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Konzert und Comedy im Einklang

Plön (los). Der ganze Spaß hätte mehr verdient: Rund 100 Besucher lockte das „Humoristische Konzert“ des Preetzer Blasorchesters und Rixdorfer Butlers Ernst Alfred am Sonnabend in die Plöner Aula Am Schiffsthal. Mit einer delikaten Mixtur von Musik und kreativem Firlefanz boten die Macher ihrem Publikum einen denkwürdigen ersten Aprilabend.

 


Angesichts der zusammenspielenden Akteure wäre vielleicht ein Aprilscherz à la Loriot einschließlich Fliegenfangens im Orchester zu erwarten gewesen. Aber Ernst Alfred alias Christoph Peters, Dirigent Bruno Wojke und Rolf Lau, der die Veranstaltung moderierte, hatten für das „Humoristische Konzert“, dessen Prototyp bereits 2018 sein Debüt feierte, ganz eigene Ideen ausgeheckt. Und diese haben an persönlicher Handschrift auch 2023 nichts vermissen lassen. Ein klangvolles Spannungsfeld musikalischer Ernsthaftigkeit einerseits und musikalischem Dazwischengrätschen Ernst Alfreds andererseits sorgten für ein Hin- und Her der Stimmungslage, die der Rixdorfer Unterhaltungskünstler bei einer experimentellen Schunkelparade zwecks „molekularer Verschmelzung einer oszillierenden Menschenmenge“ auf die Spitze trieb.

 


Schon der Einstieg ins Programm skizzierte den gekonnten Spagat launig moderierter Stücke und kuriosen Intermezzi des musikalischen Butlers. So ließ es sich Ernst Alfred nicht nehmen, eingangs vor geschlossenem Vorhang zunächst die „Eurovisionsfanfare“ erklingen zu lassen. Das Instrument seiner Wahl: ein präpariertes Tuten-Konstrukt mit einer Reihe tonleiteraufwärts aufeinanderfolgender Tröten und Hupen von groß bis klein, angebracht an einem schlichten Ständer. Die tonerzeugende Luftzufuhr glückte händisch Ton für Ton mit Hilfe eines Gummiballs. Der bahnbrechende Sound erwies sich dann auch noch als exakt gestimmt – und der Eindruck von Marc-Antoine Charpentiers Melodie daher im Prinzip ungetrübt...

 


Obwohl mit dem Marsch „Gruß an Kiel“ durchaus ernstere Stücke im Programm enthalten waren, sorgten die meisten Darbietungen eher für heitere Stimmung: So mit der Melodie der „Muppets“ um Kermit, den Frosch, aus den 70-ern, oder mit dem „Dschungelbuch“-Song „Versuch’s mal mit Gemütlichkeit“, bei der Ernst Alfred alias Christoph Peters zunächst eine platte Tuba vor dem Publikum schwenkte. Ein Ebay-Schnäppchen für 17,50 Euro, wie er verriet: „Ich hab’ erst zuhause gesehen, dass die zweidimensional ist...“.
Richtig in Fahrt kam das Preetzer Blasorchester mit dem neuseeländischen Folksong und alten Walfänger-Shanty „Soon may the Wellerman come“, der auf die Zeit der Walfangindustrie und die britischen Brüder Weller zurückgeführt wird. Die wohldosierten Prisen orchesterfremder Einsätze, gepaart mit viel „dumm Tüüch“, sorgsam eingestreut, sorgten für das Auf und Ab der Lacher im aufgelockerten Programmablauf.

 

So erfreute das wohlklingende Pling-Plong der Triangel („...das Orchester hat sieben Wochen geprobt für diesen Ein-Schlag“) bei Henry Mancinis „Inspektor Clousseau“ die Zuhörer ebenso wie die beiläufig inszenierte Dirigenten-Deko etwa zu Martin Böttchers „Winnetou“, für die Wojkes Kopf mit einen Quasi-Durchschuss per Pfeilimitat herhalten musste.

 


Zum Ende spielten die Bläser zwar nicht nach-, aber mit Ernst Alfreds Pfeife. Der packte sein Dudelsack-Instrument aus und mischte sich unter die Bläser – zugunsten der stimmlichen Ausgewogenheit und wegen der dominanten Präsenz der Sackpfeifentöne in der hinteren Reihe. Das eindrucksvolle Zusammenspiel verfehlte auch nicht seine Wirkung: So zeigte sich Peters nach Ausklingen von „Highland Cathedral“ so hingerissen, dass er dem Veranstaltungstitel zum Trotz kaum eine Träne wegdrücken konnte („...das ist so schön im Orchester, ich hab’ schon bei der Hauptprobe geheult“). Es zeigte sich – Comedy hin, Begeisterung her – wie bewegend Musik sein kann. Das Stück ist wohl nicht von ungefähr die heimliche Nationalhymne Schottlands.


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