Bauarbeiten am Strand: Ein neues Buhnensystem für Niendorf/Ostsee
Niendorf/Ostsee. „Sie reißen unseren Strand ab!“ oder „100 Jahre alte Molen werden einfach abgerissen. Wenn jetzt ein Sturm kommt, ist unser schöner Strand weg!“ lauten einige unwissende Kommentare und Schauer-Postings auf facebook. Aber alles hat seine Richtigkeit: „der reporter“ war bei den aktuellen Bauarbeiten am Niendorfer Strand vor Ort. Der Kurbetrieb der Gemeinde Timmendorfer Strand hat zur nachhaltigen Bestandssicherung des Strandes und Vorstrandes im Ortsteil Niendorf auf einer Strandlänge von zirka 1.200 Meter mit der Sanierung des vorhandenen Buhnensystems begonnen. Das jetzige Buhnensystem ist aufgrund der Altersstruktur teilweise stark marode und abgängig. Im Planungsabschnitt konnte in der Vergangenheit die Küstenlinie nur durch jährliche Sandauffüllungen erhalten werden. Die undurchlässige massive Bauweise entspricht nach den heutigen Anforderungen an den Küsten- und Hochwasserschutz nicht mehr dem Stand der Technik. Die Sanierung der vorhandenen Buhnen erfolgt jetzt durch eine vollständige Erneuerung des Buhnensystems. Bereits seit vielen Jahren wird über ein neues Buhnensystem nachgedacht. Der Grundsatzbeschluss für diese Baumaßnahme fiel im März 2015 im Bauausschuss. Die bestehenden Buhnen wurden seit dem 29. Februar vollständig abgebrochen und mit Sand verfüllt. Die Lage der neuen Buhnen ist teilweise versetzt zum Altbestand geplant. Für die Umsetzung werden insgesamt 17 Flachbuhnen neu angeordnet. Die neuen wasserdurchlässigen Buhnen werden mit einer Steinschüttung aus natürlichen Wasserbausteinen in einem gleichmäßigen Rasterabstand von rund 75 Meter hergestellt. Zum Neubau der Buhnen erklärt Gesine Muus, Werkleiterin des Kurbetriebes: „Es wird ein annähernd senkrecht zur Küstenlinie angeordnetes Buhnensystem in Form von Flachbuhnen errichtet. Die Längen der Buhnen betragen vom Buhnenkopf bis zur Buhnenwurzel am Deckwerk zwischen 50 bis 60 Meter. Im östlichen Teil des Strandabschnittes Niendorf (Seebrücke bis Ortsende) werden die Buhnen sukzessive auf ein Maß von zirka 20 Meter verkürzt. Insgesamt ist der Neubau von 17 Einzelbuhnen auf einer Länge von 1,2 Kilometer erforderlich.“ Die neuen Buhnen werden als ungebundene Steinschüttungen mit Wasserbausteinen aus Naturbruchstein hergestellt und ragen im Wasserbereich bis zu 50 Zentimeter über den Wasserspiegel hinaus. Folglich liegen zirka 60 bis 70 Prozent der Buhnen im Bereich des Strandes (unterhalb des Sandes) und zwischen 10 bis 15 Meter im Wasser. Jedes Buhnenbauwerk hat eine Regelbreite von etwa sieben Meter im Wasserbereich und fünfeinhalb Meter im Strandbereich. Für den Neubau werden gelieferte Naturbruchsteine der leichten Gewichtsklasse verwendet und zum Teil Steine der abgerissenen Molen mitverwendet. Im unmittelbaren Wasserbereich werden auf einer Länge von rund zehn Meter natürliche Wasserbausteine der schweren Gewichtsklasse eingebaut. Grundsätzlich erfolgt die Herstellung in einer losen Steinschüttung. Zur Verhinderung des Einsinkens der Steinschüttungen in den Meeresgrund wird großflächig eine Trennlage mit einem Wasserbaustoffvlies verlegt. Im Wasserbereich wird eine Sandmatte als Trennlage eingebaut. Bis Ende April werden die Buhnen vom Niendorfer Schwimmbad bis zum Hafen erneuert. Nach der Hauptsaison folgt der nächste Bauabschnitt vom Hundestrand bis zum Seeschlösschen. Die Planung und Bauüberwachung läuft über das Ingenieurbüro Dr. Lehners Wittorf, während die Strabag AG den Bau ausführt. Das Kostenvolumen beläuft sich auf insgesamt rund 1 Million Euro.