Ortsbeirat Pelzerhaken: Lösungsuche für Verkehrssituation
Pelzerhaken. Der Zebrastreifen in der Wiesenstraße ist vom Tisch. Ein Vorschlag zum Parkplatzproblem stößt auf positives Echo. Und zwei Ideen für den Horchturm werden vorgestellt – diese Themen sorgten während der rund zweieinhalbstündigen Sitzung des Ortsbeirates Pelzerhaken in der vergangenen Woche für ausgiebige Diskussionen.
Die Verkehrssituation im Ort steht seit Jahren im Fokus des Ortsbeirates. Dazu gehört auch die Wiedereinrichtung eines Fußgängerüberweges in der Wiesenstraße bei Nahkauf. Die Beschilderung samt Zebrastreifen war im Zuge des Straßenausbaus im Jahr 2016 entfernt worden. Begründung: Die Straßenverkehrsordnung sieht keine Fußgängerüberwege in Tempo-30-Zonen vor. Doch die Pelzerhakener blieben dran: Die gesamte Situation an dieser Stelle sei schlecht einsehbar für Autofahrer, die sich zudem nicht an Tempo 30 hielten, hieß es – viel zu gefährlich für Fußgänger, vor allem für Kinder und Senioren. Nach einer Zählung des Querungsverkehrs durch die Kreisverkehrsbehörde dann 2020 zunächst eine gute Nachricht: Der Fußgängerüberweg wird angeordnet, wenn auch die Querungszahlen eher im unteren kritischen Bereich liegen. Den Wermutstropfen schenkte anschließend die Verkehrsaufsicht aus: Fußgängerüberweg ja, aber an anderer Stelle.
„Nicht jeder Standort eignet sich. Parkende Autos und die Bushaltestellen schränken den möglichen Bereich ein, in dem ein Zebrastreifen angelegt werden kann“, erläuterte Klaas Raloff, Leiter des Amtes für gesellschaftliche Angelegenheiten, während der Sitzung. Wegen der hohen Kosten für die Umbaumaßnahmen, dem Verlust von Parkplätzen und einem Standort, der eigentlich gar nicht gewünscht wurde, hätte der Überweg letztlich keine Zustimmung in der Politik gefunden und der Antrag sei zurückgenommen worden, berichtete Raloff weiter.
Dass der Ort aber weiter Bedarf sieht, wurde während der Sitzung einmal mehr deutlich. Vor allem die anwesenden Bürger hielten dabei an ihrem Argument fest: Der Bereich ist gefährlich, eine alternative Lösung muss her. Mitglied des Ortsbeirates Dirk Cremer brachte schließlich den Vorschlag ins Spiel, die Verkehrssituation optisch zu entschärfen, beispielsweise durch eine farbliche Fahrbahn. Welche Maßnahmen überhaupt noch möglich sind, soll nun seitens der Verwaltung erneut geprüft werden.
Ein weiterer Dauerbrenner in den Ortsbeiratssitzungen ist die Schaffung zusätzlicher Parkplätze. „Vor allem in der Saison ist die Situation nach wie vor katastrophal. Es muss dringend eine Lösung gefunden werden“, forderte Ortsbeiratsvorsitzender Götz Lehsten. Als eine Option erwies sich dann das „Parken am Straßenrand“, das in 30er-Zonen erlaubt ist. „Das würde sich zudem verkehrsberuhigend auswirken und Platz schaffen“, so Lehsten. Die Idee fand bei den Anwesenden Zuspruch und wird nun zur weiteren Bearbeitung in die entsprechenden Ausschüsse überwiesen. Dirk Cremer legte der Verwaltung zudem nahe, endlich ein Parkplatzkonzept anzugehen.
Des Weiteren ging es in der Sitzung um den Horchturm. Dort sollen eine Kletteranlage und ein Museum entstehen, wenn es nach Bossi Güven und Andreas Vennewald geht. Bossi Güven ist Geschäftsführer des „Beachhouse“, der Kailua Lodge und des Wassersportzentrums Sail & Surf. Die Idee sei, für die Zeit Mai bis September im Außenbereich des Horchturms einen Kletterbereich zu errichten. Außerdem könne für kleinere Kinder ein Tiefseilgarten aufgebaut werden. Organisation, Umsetzung und Beratung werde über die Wassersportstation erfolgen. Die Gäste könnten den Turm zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen, erklärte Güven.
Andreas Vennewald stellte sich anschließend als Filmemacher aus Hamburg vor. Mit dem Verein „Horchturm Pelzerhaken“ möchte er den Turm mit Ausstellungen und Events zu einem Ort der Geschichte und Mahnmal des Kalten Krieges machen. „Ich bin seit 20 Jahren Camper an diesem Ort und gucke auf diesen Turm und frage mich: Warum macht man aus dieser authentischen Stätte der Zeitgeschichte nichts?“ Als weitere Besonderheit will der Verein den Turm als die größte Sonnenuhr der Welt gestalten. Für die Umsetzung der Ideen hofft Vennewald auf Fördergelder und Spenden.
In der nachfolgenden Diskussion ging es darum, ob Pelzerhaken zusätzliche touristische Attraktionen braucht, vor allem angesichts des Standortes. Der Horchturm steht mitten im FFH-Gebiet (Schutzgebiet nach europäischer Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie). Bisher seien alle Versuche, das Gebäude einer Nutzung zuzuführen, genau daran gescheitert. Eine Erlaubnis seitens der Stadt würde zudem nicht das Naturschutzrecht aushebeln.
Bürgermeister Mirko Spieckermann erklärte dazu: „Hier steht zunächst nur eine Idee im Raum. Wir haben noch keine Zusage für irgendein Konzept gegeben. Der Horchturm ist den Projektentwicklern 2021 für zwei Jahre an die Hand gegeben worden. Jetzt geht es darum, abzuklopfen, was möglich ist.“ Neben den Umweltkriterien würden dabei auch Aspekte der Sicherheit oder des Brandschutzes eine Rolle spielen. Erst nachdem ein Gutachten vorgelegt werde, könne dann eine politische Entscheidung fallen. Dieses Gutachten wurde nach Auskünften von Bossi Güven bisher nicht in Auftrag gegeben. Momentan sei man noch dabei, die Ideen vorzustellen und ein Konzept zu entwickeln.
Weiteres Thema war unter anderem der verbesserungswürdige Zustand des Radweges Mastkobener Weg Richtung Rettiner Weg. Es soll geprüft werden, inwiefern der Weg regelmäßig ertüchtigt werden kann und ob im nördlichen Bereich eine Beleuchtung notwendig ist. (he)