

Pelzerhaken. Eine kleine Bühne mit einem Stuhl und etwas
Licht, ein Schauspieler und einige satirische Verse - mehr Gepäck bedurfte es
nicht, um mit der Neustädter Kulturmatinee auf eine Wilhelm-Busch-Theaterreise
zu gehen. Los ging es am letzten Sonntagmorgen im Haus des Gastes, wo
Schauspieler Bernd Surholt mit dem Gastspiel „Helene in Szene“ sein Publikum
begeisterte.
Durch Stimmgewalt und Körpersprache erweckte er die Figuren aus Wilhelm
Buschs Bildergeschichten zum Leben. Surholt scheiterte als Dichter Balduin
Bählamm am Alltag und am Selbstgefallen, stürzte sich als heiliger Antonio
zunächst in Sünden und dann in die Frömmigkeit und erlag als fromme Helene ihrem
Vetter Franz und anschließend dem Suff, denn “es ist ein Brauch von Alters her,
wer Sorgen hat, hat auch Likör“.
Dabei kam Surholt ganz ohne Tamtam und Requisiten aus. Gemäß dem rasanten
Motto „Einszweidrei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit“ durcheilte
der Schauspieler die von spießiger Doppelmoral geprägten Figuren des deutschen
Dichters. Und er machte dem Begriff Einmannshow alle Ehre, angefangen von
organisatorischen Hinweisen zu Beginn („Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Handys
nach der Vorstellung wieder anzustellen“) über Pausenfüller, durch die er mit
mönchsähnlichem Gesang zum nächsten Gedicht überleitete, bis hin zu erläuterndem
Hintergrundwissen. So wurde zum Beispiel das Werk „Der heilige Antonio aus
Padua“ von 1864 wegen „Herabwürdigung der Religion“ in Bayern und Österreich bis
1902 verboten.
„Helene in Szene ist ein Dauerbrenner, den ich schon lange im Programm habe“,
berichtete Surholt im Gespräch mit dem reporter. „Das Wichtigste dabei ist, im
Rhythmus zu bleiben, wenn Du da einmal rauskommst, ist es ganz fürchterlich.“
Doch am Sonntag ließ sich Surholt bis zum Schluss nicht aus dem Takt bringen,
bis es nach geschlagenen 90 Minuten hieß: „Na, nun hat er seine Ruh. Ratsch! –
Man zieht den Vorhang zu. (he)