Marlies Henke

Neustadt feiert ein halbes Jahrhundert Theaterkultur

Neustadt in Holstein. Was haben Bond-Girl Karin Dor, Eiskunstläufer Hans-Jürgen Bäumler, Talkmaster „Kuli“, Ohnsorg-Ikone Heidi Kabel, Comedian Hugo Egon Balder und die deutsche Harry-Potter-Stimme Rufus Beck mit Neustadt zu tun? Richtig! All diese Stars haben das Publikum bei „Theater in der Stadt“ begeistert.

50 Jahre, 647 Veranstaltungen, 263.000 Theatergäste
Seit 50 Jahren bringt der Neustädter Kulturservice renommierte Tourneetheater in die Stadt. Die Begeisterung für diese Veranstaltungsreihe ist bis heute ungebrochen. Was einst mit wenigen Vorstellungen begann, hat sich zu einem festen Bestandteil der Stadtkultur entwickelt, das unter dem Motto „Live ist besser!“ zahlreiche Theaterliebhaber in die Stadt zieht. Bis heute gab es 647 Veranstaltungen mit über 263.000 Besuchern.

Aller Anfang war „merkwürdig“
Am 30. September 1974 stimmte der Magistrat der Stadt Neustadt einstimmig dem Vorschlag des Kultur- und Schulausschusses zu, erstmals eine professionelle Theateraufführung zu veranstalten. Es sei eine „merkwürdige Angelegenheit“ gewesen, so der damalige Kulturamtsleiter Peter Grotz in einem Interview zum 40. Jubiläum, als er im Alter von 27 Jahren vom damaligen Bürgermeister Hans-Joachim Birkholz mit dem „Theater in der Stadt“ betraut worden war. Zu jener Zeit gab es kaum kulturelle Angebote in Neustadt. Erfahrung im Engagement von Theaterensembles oder in der Technik fehlte weitgehend. Der junge städtische Bedienstete fand in seinem neuen Büro voller Akten gerade mal zwei Ordner zum Thema Kultur.

Der erste Schritt auf die Bühne: Neustadts Theatergeschichte beginnt
Mit der Aufführung „Goldregen“ des Altonaer Theaters am 10. November 1974 nahm alles seinen Anfang. In der damaligen Schulaula war viel Aufwand nötig, um den Bühnenbereich für die Veranstaltungen vorzubereiten, doch in den ersten Jahren fanden etwa ein Drittel weniger Theateraufführungen statt als heute. In den 80er Jahren erschien dann die erste Theaterbroschüre, und bis zu 16 Gastspiele prägten das Programm. 1992 erfuhr die Aula eine umfassende Umgestaltung mit einer 99 Quadratmeter großen Bühne, samt moderne Lichtanlage sowie einer Bestuhlung für bis zu 481 Zuschauer. Der Grundstein für eine Spielstätte, die sich hinter anderen Theaterhäusern nicht zu verstecken braucht, wurde somit gelegt.

Jenseits des Rampenlichts: Helden hinter den Kulissen
In den 50 Jahren haben viele städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das „Theater in der Stadt“ nicht nur kennengelernt, sondern auch lieben gelernt. Viele unterstützen die Aufführungen im Garderoben- oder Bühnenteam, einige bereits seit über 30 oder sogar 40 Jahren. Eine von ihnen ist Gabriele Nellies, die fast von der ersten Stunde an dabei ist. Knapp 42 Jahre lang war sie für die Veranstaltungsreihe zuständig, zunächst unter der Leitung von Peter Grotz, ab 2006 dann eigenverantwortlich. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben blieb sie dem Garderobenteam treu und unterstützt dieses an den Theaterabenden. 2019 übernahm Beate Weidemann die Leitung des Kulturservices. Nach einer erfolgreichen ersten Saison sah sie sich jedoch sofort mit Herausforderungen konfrontiert: Aufgrund der Corona-Pandemie mussten ab 2020 zahlreiche Änderungen vorgenommen werden. Die Unterstützung der Theaterpaten, die das Theater in der Stadt seit vielen Jahren unterstützen, war in dieser Zeit wichtiger denn je, so Weidemann damals. „Ein zufriedenes Publikum und eine hohe Auslastungszahl sind die entscheidenden Maßstäbe für ein erfolgreiches Theater“, ist sie überzeugt.

Vielfalt auf der Bühne: Ein Programm für jeden Geschmack
Heute hat der Kulturservice Neustadt viel Erfahrung darin, namhafte Tourneetheater zu verpflichten. Als Mitglied der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen arbeitet der Kulturservice eng mit renommierten Theateragenturen wie Eurostudio Landgraf, Ohnsorg-Theater und Kurfürstendamm-Theater zusammen. Diese Kontakte ermöglichen es, stets die aktuellsten Schauspiele mit bekannten Künstlern zu engagieren. Von Komödien und Schauspielen bis hin zu Musikveranstaltungen – das „Theater in der Stadt“ bietet während der Spielzeit von September bis März ein vielfältiges Programm. Die Aufführungen orientieren sich weiterhin an dem ursprünglichen Konzept des „Theaters in der Stadt“, das aus dem gelben Abo (Potpourri), dem grünen Abo (Schauspiel) und dem roten Abo (Komödie) besteht. (he)


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