Ein lauschiger Platz entsteht
Kiel (t). Acht Jugendliche der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) Lütjenburg der FBQ GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Innung des Handwerks in Ostholstein, haben im Berufsfeld „Bau und Architektur“ unter Anleitung ihres Ausbilders Horst Dreyer für die Hausgemeinschaft für Menschen mit Demenz, Jägersberg 16 in Kiel eine aus Übungsstücken bestehende Holz-Sitzbank gebaut. Jüngst wurde die Bank, die künftig im Eingangsbereich stehen wird und noch eine Überdachung bekommen soll, feierlich übergeben.
„Vor dem Eingang der Hausgemeinschaft Jägersberg 16 soll mit der neuen Holzbank ein lauschiger Platz entstehen“, sagte Erich Witteborn als Vertreter für die Angehörigen der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, bei der Übergabe der Bank. „Die Angehörigen der an Demenz erkrankten Mitbewohnenden haben sich dafür stark gemacht, dass der Eingangsbereich als Visitenkarte des Hauses genutzt wird. Ebenso wie der auf die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz ausgerichtete Innenhof mit dem beschützten Garten“, erklärte Lars Kröger, stellvertretende Bereichsleitung für die Hausgemeinschaften mit Demenz der Paritätischen Pflege Schleswig-Holstein gGmbH (Pflege SH). Er dankte den acht Jugendlichen und Horst Dreyer für ihre tatkräftige Unterstützung. „Für uns ist das Bau-Projekt ein gutes und reales Beispiel, um die Teilnehmenden der BvB Lütjenburg, die von der Bundesagentur für Arbeit gefördert wird, handwerklich fit zu machen und sie beruflich unter anderem auf eine Ausbildung im Handwerk vorzubereiten“, erklärte Thomas Schult, Ausbilder im Berufsfeld „Lager/Handel“, stellvertretend für seinen Kollegen Horst Dreyer bei der Übergabe.
Berufsorientierte Förderung durch die Innung des Handwerks
„Die rund 20 Teilnehmenden im Alter zwischen 15 und 19 Jahren der BvB Lütjenburg orientieren sich während der zwölfmonatigen Bildungsmaßnahme durch Berufspraktika und gehen bereits einen Tag in der Woche ins Berufsbildungszentrum Preetz in die Berufsschule“, erläutert Tanja Schatomski, Geschäftsführerin vom Forum für berufliche Bildung und Qualifizierung – kurz FBQ GmbH. „Die Jugendlichen nehmen Teil an fachspezifischen Schulungen in den Berufsfeldern „Lager/Handel“ und „Bau und Architektur“. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmenden in der BvB von ausgebildeten Fachpersonal Stützunterricht in Deutsch, Mathe, Wirtschaft/Politik und Fachtheorie. Die Förderung grüner, sozialer und kommunikativer Kompetenzen gehöre zum Programm. „Bewerbungstraining und Medienbildung sowie sportliche Bewegung und kreative Projekte runden das Programm ab“, so Schatomski. Ziel sei die Vermittlung in eine Ausbildung.
Kooperation mit der Pflege SH im Aufbau
„Der Bau der Sitzbank für die Hausgemeinschaft für Menschen mit Demenz Jägersberg 16 in Kiel bildet den Auftakt einer gemeinsamen Kooperation der BvB Lütjenburg mit der Pflege SH. Im Rahmen der Förderung der sozialen Kompetenzen haben die Jugendlichen im Deutsch-Stützunterricht Kurzgeschichten geschrieben, die sie nun den Mitbewohnenden der Hausgemeinschaft in einer Lesestunde vortragen werden“, fährt Silke Stöterau, Sozialpädagogin in der BvB Lütjenburg, fort. „Ziel ist es, Erinnerungen bei den Demenzerkrankten – beispielsweise mit einer Kurzgeschichte zum Thema Schlittschuhlaufen – zu wecken, um dann in den Dialog zwischen Jung und Alt zu gehen. Ein Gegenbesuch in Lütjenburg zum Grillen ist für den Sommer angedacht.
„Das Projekt BvB ist ein Produkt der Agentur für Arbeit, das in Lütjenburg und Plön durch die FBQ GmbH mit viel Engagement seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird. Die hohe Vermittlungsquote in die verschiedensten Berufe im Verkauf, Lager, Pflege und Büro spricht für die hohe Qualität und
Bekanntheit der Maßnahme am regionalen Ausbildungsmarkt. Die Kooperation mit Pflege SH lässt sich hervorragend in die Förderung der sozialen Kompetenzen einbinden“, sagte Geschäftsführerin Tanja Schatomski. So startet zum Beispiel Ebby Klein (18) aus Kühren in Ostholstein als Teilnehmende der BvB Lütjenburg am 1. Februar ein einmonatiges Praktikum in der Hausgemeinschaft Jägersberg 16 in Kiel als Hauswirtschaftlerin. So ihr die Aufgaben in der Pflege und Betreuung gefallen, wird sie noch weitere Einblicke und berufliche Erfahrungen in den von der Pflege SH ambulant betreuten Hausgemeinschaften erhalten.
Wohnen in einer Hausgemeinschaft für Menschen mit Demenz
In der Hausgemeinschaft Jägersberg 16 in Kiel wohnen maximal zwölf Mitbewohnende, die von Mitarbeitenden der Pflege SH sowie von ihren Angehörigen betreut und gepflegt werden. „Menschen mit Demenz leben hier in Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen. Im Wohnbereich mit Küchentrakt gestalten sie ihr Leben gemeinsam. So wird beispielsweise zusammen eingekauft, gekocht, gebastelt oder gespielt“, erläutert die Leitung des Pflegeteams Anika Kühl das Konzept der Hausgemeinschaft. „Ergotherapie oder Physiotherapie werden durch externe Kooperationspartner als Hausbesuch angeboten. Ziel ist es, die Mobilität und die Autarkie der Erkrankten so lange wie möglich zu erhalten. Gemeinsam wird auch das Lebensende gestaltet, wenn die Kräfte nachlassen.“