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Nicht nur reingucken, auch mal rausgucken

Auch mal reingucken, nicht immer rausgucken, da wünscht sich Urban Sketcher Harold Hartmann und setzt die Rundbogen-Fenster des Ostholstein-Museums in die Bilderrahmen.

Auch mal reingucken, nicht immer rausgucken, da wünscht sich Urban Sketcher Harold Hartmann und setzt die Rundbogen-Fenster des Ostholstein-Museums in die Bilderrahmen.

Eutin. Ungewöhnliche Aktivitäten spielten sich am vergangenen Freitag im Ostholstein-Museum ab, denn an einem Ort, an dem normalerweise Kunst zu sehen ist, aber keine geschaffen wird, entstanden eine ganze Reihe neuer Kunstwerke. Zu Gast waren die Eutiner Urban Sketchers, die auf ihre ganz eigene Weise Kunst, Stimmung und Besucher des Ostholstein-Museums "einfingen". Entstanden ist die Gruppe von Urban Sketchers aus einem Volkshochschul-Kurs unter der Leitung von Ulrike Plötz – Urban Sketiching ist eine weltweite Bewegung, von Menschen, die ihre Umgebung zeichnen, ihre Städte und Dörfer, Begebenheiten, Menschen, Gebäude, Szenerien, die sich direkt vor ihren Augen befinden. Und auch in Eutin haben sich zahlreiche Urban Sketchers gefunden, talentierte Menschen, die zeichnen, was sie sehen. Mit Zeichenblock, Bleistift und Kreidefarben ließen sie sich überall im Museum nieder und zeichneten – Kurs-Leiterin Ulrike Plötz hatte ihnen drei verschiedene Aufgaben gestellt, an denen sie sich versuchen sollten. Als Oberthema hieß es, ein Motiv in einen erzählerischen Kontext zu stellen – also ein Motiv zu verfremden, vielleicht eine Spiegelung in einer Vitrine oder die Bilder von Armin Mueller-Stahl mit schemenhaften Besuchern davor, eines der wunderbaren Rundbogen-Fenster, das einen ganz anderen als den üblichen Ausblick bietet. "Es macht Spaß, mal ungewöhnliche Ansätze zu finden", so die Zeichenlehrerin. "Im Museum ist ja alles möglich, aber auch beim Urban Sketching, mit oder ohne Farbe, mit Schrift oder eingearbeiteten Objekten – und das macht es so interessant." Und wirklich widmeten sich sieben Urban Sketcher ihrem Thema mit großer Kreativität und Hingabe. So hatte sich Monika Jacobsen vier Bilder von Armin Mueller-Stahl vorgenommen, vor die sie eine Szenerie an Besuchern setzen wollte. "Vielleicht nur die weißen Umrisse, aber in einer farbigen Fläche", überlegte sie, "man darf nicht zuviel denken, muss einfach zeichnen." In der Dauerausstellung hatte sich Lone Rasmussen-Otten vor den beiden Großherzögen Nikolaus Friedrich Peter und Friedrich August von Oldenburg niedergelassen. Unter den Herren das letzte Sonnenlicht des Tages, das durch die Rundbogen-Fenster scheint – "ein sehr schöner, aber auch verfremdender Effekt", lächelt die Künstlerin. Gleich nebenan hatte sich Britta Weckesser das Rundbogen-Fenster selbst als festes Objekt vorgenommen – dahinter soll sich Eutiner Leben, die Gesellschaft widerspiegeln. "Vielleicht Käptn Eu, der durchs Bild läuft", schmunzelt sie. "Bei uns liegt das Zeichnen in der Familie, schon mein Vater hat gezeichnet, ich hatte es nur lange vergessen und mit dem Urban Sketching wieder angefangen. Und es macht so viel Spaß." Harold Hartmann hat sich für Aus- statt Einblicke entschieden und kurzerhand die Rundbogen-Fenster in die Bilderrahmen gesetzt – "urban Sketching bietet eine kreative Aktionsfläche", sagt er, "zudem finden sich unterschiedliche Menschen, die sich in unterschiedlichen Stilen ausdrücken, beim gemeinsamen Gestalten wieder, das ist spannend." Und Ulrike Plötz selbst hatte sich das neue Lindemann-Gemälde vorgenommen, den Flötenspieler am Bach. "Vielleicht gebe ich ihm eine schöne Terrine aus Porzellan dazu", schmunzelte sie, "oder eine silberne Suppenkelle. Mal sehen." Man nehme die Stadt viel intensiver wahr, erklärt sie die Faszination des Urban Sketching – man entdecke Details, die einem sonst verborgen blieben. "Und die Gemeinschaft ist toll. Wir sind aus einem VHS-Kurs entstanden", so Ulrike Plötz, "aber wir haben das Bestreben, weiterzukommen. Jeder soll sich weiter entwickeln. Nur so können interessante Darstellungsweisen entstehen." Im August stellen die Urban Sketcher in der Orangerie aus, im September im Schloss – und da finden sich dann auch die Bilder aus dem Ostholstein-Museum wieder. Wer sich selbst am Urban Sketching versuchen will – im Mai startet ein neuer Kurs an der VHS Eutin, die auch alle Informationen dazu erteilt. Zudem wird es auch während der Landesgartenschau eine Reihe von Urban Sketching-Aktionen geben.


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