dazu ein kleiner Fischer und eine besonders engagierte Frau – fertig ist das Rezept für den Neujahrsempfang der Gemeinde Kellenhusen. Traditionell begann die Veranstaltung mit der Andacht unter der Leitung von Pastor Burkhard Kiersch. Neu waren am letzten Sonntag der Schauplatz (Kurmittelhaus statt Kursaal) und ein Hauptredner: Stefan Schwardt, seit Juni neuer Bürgermeister von Kellenhusen. Er thematisierte zunächst globale Herausforderungen wie internationale Konflikte, den Klimawandel, technologische Entwicklungen und wirtschaftliche Unsicherheiten. Diese weltpolitische Situation würde bis in das kleine Kellenhusen hineinreichen und sich in Bürokratie, Baukosten und Fachkräftemangel auswirken.


Zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres gehörten laut Schwardt die Installation einer Vogeluhr im Rahmen des Projekts „Landkunststück macht Schule“, die Neueröffnung des Kaufhauses Stolz und die Übertragung der Trägerschaft des Kindergartens Meerchenwald an den Kinderschutzbund Ostholstein. (der reporter berichtete).

Besondere Anerkennung sprach Schwardt dem Zusammenhalt in der Gemeinde während der Jahrhundertsturmflut im Oktober aus, auch wenn er selbst zu dieser Zeit im Urlaub war. Er lobte die herausragende Leistung seiner 1. Stellvertreterin Wybke Schmidt, der 2. stellvertretenden Bürgermeisterin Gaby Bossmann sowie der Feuerwehr, des Bauhofes, des Tourismusservices und der freiwilligen Helfer, die während der Sturmflut und der Aufräumarbeiten halfen. „Ihr alle habt die Situation hervorragend bewältigt.“

Auch Touristikleiter Raymond Kiesbye stellte das solidarische Handeln der Einwohner und einiger Gäste heraus, die „in stockdunkler Nacht bei Windstärke 12+ Sandsäcke gestapelt und dadurch das Schlimmste vom Ort abgehalten haben. Andere haben in der Feuerwache dafür gesorgt, dass die Einsatzkräfte gut versorgt sind und die heimische Wirtschaft hat Getränke und Brötchen gesponsert. So kann man dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen.“ Erfreulich sei zudem gewesen, dass die Seebrücke den Sturm einigermaßen schadlos überstanden habe. Trotzdem müsse man nach 18 Jahren Seebrücke nun eine Betonsanierung vornehmen.

Bürgermeister Schwardt informierte, dass die Herausforderungen des vorangegangenen Jahres im neuen Jahr fortbestehen würden, insbesondere nach der Sturmflut und den hohen Niederschlagsmengen im Januar. Dies führe nun zu neuen Schwierigkeiten bei der Flächenentwässerung und dem Schutz vor Sturmfluten. „Hier besteht jetzt vor allem Handlungsbedarf, um die Situation der Flächenentwässerung und Sturmfluten in den Griff zu bekommen“, sagte Schwardt.

Hinsichtlich laufender Projekte in Kellenhusen berichtete er über die geplante Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses, das einer Renovierung unterzogen wird und um eine neue Halle erweitert werden soll. Des Weiteren ging es um die Anschaffung eines Ölwehrbootes, die Verlegung des Bauhofs in die Kirschenallee, den Abriss des Strandcasinos und den Neubau eines Textilhauses an diesem Standort sowie den Neubau des Wassersportzentrums mit Baubeginn im Januar. Die offizielle Eröffnung ist im Juni mit zwei Surfregatten geplant, wie Kiesbye berichtete. Er betonte: „Dann wird sich Kellenhusen als Hotspot in der Surfszene noch einmal unter Beweis stellen.“ Außerdem sind in 2024 Feierlichkeiten zum „140-jährigen Seebad Kellenhusen“ geplant.

Zum Gästezentrum „Heimathafen“, das seit über 20 Jahren auf der Agenda des Ostseebades steht, nahm der Bürgermeister ebenfalls Stellung: „Hier haben sich schon mehrere Gemeindevertreter die Zähne dran ausgebissen. Es will einfach nicht neu entstehen.“ Ursprünglich sei eine Förderung von 90 Prozent zu Grunde gelegt worden. „Bei den letzten Gesprächen Ende November mit dem Wirtschaftsministerium war die Förderquote gen Null.“

Eine Klausurtagung der Gemeindevertretung im Februar soll neben dem Hochwasser auch das Gästezentrum zum Thema haben. Das Motto lautet: „Wie sieht sich Kellenhusen im Jahr 2040?“.

Abschließend präsentierte Schwardt einige Zahlen aus dem Gemeindehaushalt 2024, darunter Budgets für die Feuerwehr (2,4 Millionen Euro), den Bau des Wassersportzentrums (450.000 Euro), die Sturmflutschäden aus 2023 (circa 2,5 Millionen Euro ) und die Infrastruktur (250.000 Euro). Der Haushaltsplan für 2024 schließt mit einem Plus von 718.800 Euro ab. „Mit diesem Ergebnis blicke ich hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft“, so Schwardt.

Der offizielle Teil des Empfangs endete mit der Ehrung von Manuela Westphal und Übergabe einer Fischerfigur als Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement in der Feuerwehr, dem DRK Ortsverband und in der Zusammenarbeit mit dem Tourismus Service. „Manuela Westphal hat sich durch ihre unermüdlichen Einsatz und ihre Hingabe für das Wohl unserer Gemeinde ausgezeichnet. Ihre Einsatzbereitschaft hat dazu beigetragen, das Leben vieler Menschen unser Gemeinschaft zu verbessern und die Gemeinschaft als Ganzes zu stärken“, sagte der Bürgermeister. Zudem erhielten drei Gäste je eine Flasche Gin als „Geschmacksneutralisierung“: Sie hatten bei den kostenlos angebotenen Berlinern einen mit Senf erwischt. Musikalisch begleitet wurde der Neujahrsempfang von Akkordeonklängen der „Ostseekrabben“. (he)


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