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Beratung für Landwirte: Verstärkung für das Team Naturschutz Deutscher Verband für Landschaftspflege zieht in der Robert-Schade-Straße ein

Eutin (ed). Ganz ohne Übertreibung kommt man aus, wenn man sagt: In der Eutiner Robert-Schade-Straße ist in dem Haus mit der Nummer 24 der Naturschutz zuhause – gestartet als Behördenstandort der Unteren Forstbehörde des heutigen LLnL (Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung SH), vergrößert durch die Integrierte Station Holsteinische Schweiz des LfU (Landesamt für Umwelt SH) und den Verein Wasser Otter Mensch, zog 2021 auch die Geschäftsstelle des Naturparks Holsteinische Schweiz in das Gebäude ein. Mit im Haus oder besser: Die Maßnahmen tatkräftig begleitend ist immder der oder die FÖJlerIn des BUND – im Moment ist das Birk Hering, den der gelebte Naturschutz im Haus strahlen lässt: „Ich wollte immer praktisch Naturschutz betreiben, und da bin ich hier richtig gut aufgehoben.“
„Das war natürlich kein Zufall“, sagt Carsten Burggraf von der Integrierten Station, „wir sind alle Protagonisten im Naturschutz, aber mit unterschiedlichen Einsatzorten, die im Laufe der Jahre zusammengerückt sind, um uns zu ergänzen und Synergieeffekte zu schaffen.“ Umso schöner, dass sich nun mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege ein weiterer „Mitbewohner“ gefunden hat – Anna Pfannenberg ist seit dem 1. März das neue Regionalbüro des DLV in Eutin. „Der DLV hat uns noch gefehlt“, schmunzelt Burggraf, „denn die landwirtschaftlich genutzten Flächen hatten wir noch nicht im Boot.“ Denn der DLV macht Naturschutzberatung für Landwirte und hat mit einem Katalog von 50 Maßnahmen rund um den Naturschutz das denkbar beste Werkzeug dafür zur Hand. „Diese Maßnahmen können, je nach individueller Fläche und Nutzung, umgesetzt werden“, so Anna Pfannenberg, „um Vielfalt zu fördern und effektiven Naturschutz zu betreiben.“ Die bekannteste dieser Maßnahmen ist sicherlich der Blühstreifen rund um die Fläche – gibt es aber auf dem Acker zum Beispiel eine vernässte Senke, kann diese aus der Fläche genommen und zum Habitat für Amphibien und Co gemacht werden. Oder lohnt es nicht, das ganze Getreide zu dreschen, kann es als Winterfutter oder „Wohnraum“ für Insekten stehen gelassen werden – „wir beraten die Landwirte dazu, erklären die Umsetzung und zeigen, welche Förderungen es für die Maßnahmen gibt.“ Weiter können Kleinstgewässer oder auch Knicks angelegt werden – „für jede Maßnahme gibt es einen fairen Ausgleich, der für die Landwirte nicht unattraktiv ist.“ Und für die Natur erst recht nicht.
„Mit dem DLV schließen wir eine Lücke im Haus“, so Carsten Burggraf, „und können wirklich jeden zu Naturschutz-Maßnahmen beraten.“ So ist Thea Daubitz mit dem Naturpark Holsteinische Schweiz vor allem für die kommunalen Flächen ihrer Mitgliedsgemeinden da, berät, welche Maßnahmen sich für welche Fläche eignen und hilft bei der Beantragung der Förderung. Blühflächen vor allem, aber auch die Sanierung von Kleingewässern, Nisthilfen wie gerade im Schlossgarten. Bei der Umsetzung steht dann gern der Naturparkranger zur Seite – er bekommt bis zum Jahresende Verstärkung: Die Integrierte Station stellt zwei weitere Naturparkranger in ihren Dienst, zusammen sollen sie dann den Menschen freundlich auf die Sprünge helfen, die sich wandernd, radelnd, reitend, picknickend im Naturpark bewegen und den Naturschutz dabei außer Acht lassen.
Urgestein im Haus ist Peter Hundrieser mit der Unteren Forstbehörde – „ich genehmige oder versage alles, was mit dem Landeswaldgesetz zu tun hat“, schmunzelt der Förster. Ob Baugenehmigung mit Waldüberplanung oder andere Eingriffe in den Wald wie für die Hinterlandanbindung gehen über seinen Tisch – zu seinen Aufgaben gehört allerdings auch Neuwaldbildung ebeso wie die naturnahe Gestaltung der Wälder mit standortheimischen Bäumen. „Und sie so zu gestalten, dass sie auch in 100 Jahren noch stehen, ihre Funktion erfüllen und dem Kliamwandel trotzen.“
Auf der Agenda der Integrierten Station Holsteinische Schweiz des LfU steht vor allem die Betreuung der Schutzgebiete und Kohärenzflächen ebenso wie die Umsetzung oder fachliche Begleitung von Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen, biotopgestaltenden Maßnahmen oder (Artenschutz-) Projekten sowie Beratungen zum Vertragsnaturschutz. Beispielhaft dafür ist die Grabenvernässung – wer auf seiner Fläche einen ehemaligen Graben hat, der wieder vernässt werden und so zum Lebensraum einer reichen Artenvielfalt werden soll, dem steht die Integrierte Station dabei mit Rat und Tat zur Seite. Ebenso werden Brutinseln installiert und gepflegt oder Grünland in extensive Nutzung überführt. „Unsere Aufgabe ist es“, erklärt Jens Rethwisch von der Integrierten Station, „seltene Arten zu schützen – von der Flusseeschwalbe über das Breitblättrige Knabenkraut bis zum Fischotter.“ So liegt der thematische Schwerpunkt der Eutiner Station im Bereich der Auenlebensräume mit Seen, Fließgewässern, Mooren, Feuchtwäldern und Grünlandstandorten inklusive der dort vorkommenden Arten. Der wiederum die Brücke schlägt zum letzten der „Mitbewohner“, dem Verein Wasser Otter Mensch eV, der Keimzelle im Haus – er hat sich den Schutz des Fischotters und seines feuchten Lebensraumes auf die Fahne geschrieben.
„Jetzt decken wir alle Flächen ab“, sagt Carsten Burggraf zufrieden – ob Wald, landwirtschaftlich genutzte, private oder kommunale Flächen, große Gärten, Naturschutzgebiete: In dem alten Backsteinhaus mit der Nummer wird beraten und begleitet, wer auf oder mit seinen Flächen etwas für die Natur tun will, kompetent, vielseitig und engagiert.

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