Preetz (vg). Wenn es ihn nicht seit nun schon 15 Jahren gäbe, müsste man den Verein „Gärtnern mit Kindern in Preetz“ erfinden. Seit 2009 sorgen die rund 20 ehrenamtlichen Gartenpatinnen und -paten um Initiatorin Ingeborg Wittig dafür, dass drei- bis neunjährige Mädchen und Jungen wieder ein Bewusstsein für die Wunder der Natur bekommen. „Das Umweltwissen der Kinder nimmt exponentiell ab. Mit unserem Projektgarten am Mühlenaupark wollen wir gegensteuern und die Kinder neugierig aufs Pflanzen, Pflegen und Ernten machen“, erläutert die Vereinsvorsitzende. Am Sonnabend, 15. Juni, beteiligen sich die Ehrenamtler an der landesweiten Aktion „Offener Garten“ und laden von 10 bis 17 Uhr jedermann zum Schauen und Staunen ein.
Ingeborg Wittig begann 2008 damit, ihre Idee in die Tat umzusetzen. „Ich wuchs auf dem Lande auf. Wir hatten einen großen Hausgarten, und es war wie in Bullerbü. Das Gärtnern hat mir richtige Freude bereitet. Wenn ich aus der Schule kam, ging ich erstmal in den Garten“, berichtet die frühere Erzieherin und Sozialpädagogin. Und weil den Kindern heute dieser Erfahrungsschatz fehlt, wollte sie so ein Erlebnis für Kinder schaffen – und zwar in einem generationsübergreifenden Projekt. „Die Betreuung und Pflege des Gartens sehen wir als Gemeinschaftserlebnis, nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns Ehrenamtlichen“, sagt Ingeborg Wittig.
Jeweils zwei Gartenpatinnen und -paten sind dabei, wenn die zehn Gruppen aus drei Kitas und einer Grundschule einmal in der Woche für anderthalb Stunden vorbeikommen und auf ihren jeweiligen Parzellen nach dem Rechten sehen. „Nach Möglichkeit sollen die Kinder hier den ganzen Jahreskreislauf mit Säen und Pflanzen, Pflegen und Ernten erleben“, so Ingeborg Wittig. Und weil die Pflanzen mit den Namen der Kids versehen sind, können die Lütten genau verfolgen, was ihre Kartoffel macht oder wie ihr Kohlrabi wächst oder die Erbsen oder die Stangenbohnen. „Außerdem lernen sie, Zusammenhänge zu verstehen, etwa wenn es darum geht, das Gemüse vor den zurzeit sehr gefräßigen Nacktschnecken zu schützen“, sagt die Gartenfreundin. Von der Schneckenplage zeugen gerade unzählige „Schneckenkragen“, Plastikhülsen, mit denen das Grünzeug vor den hungrigen Quälgeistern abgeschirmt wird.
Darüber hinaus schult die Arbeit im Garten die Sinne der Mädchen und Jungen – wie riecht etwas, wie fühlt sich etwas an, wie schmeckt etwas? Dass man die Blüte der Taglilie auch essen kann, erfahren sie hier. Grob- und Feinmotorik werden geschult. Zuhören, aufnehmen, hingucken, machen – „bei uns kann man viel lernen, nicht zuletzt auch Respekt“, betont Wittig.
Für sie geht die Saat des Gartenprojekts dann richtig auf, wenn auch immer wieder neue Patinnen und Paten zum Verein dazustoßen. Auch jüngere Ehrenamtler sind willkommen, die einmal in der Woche zwei bis drei Stunden ihrer Zeit diesem Projekt schenken, entweder im direkten Kontakt mit einer bestimmten Kindergruppe oder um in der Gemeinschaftsarbeit die allgemeinen Flächen regelmäßig zu pflegen. Ingeborg Wittig: „Wir nehmen auch gerne neue Ideen auf, denn nichts ist tödlicher für einen Verein, als wenn es heißt: So haben wir das schon immer gemacht.“
Der Preetzer Projektgarten liegt hinter dem „Integrativer Kindergarten Regenbogen“, An der Mühlenau 12. Alle Infos sind online auf
www.gmk-preetz.de zu finden. Kontakt gibt es auch unter Telefon 04342-84401.