AK Stadtarchiv – wir erinnern
Oldenburg (jw). Vor 80 Jahren, am 27.01.1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Die direkten Zeitzeugen werden immer weniger und so ist es an den nachfolgenden Generationen, also auch an uns, dieses Gedenken aufrecht zu erhalten. Auch Oldenburger Bürger wurden Opfer der NS-Diktatur und unsere Stolpersteine erinnern an sie.
Am Montag dem 27.01. werden wir im Giddendorfer Weg / Ecke Heiligenhafener Chaussee um 14 Uhr an Otto Güldensupp erinnern. Er war Stadtverordneter der SPD, wurde wegen Hören von sogenannten Feindsendern denunziert und in Neuengamme ermordet. Danach werden wir an die Familie Rosenblum erinnern. Für sie liegen Stolpersteine in der Hoheluftstrasse / Ecke Weidenkamp. Hierzu hat Dietrich Mau aus unserem Arbeitskreis Stadtarchiv die folgenden letzten Lebensstationen recherchiert: Der erste Eisenbahnzug in den Tod startete am 25. Oktober 1941 mit über 1.000 Personen vom Hannoverschen Bahnhof von Hamburg nach Lodz. In diesem Zug befanden sich Hildegard Rosenblum, geboren 1917 in Oldenburg (H), und Ursula Rosenblum, geboren 1922 in Oldenburg (H). Ursula war mit Alfred Levy Neumann aus Hamburg verheiratet.
Auch der Ehemann und die beiden Kinder des Ehepaares, Judis und Uri, befanden sich im Zug. Der zweite große Transport fuhr am 8. November 1941 nach Minsk. In diesem Zug befanden sich Siegfried Rosenblum, geboren 1889 in Oldenburg (H), seine Tochter Margot Rosenblum, geboren 1917 in Oldenburg (H), sein Sohn Paul Rosenblum, geboren 1919 in Oldenburg (H), seine Tochter Ingeborg Rosenblum, geboren 1912 in Oldenburg (H), und seine Tochter Charlotte Rosenblum, geboren 1915 in Oldenburg (H). Charlotte war verheiratet mit Kurt Spitzkopf, auch er saß im Zug. Die dritte Deportation fand am 18. November 1941 nach Minsk statt. In diesem Zug saß Gertrud Rosenblum, geboren 1916 in Oldenburg (H), mit ihrem zweijährigen Sohn Don. Alle Deportierten wurden ermordet.
Nach Ende des Krieges und der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus lebten aus der Familie nur noch drei Kinder: Rolf Rosenblum, geboren 1920 in Oldenburg (H), Gerhard Rosenblum, geboren 1923 in Oldenburg (H), und Felix Rosenblum, geboren 1924 in Oldenburg (H). Rolf Rosenblum versuchte sich 1939 nach Palästina durchzuschlagen und wurde im Libanon verhaftet und interniert. 1946 gelang es ihm, nach Brasilien auszuwandern. 1956 kehrte Rolf Rosenblum schwer krank nach Hamburg zurück, wo er 1992 starb. Gerhard und Felix Rosenblum lebten nach der Verhaftung ihres Vaters im Jüdischen Waisenhaus.
Der Jüdischen Gemeinde Hamburg ist es zu verdanken, dass die Brüder im Dezember 1938 in England aufgenommen wurden. 1939 wurden die Brüder getrennt. Gerhard wurde als „enemy alien“ eingestuft und nach Australien ausgewiesen. Er kehrte erst 1946 nach England zurück, wurde 1947 wie sein Bruder Felix naturalisiert. Gerhard Rosenblum starb 1985 in Hammersmith. Felix, der den Nachnamen Rose annahm, starb 1994 in Brighton. Mittlerweile konnte der Tod von Minna Rosenblum geklärt werden. Sie starb nur wenige Monate nach der Geburt ihres Sohnes Felix im März 1925 in Oldenburg und wurde wahrscheinlich auf dem Jüdischen Friedhof in Stockelsdorf beerdigt.
Die Stolpersteine für die Familie Rosenblum liegen vor dem Haus, das Siegfried Rosenblum für seine Familie 1920 errichten ließ. Nach der Zwangsversteigerung im Jahr 1926 zog die Familie Rosenblum nach Hamburg.