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51-2024

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Von Heidi Döring aus Timmendorfer Strand

Wie ich Weihnachten in Schweden feierte

Um meine Kurse als Gaststudentin

an der Kunstakademie in Stockholm

zahlen zu können und dazu den

Privatunterricht bei der bekannten

Künstlerin Marie Netz, habe ich

in Saltsjö-Duvnäas, einem Vorort

von Stockholm, eine Au pair-Stelle

angenommen: Somit hatte ich Un-

terkunft, eine bezahlte Arbeit und

Familienanschluss. Da ich meine

Reise im Herbst nach Schweden

antrat und alles erst erledigt wer-

den musste, wie Arbeitserlaubnis,

Aufenthaltserlaubnis, und was

zwingend notwendig war, Sprach­

unterricht zu nehmen, verging die

Zeit wie im Fluge. Hinzu kamen

die neuen Eindrücke. Ich kam

von einem Deutsch-

land nach dem Krieg,

mit teilweise Städten,

in denen noch die

Trümmer nach den

Bombenangriffen vom

2. Weltkrieg zu sehen

waren, in ein Schweden

mit 300 Jahren Frieden. Nichts war

kaputt, alles konnte man kaufen

und dazu ringsherum die herrliche

Natur.

Es war ein Abenteuer im fremden

Land, ich war 20 Jahre alt und hatte

in meiner Jugend keine Gelegenheit

zu reisen. Großes Glück hatte ich

mit der Familie, bei der ich ange-

stellt war. Ich wurde aufgenommen

wie eine Tochter, wohnte in einer

Villa außerhalb von Stockholm in

sehr schöner Gegend. Aus meinem

Zimmerfenster konnte ich auf einen

Ostseefjord sehen, der sich an eini-

gen Inseln vorbei durch einen grü-

nen Kiefernwald schlängelte.

Wie gesagt, die Zeit verging und

bald stand Weihnachten vor der

Tür. Und nun gab es sehr viele Tra-

ditionen zu berücksichtigen, die mir

fremd waren.

Das große Festtagsgericht in Schwe-

den ist der Weihnachtsschinken.

Ein Schinken wird in einer Brühe

gekocht und später überbacken. Da

meine Familie sehr auf die

Ernährung achtete und

jeden kleinen Fettrand

vom Fleisch ab-

schnitt, dachte ich,

dass diese feine

Brübe niemand braucht

und schüttete sie weg. Ein

Drama, eine Katastrophe, ich wusste

nicht, das Weihnachten alles anders

war. Die Tradition aus Hungerjahren

aus dem 30-jährigen Krieg gebot es,

aus der Schinkenbrühe die beliebte

Weihnachts-Kohlsuppe zu kochen.

Ich wurde gebeten, mit einer Milch-

kanne von einer tollen Villa zur

anderen in der Nachbarschaft zu ge-

hen, meinen Fehler zu erklären und

bei den sehr vornehmen Herrschaf-

ten um Schinkenbrühe zu bitten. Es

hat geklappt, mir kam zu Gute, dass

ich sehr gerne koche, so habe ich

also die Weihnachtskohlsuppe noch

hinbekommen.

Es wird wirklich in Schweden anders

Weihnachten gefeiert. Viel lustiger

als in Deutschland. Der Weihnachts-

baum steht meist in der Mitte eines

Raumes und am heiligen Abend

nach dem Julklapp wird mit der gan-

zen Familie um den Baum getanzt.

Die Geschenke werden liebevoll

eingepackt, mit Namen versehen

und jeder bekommmt einen Spott-

vers verpasst, über das, was ihm im

vergangenen Jahr misslungen war.

An meinem Paket klebte ein Zettel

mit folgendem Text: „Die Deutschen

essen gerne Speck, Schinkenbrühe

aber werfen sie weg!“ Ja, da musste

ich durch. Einen Weihnachtsmann

gibt es auch nicht, sondern viele

Weihnachtswichtel, einer allein

könnte ja gar nicht so viele Pakete

verteilen. Die kleinen Wichtel mit

roten Zipfelmützen schleichen ums

Haus und es ist besser, man stellt

ihnen Milchreis in den Garten, na-

türlich kommen sie dann gerne ins

Haus. Oft bedienen sich Füchse an

diesem Schmaus oder Nachbars Kat-

ze schmeckt der Brei. Dann sagen

die Erwachsenen, die Wichtel waren

da, haben den Brei probiert, und

ruck zuck fliegen die Julklapp-Pa-

kete ins Zimmer. Welch ein Spaß!

Aber der größte Spaß kommt zum

Schluss.

Weihnachtsabend ist die Zeit des

schwedischen Buffets, viele ver-

schiedene eingelegte Heringsvari-

ationen, Lachs, Käse, Leberpastete

und, und, und... möglichst alles

selbst gemacht und wenn man dann

sehr satt ist, wird zum Abschluss

der besagte Milchreis in Schälchen

serviert, und es ist darin eine ganze

Mandel versteckt. Es heißt, wer die

Mandel findet, wird im nächsten

Jahr heiraten. Es ist ein ewig Rätsel,

warum fast jedes Jahr zu Weihnach-

ten die Oma die Mandel findet. Ja,

mein Weihnachten in Schweden hat

für mich bedeutet: Lasst uns froh

und munter sein!

Skål mit einem Glögg,

Ihre Heidi Doring

Von Jutta Bachmann, Scharbeutz:

Weihnachtszeit

Lichterketten, Kerzenschein,

leuchtend an den Häusern.

Geh ich im Dunkeln

durch die Gassen,

kann meine Seele es kaum fassen.

Selbst bei Regen, Sturm und Wind,

berührt das warme Licht mich

wie ein Kind.

Gedanken werden warm ums Herz,

Menschen führen Gespräche

mit mir, so nett.

Plätzchenduft und Glühwein,

laden zum Verweilen ein.

Danke für die wärmende,

wartende Zeit,

in der dunkelsten Jahreszeit.