Erfolgreiche Hege und Pflege auf dem Kadettenfriedhof Doch der Abschluss der Instandsetzungsarbeiten wirft auch Fragen auf
Plön (los). Der Plöner Kadettenfriedhof am Übergang zur Landzunge Prinzeninsel präsentiert sich nach umfangreicher Generalüberholung in neuem Licht. Ende Juli sind die Abschlussarbeiten erfolgt. Die „Anstifter“ des Projekts, Friedhofsverwalter Torsten Fehre und Stabsfeldwebel Lars Bauer, Marineunteroffiziersschule Plön, zogen jedoch ein gedämpftes Resümee ihrer – eigentlich - so erfolgreichen Maßnahme, die auf einer um 2014 gegründeten Patenschaft für den Kadettenfriedhof und die dortigen Kriegsgräber basiert. Denn trotz des ehrenamtlichen Kraftakts einschließlich zahlreicher Spenden als Motor der durchaus kostspieligen Aktion wirft die Zukunft des landesweit einzigen denkmalgeschützten Friedhofs plötzlich neue Fragen auf.
Die ehrenamtlich ausgeführten Arbeiten auf dem Plöner Kadettenfriedhof erfolgten seit 2022 in einer breit angelegten Kooperation der von Torsten Fehre geleiteten Plöner Friedhofsverwaltung mit der Marineunteroffiziersschule Plön (MUS), vertreten durch Initiator Stabsfeldwebel Lars Bauer, sowie Verbänden und Vereinen, aus deren Reihen sich ebenfalls Ehrenamtler eingesetzt haben:
Plönerin Larissa Semelka als Vertreterin des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Zugführer Mario Schmidt vom Technischen Hilfswerk Plön, Korvettenkapitän der Reserve Stefan Mödl von der Reservistenkameradschaft Preetz sowie Deert Rieve, hauptamtlicher Mitarbeiter im Reservistenverband, von der Reservistenarbeitsgemeinschaft Kriegsgräber Heikendorf, und Raimund Paugstadt als ehemaliger Vorsitzender die Initiative Schönes Plön (ISP). Soldaten der MUS waren seit dem Projekt-Auftakt im Sommer 2022 bei mehreren Arbeitseinsätzen vor Ort.
Mit den Arbeitseinsätzen haben die Akteure auf der Halbinsel ein Konzept umgesetzt, das bereits vor einigen Jahren vom Landschaftsarchitekten Holger Muhs entwickelt wurde. Sein Büro hat auch die 2002/ 2003 erfolgte Überarbeitung des Plöner Schlossparks geplant. Mit der Parkanlage bildet die Landzunge mit dem Kadettenfriedhof und dem angrenzenden „Alten Apfelgarten“ sowie dem bewaldeten „Siebenstern“-Hügel als Verbindungsteil zum Landschaftspark im historischen Kontext des Schlossgebiets eine Einheit.
Diesen geschichtlichen Hintergrund bildete der Kadettenfriedhof nicht mehr ab. Für die Initiatoren war dies der Stein des Anstoßes, ihn im vereinten Schulterschluss wiederherzustellen. Nach Auskunft von Torsten Fehre zunächst wuchernde Brombeerpflanzen zurückgedrängt werden. Auch der marode Zaun und angrenzendes Strauchwerk wurde entfernt. Statt dessen umfrieden jetzt Eiben- und Rotbuchenhecken das Areal. Kahlstellem im Rasen sind eingesät. „Das historische Eisentor wurde von den Reservisten gangbar gemacht, repariert und gestrichen“, zählt Fehre auf. Zudem seien durch Aufbringen von „Malenter Deckerde“ wassergebundene und somit festere Wege hergestellt worden, die sich optisch mehr absetzen und die Strukturen der Anlage betonen.
Für die Restaurierung des von zwei alten Linden flankierten Holztors zum Apfelgarten sei das Land mit 6000 Euro aufgekommen, so Paugstadt.
„Alles weitere benötigte Material hat die ISP bezahlt.“ Dieses schlage mit 7500 Euro zu Buche, „1500 Euro von der Förde Sparkasse, 5000 Euro aus privaten Spenden und 1000 Euro aus unseren Mitgliedsbeiträgen“ ergeben die Summe. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes vieler Helfer konnte die Maßnahme ohne anfallende Arbeitskosten umgesetzt werden.
Ein besonderes Augenmerk galt den Kriegsgräbern. So seien die Beton-Einfassungen von den Soldaten alle entfernt worden und die Grabkreuze restauriert. Die optisch gefälligeren Pflastersteine begrenzen nun die Reihen. Als Bepflanzung wählte Torsten Fehre Teppichmispeln mit kleinem Blatt, die weiße Blüten und rote Beeren bilden. „Damit haben wie ein ruhigeres und einheitliches Bild geschaffen“, erläutert er.
