„Das Webergymnasium soll weiter wachsen und gedeihen!“
Eutin (aj). Die Wegbegleiterinnen und Kollegen von Iris Portius hätten sicher die ein oder andere Anekdote über die letzten 20 Jahre beigesteuert und aus den Ansprachen der geladenen Honoratioren hätte vermutlich manches Lob das Zeug zum aussagekräftigen Zitat gehabt. Aber weil in Coronazeiten auch die Verabschiedungen aus dem Schuldienst weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müssen, wird es keinen Bericht über eine große Feier geben. Stattdessen kommt die scheidende Schulleiterin des Carl-Maria-von Weber-Gymnasiums selbst zu Wort. Und weil spätestens nach dem Gespräch festgehalten werden kann, dass sie den Verzicht auf Respektbezeugungen vor Publikum gut verkraften kann, ist das sicher nicht die schlechteste Lösung. Ihr Kommentar zum Corona-Dilemma taugt gut als Einstieg: „Wenn sich eine solche Situation ergibt, kann man Energie verschwenden und klagen. Oder man versucht, das Beste daraus zu machen!“
Es wird der zum Halbjahr übliche Wechsel im laufenden Betrieb. Die Regale im geräumigen Büro der Schulleiterin sind eine Woche vor ihrem letzten Schultag fast leergeräumt, Vieles ist schon verpackt, damit ihr Nachfolger Dr. Thomas Eggers gleich loslegen kann. Fast 20 Jahre lang hat Iris Portius von hier aus die Entwicklung des Carl-Maria-von Weber-Gymnasiums verantwortet. Der 1. September 2001 war ihr erster Tag in Eutin. Zuvor hatte sie als Lehrerin in Kiel gearbeitet und zwei Jahre am Bildungsministerium genauer unter die Lupe genommen, wie die Vorgaben für den Unterricht entwickelt werden. Auch, um die Lücke zwischen eben jenen Vorgaben und deren Umsetzbarkeit besser verstehen und ausgleichen zu können. Begonnen hatte ihre berufliche Laufbahn nach dem Abitur am Schillergymnasium in Preetz mit dem Studium an der Christian-Albrechts-Universität. In Kiel belegte sie Deutsch und Geschichte mit dem klaren Ziel, Lehrerin zu werden: „Ich habe schon als Kind gern Schule gespielt. Und ich war dabei nie die Schülerin“, erzählt sie. Schule war für sie der Ort, in dem sie andere Erfahrungen machen konnte als zu Hause, der Ort, wo sich mit Literatur und Musik neue Räume öffneten. Daran, dass daraus eine Lebensaufgabe wurde, hat ihr Geschichtslehrer einen wesentlichen Anteil. In ihrem Unterricht ging es ihr fortan darum, über die Geschichte Geschehnisse in der Gegenwart zu verstehen, einzuordnen, zu bewerten: Darüber mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, darin liegt für sie die Faszination des Berufes: „Wir erklären den jungen Menschen ja nicht die Welt. Die müssen sie selbst für sich erobern. Wir können anregen und eine Richtung weisen“, legt Iris Portius dar. Einen solchen Impuls kann auch die Literatur geben: „Wenn Jugendliche beim Lesen merken, dass sie nicht allein sind, kann das viel bewirken“, da ist die Oberstudiendirektorin sicher. Gleichwohl hält sie ein mangelndes Interesse an „ihren“ Fächern nicht für einen Charakterfehler: „Es ist im Lehrerberuf sehr wichtig, dass man Menschen wahrnehmen kann!“, erklärt sie und ist damit direkt bei der Vielfalt, in der Gewinn und Herausforderung liegen: „Wir sind eine bunte Schule“, konstatiert die Lehrerin mit Blick aus dem Fenster, wo sich die unterschiedlich alten Gebäudeteile der Weberschule zu einem Campus fügen: „Und ich fand immer, das ein bisschen Zusammengewürfelte passt gut zu uns!“, meint sie. Vieles hat sich verändert in den letzten Jahren. Natürlich. Die Schülerschaft ist wesentlich heterogener zusammengesetzt, daraus eine Schulgemeinschaft zu entwickeln, gelingt nur mit einem starken Kollegium: „Man muss den Lehrkräften Raum geben“, davon ist Iris Portius überzeugt. Der so erarbeitete Zusammenhalt verleiht Stärke. So war das Webergymnasium die einzige Schule in Ostholstein, die aktiv hinter G9 stand: „Wir waren als Schulgemeinschaft überzeugt von der Sache“, sagt Iris Portius rückblickend. Das Miteinander vertrug Konflikte und hielt unbeschadet auch der Belastungsprobe mehrjähriger Bauarbeiten stand und der moderne Trakt mit Atrium und großen Fenstern steht nun auch für die Offenheit der Schule. Die lebt den Titel „Europaschule“ mit unterschiedlichen Formaten wie Praktika, Austauschprogrammen und dem erfolgreichen European Youth Parliament: „Das läuft toll“, freut sich Iris Portius. Wie es weitergeht mit der Weberschule und der Eutiner Schullandschaft wird sie aufmerksam verfolgen: „Aber das ist dann nicht mehr meine Sache“, sagt sie. So recht kann sie sich den Ruhestand noch nicht vorstellen. Aber die Aussicht auf spontane Unternehmungen und Ausflüge, auf Frühstück beim Fischer mitten in der Woche und auf Museumsbesuche scheint durchaus reizvoll. Und natürlich freut sich die Familie darauf, dass Iris Portius künftig nicht mehr nach Stundenplan organisiert sein muss. Und was wünscht die 64jährige ihrer Schule? „Dass sie weiter wächst und gedeiht!“ Alles Gute für Sie, liebe Iris Portius!