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Schwierige Rechtslagen, Erbstreitigkeiten und eine Schmuggelgräfin

Das AEET Team 2025.

Das AEET Team 2025.

Bild: hfr

Hansühn (pdg) „Tradition, Recht und Gesetz“ war das Thema des 13. AEET-Symposions, das am 21. Februar in der Christuskirche in Hansühn stattfand. Die Veranstaltung, die von der Arbeitsstelle für Edition und Editionstechnik (AEET) der Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Dr. Bernhard Fisseni und Prof. Dr. Gaby Herchert, der Familie v. Platen und Jürgen Gradert organisiert wurde, hatte auch in diesem Jahr einen großen Zulauf zu verzeichnen. Interessierte Wissenschaftler, Archivare und Heimatforscher waren aus Nah und Fern angereist, um sich über die Ergebnisse der Forschungen des letzten Jahres zu informieren. Im Einführungsvortrag erläuterte Prof. Dr. Bernhard Schröder die verzweigte Wort- und Begriffsgeschichte von „Recht“ und „reich /
Reich“, die beide auf eine gemeinsame Wurzel zurückgehen. Wie schwierig es ist, Rechtslagen in alten Urkunden zu beurteilen, zeigte Prof. Dr. Gaby Herchert. Rechtsordnungen unterliegen stetigem kulturellem Wandel und bilden die Weltsichten ihrer Zeit ab. Gesetze und Privilegien galten zudem oft nur für kleine regionale Bereiche, so dass die jeweiligen Kontexte unbedingt einbezogen werden müssen, um Fehlinterpretationen historischer Dokumente zu vermeiden. Eva Wodtke widmete sich einem spektakulären Fall aus dem Jahr 1917. Ausgehend von einigen Notizen aus dem Archiv der Grafen v. Platen stellte sie ihre Recherchen zu der sogenannten Schmuggelgräfin vor, die in fünfzehn Koffern mehr als 100 kg Schmuggelware über die holländisch-deutsche Grenze bringen wollte. Es handelte sich dabei um Lebensmittel, Seife, Schnuller und weitere Güter, die aufgrund einer 1914 verhängten Blockade nicht nach Deutschland eingeführt werden durften. Brisant war der Fall, der in der niederländischen und britischen Presse hohe Wellen schlug, weil offensichtlich hohe Beamte involviert waren, die die Verhaftung der Gräfin verhinderten. Welche Probleme und Konflikte durch das Fideikommissrecht entstanden sind, veranschaulichte Dr. Judith Lange anhand von Briefen aus dem platenschen Archiv. Das Erbe in adligen Familien ging auf den ältesten Sohn über, der aber als Sachwalter fungieren musste und nicht frei über das Vermögen verfügen konnte. Ihm oblag die Versorgung der Verwandten und notwendige Investitionen konnte er nur tätigen, wenn die Gesamtfamilie einverstanden war. Dies führte zu regelmäßigen Auseinandersetzungen, wie die Briefwechsel anschaulich widerspiegeln. Jochen Paustian beschloss das Symposion mit einem Vortrag über Guts- und Schlossgärten in Ostholstein und zeigte die Vielfalt der Gartenarchitektur vergangener Zeiten auf. Alle Beiträge werden in einem Tagungsband veröffentlicht, der beim Symposion 2026 vorliegen wird.

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