

Preetz (ed). Geschichte erzählen, interessant und informativ, bunt gemischt und immer fundiert, dafür sind die Preetzer Blätter bekannt – einmal im Vierteljahr werden sie herausgegeben und erzählen aus der jüngsten Vergangenheit der Schusterstadt. Die ersten Preetzer Blätter des nicht mehr ganz so neuen Jahres sind kürzlich erschienen und haben sich so kurzweilig und kenntnisreich wie immer unter anderem Beginn und Ausbreitung von Werbung in Preetz oder auch die Jugendarbeit in Preetz nach dem Krieg bis in die Achtziger hinein vorgenommen.
2016 war es, als Gudrun Lob, Peter Pauselius und Karl-Heinz Rath beschlossen, eine Publikation zur Preetzer Geschichte herauszugeben, aber der etwas anderen Art und für wirklich jeden zugänglich und verständlich, der sich dafür interessiert. „Wir wollten etwas für alle Preetzer machen“, erklärt Peter Pauselius, „mit fundiertem Wissen Geschichte erzählen, daran erinnern, wie es mal gewesen ist.“ Als Stadtarchivar sitzt er natürlich an der Quelle, aber auch seine beiden Kollegen sind geschichtlich bewandert – zur Recherche ziehen sie das Preetzer Archiv, alte Zeitungen und vor allem Zeitzeugen heran, „von Letzteren gibt es leider nicht mehr so viele“, bedauert der Stadtarchivar, „deshalb freuen wir uns über jeden, der uns etwas erzählen kann.“ Und ohnehin erheben die drei Herausgeber kein Monopol aufs Geschichte-Erzählen, sie freuen sich über alle Preetzerinnen, die etwas aus der Preetzer Geschichte berichten können. „Wer etwas Geschichtliches zu erzählen hat“, lädt Peter Pauselius ein, „ist uns herzlich willkommen.“ So wie der Lehrer Andreas Borchert, der die jungen (und sicher auch den einen oder anderen älteren) Leser mit seinen Geschichten über das kleine Gerippe begeistert. Ein weiteres Kapitel ist natürlich in der aktuellen Ausgabe zu finden.
Seither erscheinen die Preetzer Blätter viermal im Jahr – und die Themen, mit denen HerausgeberInnen und AutorInnen sie füllen, könnten unterschiedlicher nicht sein, als Gemeinsamkeit haben sie nur, dass sie Preetzer Geschichte erzählen. Sie berichteten bereits über das Katzenkopfpflaster und das Barackenkrankenhaus, die Fastenzeit und die Pfadfinder, das Schmiedehandwerk und die Flüchtlinge, die es in Preetz immer wieder gab. Neben den Preetzer Blättern erscheinen zu ganz speziellen Themen die Preetzer Extrablätter, von denen es auch in diesem Jahr wieder ganz besondere Ausgaben geben wird.
Für die ersten Blätter des Jahres hat Karl-Heinz Rath zur Jugendarbeit in der Schusterstadt geforscht und gearbeitet – sein Essay erzählt von den Anfängen des Jugendzentrums Wasserturm, von Wiederaufbau und Flüchtlingsstrom, von Kindern und Jugendlichen, die tatkräftig daran mitarbeiten, wieder Spiel- und Bolzplätze zu bauen, von ersten demokratischen Zeltlagern, Sommerferienprogrammen, vom Jugendaufbauwerk und dem Ortsjugendring. Und natürlich von der alten Jugendherberge, die es mal gab, aber auch von der neuen, die nie gebaut wurde.
Mit die ersten, die am neuen Telefonverkehr teilnahmen, waren die Preetzer Gasthöfe, das zeigt das Gaststättenverzeichnis von1920 – so hat Drillers Gasthof die 5, das Bahnhofshotel die 75. Besonders bemerkenswert und ziemlich traurig an dieser Liste: „Heute“, so Peter Pauselius, „existiert kein einziger der aufgeführten Gasthöfe mehr.“
Spannend ist das Thema, das der Stadtarchivar sich für diese Ausgabe der Blätter vorgenommen hat: Es sind Beginn und Ausbreitung von Werbung in Preetz – von ihren Anfängen bis in die 60er Jahre etwa hat sie einen erstaunlichen Weg genommen. Auf 35 erzählt Peter Pauselius die Geschichte der Werbung vom sogenannten Ausklingler, der Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Glocke durch Preetz zog und Aktionen und Nachrichten verkündete, über ungewöhnliche Werbung wie den Schriftzug, den das Hotel Hamburg zierte: „Bleibt in Preetz!“, bis zum dem Mann, der in den 60er Jahren alle zehn Tage die Litfaßsäulen der Stadt neu bestückte. Von den ersten „Flyern“ und Werbegags der Kaufleute, von Aushängen, Werbetafeln und den ersten Zeitungsannoncen berichtet er Spannendes aus Zeiten, als noch keiner an Social Media oder Influencer dachte…
In der Rubrik „Erinnern Sie sich…?“ hat ein Einkaufsbummel mit Gudrun Lob den Lebensmittelladen der Familie Rantzow zum Ziel und plaudert dabei kenntnisreich und unterhaltsam aus dem Nähkästchen – na, erinnern Sie sich?
Die Preetzer Blätter sind unter anderem bei der TouristInfo in der Mühlenstraße und bei REWE im Fachmarktzentrum zu finden und kosten vier Euro.