

Lensahn. Wie wird man eigentlich Politiker? Was genau macht
ein Bundestagsabgeordneter? Nehmen Flüchtlinge anderen Menschen die Wohnungen
weg? Welche Gefahr geht von der AfD aus? Diesen und anderen Fragen stellten sich
am vergangenen Montag zahlreiche Politikerinnen und Politiker in der Grund- und
Gemeinschaftsschule Lensahn. Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten
Klassen wollten sich ein Bild von der politischen Arbeit an der Basis machen und
hatten vielfach zum ersten Mal in ihrem Leben die Gelegenheit, Politiker live
und in Farbe vor sich zu sehen und mit Fragen zu löchern.
Dem Ruf der Schule gefolgt waren die Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn
(SPD) und Ingo Gädechens (CDU), die Landtagsabgeordneten Marlies Fritzen
(Bündnis 90/Grüne), Sandra Redmann (SPD), Peter Sönnichsen (CDU), Hartmut
Hammerich (CDU) und Lars Winter (SPD). Außerdem die Kreisabgeordneten Monika
Obieray (Bündnis 90/Grüne), Manfred Breiter (FDP), Timo Gaarz (CDU) und Manfred
Jäger (SPD).
Die Veranstaltung organisiert hatte die Lehrerin Michaela Homann-Speck, der
politische Bildung eine Herzensangelegenheit ist: „Wenn Jugendliche nicht an
demokratische Vorstellungen und Verfahren herangeführt werden, sie nicht ihre
demokratischen Rechte und Pflichten kennen, gerät die Demokratie ins Abseits“,
so Homann-Speck. Auch Schuldirektor Bernd Ziemens war von der Veranstaltung, die
bereits zum zweiten Mal stattfand, begeistert. „Unsere Schüler haben hier die
Möglichkeit, nicht nur über Politik zu sprechen, sondern direkt mit Politikern
zu diskutieren“, sagte Ziemens.
In den Diskussionsrunden, die sich über insgesamt drei Stunden zogen, ging es
häufig um die Frage, warum es wichtig ist, sich politisch zu betätigen. „Ich
habe schon früh damit angefangen, neben meinem Beruf Gremienarbeit zu leisten,
damit ich in der Gemeinde mitentscheiden kann“, sagte etwa der
Kreistagsabgeordnete Manfred Jäger, der sich nach seiner Pensionierung noch
intensiver in der Gemeindepolitik von Stockelsdorf engagiert.
Auf ganz anderer Ebene bewegen sich die Entscheidungen von Bettina Hagedorn
und Ingo Gädechens. Als Mitglied des Haushaltsausschusses kontrolliert etwa
Hagedorn die Ausgaben des Bundes. Da geht es schnell um Millionenbeträge in
zwei- oder dreistelliger Höhe. Gädechens dagegen muss sich im
Verteidigungsausschuss Gedanken darüber machen, ob es zu verantworten ist, dass
deutsche Soldaten in Auslandseinsätzen ihr Leben riskieren. Als Mitglied des
Tourismusausschusses setzt er sich mit den Folgen der Fehmarnbeltquerung
auseinander.
Trotz unterschiedlicher politischer Ansichten sind sich Hagedorn und
Gädechens in einem Punkt einig: „Am Ende geht es immer darum, die Interessen der
Wähler aus dem Landkreis zu vertreten.“ (red)