Für die Pflege der verunreinigten Grabkreuze seien Schleifmaschinen eingesetzt worden, berichtet Deert Rieve. „Dadurch ist die Reliefschrift so gut zum Vorschein gekommen, dass wir sie nicht mehr beschriften mussten.“ Einen Kraftakt mit Maschineneinsatz bedeutete die Versetzung des Ehrenmals aus der Mitte heraus an die südliche Friedhofsgenze. Vor seiner Versetzung auf den Kadettenfriedhof habe dieses vor der 1909 errichteten „Alten Schwimmhalle“ am Schloss gestanden, erzählt Raimund Paugstadt – ein weiteres Bindeglied zu der Liegenschaft, die um 1870 in eine „Kadettenanstalt“ umgewandelt wurde. In dieser Zeit wurde der Kadettenfriedhof angelegt. Er steht in Beziehung zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/ 1871 zwischen Frankreich und dem Norddeutschen Bund unter Preußens Führung. Zwischen dem Kreismuseum und der Johan-niskirche wurde 1871 die Friedenseiche gepflanzt. Noch fünf Jahre zuvor war Schleswig-Holstein ein Teil Dänemarks gewesen. Wo sich der Apfelgarten und der Kadettenfriedhof befinden, war die Halbinsel vor 1870 als Teil des Landschaftsparks ganz anders ausgestaltet. Hierfür hatte König Christian VIII gesorgt, der in Plön in den 1840er Jahren seine Sommerresidenz hatte. Seinetwegen erhielt auch das ehemals rotbraune Schloss, im Kern ein Backsteinbau, einen weißen Anstrich samt schwarzem Schieferdach - und damit sein heutiges Aussehen.
Noch immer ist der Kadettenfriedhof im Besitz des Landes Schleswig-Holstein (das seine Liegenschaft Schloss Plön 2001 veräußerte). Zuständig ist das Finanzministerium als Eigentümer.
„Eigentum verpflichtet“, sagt der Volksmund. Bezüglich der nötigen Pflege des instandgesetzten kleinen Friedhofs ist jetzt Kontinuität gefragt, damit das Kleinod so erhalten werden kann. Die Friedhofsverwaltung erhalte vom Eigentümer, dem Land, eine Pauschale für Pflege, Verwaltungsaufwand und Beisetzungen, erklärt Fehre, die Wirtschaftlichkeit des Friedhofbetriebs im Blick. Die Pauschale existiere seit 2003 – allerdings ohne Inflationsausgleich und ohnehin knapp bemessen. Und daran soll sich offenbar auch nichts ändern, im Gegenteil, so scheint es: Auf Anfrage seitens der Friedhofsverwaltung habe das Finanzministerium die Möglichkeit der Ausschreibung der Pflege durch die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR aufgeworfen, berichtet Torsten Fehre. „Nun steht im Raum, dass die Pflege ausgelagert werden soll.“
Daran knüpft die Kritik: „Sie hoffen, damit noch günstiger zu fahren“, präzisiert Lars Bauer, „vergessen aber die emotionalen Bindungen, die mit der Instandsetzung der Anlage zusammenhängen.“ Und: „Bei drei Einsätzen pro Jahr wird auch eine externe Firma die Instandhaltung nicht leisten können“, erklärt Torsten Fehre mit Blick auf die Brombeerstauden, deren ständige Neuaustriebe gerade in den Frühjahrs und Sommermonaten unter Kontrolle gehalten werden müssen – andernfalls wäre das derzeitige Ergebnis aller Anstrengungen nach ein paar Monaten der Invasion der Dornenranken schnell erlegen. Und eine von außen hinzugezogene Firma „hätte auch gar keine Beziehung zum dem Friedhof“, ergänzt Raimund Paugstadt. Doch auf die kommt es an, will man Kriegsgräber als Mahnmal für den Frieden und ein unter Denkmalschutz gestelltes Areal und seine Historie bewahren. Nicht zuletzt gibt es immer wieder Bestattungen auf dem Kadettenfriedhof, der als solcher eben immer noch eine Funktion hat.
Fazit: Am Ende der Aktion steht ein großes Fragezeichen bezüglich der Zukunft des Kadettenfriedhofs. Und auch der Umgang mit Ehrenamt und mit Geschichte müsste neu diskutiert werden. Denn eigentlich plant Larissa Semelka vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bereits Bildungsprojekte, Workcamps und Biografiearbeit mit Jugendlichen. „Es wäre nicht mehr möglich, das Potenzial des Friedhofs bildungswirksam auszuschöpfen“, befürchtet sie.