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Heiße Sohlen für gute Zwecke

Raisdorf/ Schwentinental (los). Qualmende Boots zugunsten der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft: Die Kieler Line Dancer haben sich am Sonnabend mit einer Wohltätigkeitsveranstaltung für Projekte zur Unterstützung von Krebspatienten und ihrer Angehörigen eingesetzt. Über 140 Teilnehmer ließen im Hotel Rosenheim den Boden beben. Mit 1.672 Euro erzielte das Charity-Event ein neues Rekordergebnis.
Nicht nur „Sheriff“ Uwe Göllner freute sich über die Spendenbereitschaft der angereisten Gruppen, auch Prof. Dr. Nicolai Maass, Direktor der Frauen-Klinik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Vorstandsmitglied bei der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft (SHKG), nutzte die Gelegenheit, um sich im Namen des Vorstands für die Unterstützung zu bedanken. Doris Büttner, neue Geschäftsführerin der SHKG, nahm die Stippvisite als Gelegenheit wahr, die engagierten Line Dancer kennenzulernen.
Bereits seit 2008 zielt diese Benefizveranstaltung ausschließlich auf die Unterstützung der Projekte der Krebsgesellschaft. Die Charity Events gelangen Uwe Göllner und seiner tanzbegeisterten Truppe aus Kiel-Dietrichsdorf mit so großem Erfolg, dass die 100.000 Euro Marke in dieser Zeitspanne fast geknackt ist. 2025 sind es rund 17 Jahre.

Selbst in der Corona-Zeit, in der gesellige Events aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr entfallen mussten, ließen sich die Line Dancer vom Förde Ostufer etwas einfallen und hoben die Initiative „Dietrichsdorf sammelt“ aus der Taufe. Hierbei konnten Bürger in Läden und Apotheken bereitgestellte Spendendosen füllen. Das funktionierte so gut, dass diese ursprüngliche „Not-Lösung“ weiter fortgesetzt wurde.
Parallel hat die Reihe der Charity Events als zünftig-gesellige Zusammenkünfte nach Western Art wieder Aufschwung bekommen und für heißgelaufene Sohlen gesorgt. Möglich macht dies bei den Veranstaltungen nicht zuletzt DJ Mike West-Co alias Michael Bradke aus Berlin, der mit seiner Musik professionell die Country- und Line Dance Szene bedient – die Benefizveranstaltung in Raisdorf jedoch ganz bewusst ohne Gage, wie er sagt.
Und da sich alle Gruppen seit Jahren kennen, geht es im Rosenheim geradezu familiär zu und kein Weg ist für sie zu weit: „Eine tolle Stimmung“, freut sich Uwe Göllner, der Gruppen unter anderem aus Flensburg und Treia, Trappenkamp und Tarp zu seinen Gästen zählt. Die weitesten Wege nahmen die Teilnehmer aus Potsdam und Uelzen, Niedersachsen auf sich; die Greenhorn Dancers reisten aus Eddelak, Dithmarschen, an, die Fehmarn Line Dancers von der Ostseeinsel, die Lucky Liner aus Lütjenburg im Kreis Plön. Unter www.line-dance-kiel.de gibt es weitere Infos.

Das Herzensprojekt war und blieb stets die Unterstützung der SHKG. „Auslöser war der Lauf ins Leben 2008 in Eckernförde“, erzählt Uwe Göllner. Damals sei seine Gruppe um einen Tanzauftritt innerhalb des Rahmenprogramms der sportlichen Benefizveranstaltung gebeten worden.

Jedes Jahr ruft die SHKG zum Lauf ins Leben auf. Es handelt sich um ein Familienfest rund um einen 22-stündigen Spendenmarathon, bei dem aber auch Gehen und Walken sowie die Teilnahme im Rollstuhl zulässig ist. Unter https://www.krebsgesellschaft-sh.de/spenden-und-helfen/laufinsleben/ gibt es Informationen zur Anmeldung. Während die Laufteams abwechselnd ihre Runden um den Sportplatz drehen, rundet ein buntes Unterhaltungsprogramm das Fest ab. Ziel ist aber das Sammeln von Spendengeld für die regionalen Beratungs- und Unterstützungsangebote der SHKG. Diese Idee griffen Uwe Göllner und „seine“ Line Dancer damals auf.
Die Projekte der Krebsgesellschaft helfen kleinen und großen Patienten sowie ihren Angehörigen auf vielfältige Weise, berichtet Doris Büttner. Schulkinder etwa haben die Möglichkeit, über einen Avatar von der Krebsstation aus am Unterricht teilzunehmen und sich, was im Klassenraum geschieht, auf den Schirm zu holen. Der kleine Telepräsenzroboter ermöglicht es ihnen, per Kamera „mittendrin“ und dabei zu sein. So kann der Patient durch bedienen des Tablet-PCs oder Smartphones den Kopf des Avatars drehen und neigen, durch ihn hören, sehen und sich mitteilen.

Ein anderes Projekt hat die Angehörigen von Krebspatienten in den Blick genommen. Diese können in einer Wohnung kostenfrei untergebracht werden. Sie werde unter anderem genutzt, wenn Angehörige mit einem längeren Anreiseweg den Patienten bei der Krebsbehandlung begleiten, „auch dann, wenn dieser sich im Palliativstadium befindet“, erklärt Doris Büttner. Dabei gehe es auch darum, die Angehörigen in ihrer besonders belastenden Situation gegebenenfalls aufzufangen, „jeden Tag kommt ein Ansprechpartner in die Wohnung.“

Die psychoonkologische Beratung ist ein Angebot für Patienten, „aber auch Angehörige können diese Beratung wahrnehmen“. Da Angehörige beim Thema Krebs häufig „zu kurz“ kämen, organisiere die SHKG Angehörigentreffen und halte einen Raum für Selbsthilfegruppen vor.

Die SHKG bezahlt Kreativangebote für Menschen mit Krebs sowie das Kunst-Projekt „Lebensmut“, an dem speziell Kinder von Krebsbetroffenen teilnehmen können. Es gibt darüber hinaus - unter anderem - „Fatique“-Kurse, die auf die Symptome und den Umgang mit diesem Erschöpfungszustand eingehen. „Die Nachfrage ist relativ groß“, sagt Doris Büttner, „auch die Psychoonkologie ist immer relativ ausgebucht.“
Zudem werde es notwendig, das Thema „Armut und Krebs“ mehr in den Vordergrund zu rücken. So habe die SHKG Vorsitzende Dr. Katharina Kähler die Tafel in Husum besucht, um für die Krebsprävention, die Vorsorgeuntersuchungen zu Haut-, Hoden-, Brust- oder Darmkrebs zu werben. Der Grund liegt auf der Hand: Armut verhindert Krebsfrüherkennung, „da die Leute zu sehr mit ihrer Armut beschäftigt sind“.

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