Wintervortrag zur sicherheitspolitischen Lage
Plön (t). Im Rahmen der Wintervortragsserie an der Marineunteroffizierschule war der deutsche Politikwissenschaftler und Militärexperte Professor Carlo Masala am 23. Februar als Referent in Plön zu Gast. Den Schwerpunkt seines Vortrags vor rund 90 Zuhörern aus Gesellschaft, Politik und Bundeswehr bildeten politische Analysen und Einordnungen zu der derzeitigen sicherheitspolitischen Lage. Dabei ging Masala auch auf die Bedeutung der deutschen sowie auch der amerikanischen, russischen sowie chinesischen Marinen ein. Als nebenamtlicher Presseoffizier gibt Kapitänleutnant Sebastian Krohn einen inhaltlichen Überblick.
Eine der Annahmen Professor Carlo Masalas lautete, dass „seit Jahrhunderten Kriege eher von der Landseite, also mithilfe der nationalen Heere, geplant und geführt“ würden. Ein Krieg sei nur mit einem Heer zu gewinnen, ein Konflikt nur durch Heere vermeidbar.
Diese Sichtweise würde aber die maritimen Komponenten zu sehr vernachlässigen, machte der Politikwissenschaftler deutlich. Denn die meisten Staaten, insbesondere die USA, würden nur durch ihre Marinen die eigenen geostrategischen Ziele verwirklicht bekommen.
Es beginne bereits bei der Verwendung bestimmter Begriffe, erklärte er. In der Politik finde man zu selten den zutreffenderen Begriff „Seemacht“, da er zu hart und militärisch klinge. Vielmehr würden Ausdrücke wie „martim“ oder „Marine“ verwendet, welche zwar die seeseitige Kriegsführung miteinschlössen, allerdings auch zahlreiche zivile Bedeutungen wie Umwelt oder Handel. Dabei wäre es von so zentraler Bedeutung die militärische Kriegsführung und Sicherheitskonzeption auf See auch in der breiten Öffentlichkeit so zu benennen. „Erst wenn maritime Thematiken in der Gesellschaft wahrgenommen und verstanden werden, kann sich eine wirkmächtige Navy wie in den USA bilden“, erläuterte Carlo Masala. Diese wiederum sei von zentraler Bedeutung für das nachhaltige Vertreten der eigenen Sicherheitsinteressen. Dies sei schon immer so gewesen, auch zu Zeiten des Kalten Krieges. Und auch „das Kernprinzip der NATO ist das einer maritimen Allianz“, unterstrich der Politikwissenschaftler.
Das 21. Jahrhundert habe das Potential ein Maritimes zu werden, verdeutlichte Masala. Erkennen ließe sich dies unter anderem daran, dass in einem Angriffskrieg wie er derzeit seitens Russlands in der Ukraine geführt werde, auch durch Handelsbeschränkung zum Beispiel mit Getreide auf der Seeseite gedroht würde. „Handelsengpässe werden bewusst mit in die strategische Kriegsführung mit einbezogen“. Und diese wiederum könne man nur mit starken Marinen kontrolliert bekommen. „Wie sich Handelsengpässe auf unsere stark von der Ökonomie abhängigen Gesellschaften auswirken, konnte man bereits zu Zeiten der Corona Pandemie und ebenfalls zu Beginn des Ukraine Krieges spürbar erkennen“, hob Masala hervor.
Weiterhin sei es wichtig, auf europäischer Seite dem militärischen Partner wie den USA - wenngleich häufig nur symbolisch – zur Seite zu stehen. Beispiel hierfür war die Fregatte „Bayern“, welche zwischen 2021 und 2022 mit ihrer Durchquerung des Südchinesischen Meeres ihr fortgesetztes Engagement für die freie Schifffahrt und den Erhalt der regelbasierten internationalen Ordnung im Indo-Pazifik unterstrich. Es werde auch weiterhin auf derartige Einsätze und Unterstützungsbemühungen seitens Deutschlands ankommen. „Die Amerikaner sehen so etwas“, betonte Carlo Masala. Offenbar orientierten sich aber noch nicht die politischen Entscheidungen an dieser maritimen Notwendigkeit. Dies sehe man unter anderem daran, dass das 100 Milliarden Sondervermögen nicht gleichwertig zwischen den Teilstreitkräften aufgeteilt werde - die Marine erhält den kleinsten finanziellen Anteil.
Der Politikwissenschaftler hob erneut hervor, dass das völkerrechtswidrige Ausdehnen einiger Staaten wie Russland und China unmittelbar und mit Nachdruck gestoppt werden müsse, da sonst die ernsthafte Gefahr bestehe, dass dies zur Gewohnheit werde. „Dies haben vorrangig die USA erkannt und handeln auch danach mit einer verstärkten, wenn auch zeitlich begrenzten Präsenz in Europa“, erklärte Masala. Es sei von höchster Bedeutung, revisionistische Staaten, die eine für sie vermeintlich ungleiche oder unvorteilhafte Machtposition umkehren wollen, in ihrer Vorgehensweise zu stoppen und die demokratischen Werte weiterhin hochzuhalten. „Manches scheint sich historisch zu wiederholen“, sagte er - wichtig sei, dass man aus der Geschichte lerne.