Reporter Eutin

Den Rechtsstaat verstehen

Ute Scholz und Matthias Pfaff gestalteten eine Lesung mit Diskussion zum Kinderbuch „Der war’s“, in der es um rechtsstaatliche Prinzipien ging.

Ute Scholz und Matthias Pfaff gestalteten eine Lesung mit Diskussion zum Kinderbuch „Der war’s“, in der es um rechtsstaatliche Prinzipien ging.

Bild: A. Jabs

Eutin (aj). Für diesen Termin braucht Staatsanwalt Matthias Pfaff keine Robe, die typischen dicken roten Bände mit den deutschen Gesetzen aber hat er auf dem Tischchen vor sich aufgebaut. Damit ist auch äußerlich sichtbar, worum es an diesem Vormittag in der Kreisbibliothek Eutin gehen wird: Um Recht, Gerechtigkeit und darum, wie die Frage nach Schuld und Unschuld in einem Rechtsstaat verhandelt wird. Gemeinsam mit Schüler*innen der sechsten Klassen des Eutiner Voß-Gymnasiums nähern die Juristin Ute Scholz und Matthias Pfaff dem Thema über das Kinderbuch „Der war’s“ von Juli Zeh und Elisa Hoven.

Erzählt wird darin die Geschichte eines Diebstahls in einer Schulklasse: Als das supergesunde Frühstück der beliebten Marie aus der 6a mehrfach verschwindet, ist der Schuldige für die Mädchen und Jungen schnell ausgemacht. Außenseiter Konrad gerät ins Fadenkreuz der Verdächtigungen und wird bald zum Opfer von Mobbing und (Vor-)Verurteilung, wobei auch Social Media eine Rolle spielt.

Aber ist Konrad wirklich der Dieb? Und selbst wenn, was ist eigentlich in einer solchen Problemlage zu tun? Die Voß-Schüler*innen verfolgen gespannt, was sich da entspinnt: „Die Geschichte ist gelungen, man kann sich vorstellen, dass so etwas auch bei uns passieren könnte“, sagt eine Sechstklässlerin und ein Mitschüler betont: „Mit Social Media jemanden zu mobben, das geht gar nicht!“ Scholz und Pfaff flechten geschickt wesentliche Fragen ein. Überlegt wird, wer hier zum Opfer wird. Nur die bestohlene Marie? Oder auch Konrad? Wie läuft eine Ermittlung ab, was und wen gilt es in den Blick zu nehmen? Und auch die Gründe, aus denen jemand die Regeln verletzt und stiehlt, kommen zur Sprache. Mit jedem weiteren Gedanken entfalten Ute Scholz und Matthias Pfaff das komplexe Geflecht rechtsstaatlicher Verfasstheit. Zentrale Begriffe wie „Selbstjustiz“ werden erklärt, Datenschutz und die Unschuldsvermutung anhand der Geschichte mit Leben gefüllt und damit in ihrer wesentlichen Bedeutung nachvollziehbar.
Genau das ist das Anliegen, das mit dem Projekt „Recht.Staat.Bildung.“ verfolgt wird: Im Austausch mit Richter*innen und eben Staatsanwält*innen sollen Schüler*innen Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die rechtsstaatlichen Strukturen entwickeln. Dafür kooperieren die schleswig-holsteinische Justiz, das Justizministerium und das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein. Verschiedene Formate sind möglich. Da die Juristin Ute Scholz Mitglied im Förderkreis der Kreisbibliothek ist, lag die Lesung nahe. Für Vorstandsmitglied Claudia Mohns ergänzen sich die Leseförderung und die Rechtsstaatlichkeit vortrefflich: „Hier erfahren die Kinder, wie wichtig Fairness und Regeln sind und dass es unverzichtbar ist, dass wir uns daran halten. Nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern die Stärke des Rechtes“, sagt sie.

Für Matthias Pfaff ist es ein besonderes Erlebnis, nicht nur zu vermitteln, was seinen beruflichen Alltag prägt, sondern zu erleben, dass sich die junge Generation interessiert und engagiert mit diesen Inhalten auseinandersetzt. Dass es durchaus lebhaft zugeht, ist ganz in seinem Sinn: „Es ist ein spannendes Projekt und wenn es dabei nicht mucksmäuschenstill ist, ist das ein gutes Zeichen, weil man merkt, dass die Schülerinnen und Schüler mitgehen“, meint der Staatsanwalt. Vom Wissen und der Diskussionsfreudigkeit der Jugendlichen ist er durchaus beeindruckt und er selbst erweist sich im Zusammenspiel mit Ute Scholz als bester Anwalt des Rechtsstaats.

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